Analyse zeigt: Grazer Gehsteige werden zur Barriere
Eine Alltagssituation in Graz: Auf einem Gehsteig liegt Hundekot, an einer anderen Stelle ragt ein Auto zu weit hinein. Kein Problem für die meisten Passanten, sie weichen einfach aus. Schwieriger gestaltet sich die Angelegenheit allerdings für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Die Landesleitung Steiermark des unabhängigen "Monitoren Experten Netzwerk" hat sich im Vorjahr auf Erhebungstour durch Graz begeben und mögliche Behinderungsgründe auf Gehsteigen erhoben. In Summe wurde das rund 50 Kilometer lange Gehsteignetz von 17 Personen in über 1.000 Arbeitsstunden auf Herz und Nieren geprüft. Fazit: Besonders für Personen mit Sehbehinderungen kann so mancher Spaziergang zum Spießrutenlauf werden.
Ungeschnittene Hecken
"Vor allem Hecken werden dabei zum Problem", verweist "Monitoren Experten Netzwerk"-Präsident Heinz Leutgeb auf jene aufgezeichneten 6.349 Meter Hecken, die zwischen 20 und 41 Zentimeter in die Gehsteige hineinragen. Sträucher und Geäst verbergen in manchen Fällen aber auch Verkehrsschilder. "In diesem Bereich haben wir 59 Fälle verzeichnet."
Aufsteller als Hindernis
Noch problematischer sind Aufsteller für Werbe- und Marketingzwecke, die man nahezu in der gesamten Murmetropole vorfindet. "In der Sporgasse tun wir uns da wirklich schwer", sagt dazu etwa Heinz Hammer. Der gebürtige Oststeirer, der in der Werkstätte des Grazer Odilieninstitutes arbeitet, verfügt nur über ein Rest-Sehvermögen von rund zwei Prozent und ist oft in der Stadt unterwegs. "Wir konnten insgesamt 521 Behinderungen feststellen. 87 Betriebe wurden daraufhin freundlich auf ihre Aufstellgenehmigung durch die Stadt Graz befragt. Erkenntnis: Mehr als 60 Prozent hatten keine Genehmigung", ist Leutgeb fassungslos.
Gefährlich wird es für Hammer und seine Kollegen aber auch, wenn parkende Autos zu weit in den Gehsteig hineinragen. "Wir kommen dann kaum vorbei. Auch nicht korrekt abgestellte Fahrräder bereiten uns Sorgen." Sämtliche Hindernisse sind aber nicht nur für Blinde, sondern auch für Rollstuhlfahrer oder Kleinkinder ein Problem. "Man muss aber sagen, dass in Graz wirklich sehr viel getan wird. Mit dieser Analyse wollen wir vor allem die Bevölkerung sensibilisieren, ein bisschen mehr Acht zu geben."
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