Business Lunch
Mario Barth: Lieber bunt als eintönig

Gediegen im Cafe Sacher: Michael Haindl (Sacher) serviert das Essen, Lucia Schnabl (WOCHE) und Mario Barth sprechen über Tattoos. | Foto: Foto Jörgler
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  • Gediegen im Cafe Sacher: Michael Haindl (Sacher) serviert das Essen, Lucia Schnabl (WOCHE) und Mario Barth sprechen über Tattoos.
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Tattoo-Star Mario Barth besitzt sechs Studios, vier in den USA. Mit der WOCHE plaudert er über die Branche.

In der Steinfeldgasse 14 eröffnete er 1989 das erste Tattoo-Studio Österreichs mit Gewerbeschein, heute ist er Star-Tätowierer in den USA und besitzt neben sechs Salons auch die Tattoo-Farbfirma "Intenze". Die Rede ist von Mario Barth, der sich innerhalb kürzester Zeit vom Grazer Untergrund in die Reihen der Reichen und Schönen gemausert hat – und das, ohne dabei den Boden zu verlieren. Im WOCHE-Businesslunch spricht er über seinen Werdegang, Herausforderungen und die Branche.

Wie konnten Ihre Studios so erfolgreich werden?
Ich habe relativ schnell verstanden, dass ein Tattoo-Studio offen und überschaubar sein muss, um erfolgreich zu sein. Ich nenne das "Aquarium". Wichtig sind natürlich auch Hygiene und Arbeit – aber das versteht sich von selbst.

Wie stellen Sie die Qualität in Ihren Studios sicher?

Andere Menschen lesen morgens die Zeitung, ich sehe mir jedes einzelne Tattoo an, das am Vortag in meinen Studios gestochen wurde. Das funktioniert mittlerweile wie "Speedreading". Außerdem schicke ich monatlich Testkäufer in meine Studios.

Nehmen Sie Ihre Tätowierer auch selbst unter Ihre Fittiche?
Ich habe mein Wissen schon immer gerne weitergegeben – das hat mir vor allem zu meinen Anfangszeiten in Graz viel Kritik eingebracht, weil ein starker Machtkampf zwischen den einzelnen Tätowierern herrschte. Dabei sind Aus- und Weiterbildung vor allem in dieser Branche unerlässlich. Immerhin verändert man den Körper des Kunden mit seiner Arbeit für immer.
Deshalb habe ich voriges Jahr in den USA eine große Trade-Show veranstaltet, wo sich 200 Tätowierer zu unterschiedlichsten Themen weiterbilden konnten. Für 2019 gibt es schon 400 Anmeldungen. Deshalb plane ich jetzt auch eine Universität für Tätowierer in New York und Berlin.

Was macht einen guten Tätowierer aus?
Das entscheidet der Kunde. Für mich muss ein guter Tätowierer in der Lage sein, seine eigenen Emotionen wegzulegen und auf den Kunden einzugehen. Viele Tätowierer sind Künstler – sie wollen machen, was sie wollen und vergessen dabei, dass es der Kunde ist, der sich die Arbeit dann ein Leben lang ansehen muss.

Wie unterscheiden sich die amerikanischen Kunden von den Österreichern?

Die Amerikaner sind spontaner. Wenn sie sich für ein Tattoo entscheiden, wollen sie es sofort gestochen haben.

Mittlerweile haben schon so viele Menschen ein Tattoo. Wird die Nachfrage bald abflachen?

In den USA haben cirka 42 Prozent aller 18- bis 55-jährigen ein Tattoo, Österreich hinkt da noch um mindestens zehn Jahre hinterher. Meiner Meinung nach beginnt der Trend hier erst – und wird vor allem von Frauen beeinflusst.

Wie?
Frauen vergleichen mehr und sind dadurch auch anspruchsvoller in der Qualität. Das übt einen immensen Druck auf die Branche aus, die immer besser werden muss, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Was bringt die Zukunft? Was wünschen Sie sich?

Wünschen würde ich mir Öffnungszeiten am Sonntag. Die Zukunft bringt eventuell eine Expansion in andere Bundesländer. Ich hätte einige Angebote aus Wien, bin mir aber noch nicht sicher, ob ich diese annehmen werde. Außerdem möchte ich meine Tattoo-Farbfirma "Intenze" weiter ausbauen.

Zum Abschluss: Ist es eigentlich nervig, einen deutschen Komiker als Namensvetter zu haben?
Gar nicht, wir fahren sogar gemeinsam auf Urlaub! Kennengelernt haben wir uns in einem Hotel in den USA. Mario wurde versehentlich in mein Stammzimmer eingecheckt. Das hat für viel Verwirrung gesorgt, war aber eine lustige Geschichte.


Informationen zu
Mario Barth Tattoo

Im Jahr 1989 eröffnete Mario Barth das erste Tattoostudio mit Gewerbeschein in Österreich.
Der Tätowierer kehrte 2016 nach Graz zurück, um mit einem Studio am Andreas-Hofer-Platz durchzustarten.
Vor rund einem Jahr folgte der Flagship-Store in der Kärntner Straße.
Heute hat Mario Barth um die 250 Angestellte, cirka 30 davon arbeiten in den Salons in Graz.
Gemeinsam mit seinem Team und in Zusammenarbeit mit dem SK Sturm Graz stellte Mario Barth den Weltrekord für die meisten gestochenen Tattoos in acht Stunden auf: 333 Fans ließen sich das SK-Sturm-Logo tätowieren.
Seit 2014 stellt er nach Brustamputationen an der LKH-Uniklinik Brustwarzen mittels Tattoo wieder her.
Er hat auch die "Intenze"-Tattoofarben entwickelt.
Web: www.mariobarthtattoo.com

Das ist
Mario Barth

Geboren am 15. Juli 1966 in Bregenz
Aufgewachsen in der Schönausiedlung in Graz
Ging in die Grieskai-Schule, hielt sich aber lieber im Augartenbad auf.
Tätowierte mit zwölf Jahren zum ersten Mal einem Freund einen Totenkopf.
Sein erstes Tattoo ließ er sich im Alter von 19 Jahren stechen.
Hat zu Beginn im Untergrund tätowiert.
Reiste 1986 in die USA, wo er den Tätowierer Sailor Bill Johnson kennenlernte, was Mario Barth nachhaltig beeinflusste.
1989 eröffnete Mario Barth das österreichweit erste Tattoo-Studio mit Gewerbeschein und holte so das Tätowieren aus dem Untergrund.
Entschied sich, Graz zu verlassen und startete im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" voll durch.
Besitzt heute vier Tattoo-Studios in den USA und zwei in Graz.
Entwickelte die Tattoofarben "Intenze" und brachte erst kürzlich die ersten "One-Cap-Farben" auf den Markt. Auf diese Art und Weise erhält jeder Kunde seine eigene, sterile Farbe.
Gibt immer 100 Prozent: "Entweder ganz oder gar nicht."
Strebt ständig nach dem "perfekten" Tattoo.
Für ihn ist tätowieren "Urlaub".
"Lebt" im Flugzeug.



Gast und Wirtschaft

Cafe Sacher
Herrengasse 6

Beschreibung: 1832 beauftragte Fürst von Metternich den 16-jährigen Kochschüler Franz Sacher mit der Herstellung einer Torte aus Schokolade und Marillen-Marmelade. 1876 eröffnete dessen Sohn, Eduard Sacher, in Wien das exklusive Luxushotel "Sacher". Die gleichnamige Torte wird prompt zum Markenzeichen des Hauses. Seit 2003 gibt es das Café Sacher auch in Graz und vereint Kaffeehaus, Weinbar und Gourmet-Restaurant.
Das Essen: Große Portionen, appetitlich angerichtet und schmackhaft. Zwischen 11.30 und 14 Uhr gibt es ausgiebige Mittagsmenüs, bestehend aus Vor-, Haupt- und Nachspeise.
Die WOCHE meint: Das Café Sacher bietet gutes Essen zu angemessenen Preisen bei schönem Ambiente. Das Personal ist äußerst freundlich und zuvorkommend, aber nicht aufdringlich.
Fazit: Das Café Sacher bietet mehr als nur Kaffee und Torte – deshalb vorab auch unbedingt einen Tisch reservieren!

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