Ikebana in der Hofgasse
Wie Blumen und Stadtplanung Hand in Hand gehen

- Über ihre Liebe zu Blumen und die gemeinsame Nachbarschaft haben sich die Architektin und Stadtplanerin Sanela Pansinger (l.) und die Soziologin und Bio-Blumenbäuerin Margrit De Colle (r.) gefunden – nun beleben sie die Umgebung ihrer Unternehmen in der Hofgasse.
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Mit der japanischen Blumenarrangement-Technik Ikebana wollen Architektin und Stadtplanerin Sanela Pansinger und Soziologin und Bio-Blumenbäuerin Margrit De Colle Menschen inspirieren – und leben Gestaltungsmöglichkeiten in der Hofgasse vor.
GRAZ/INNERE STADT. Ikebana, wörtlich übersetzt "lebende Blume", ist die japanische Art, Pflanzen zu arrangieren. In der Hofgasse haben sich die dort mit ihren Unternehmen ansässigen Sanela Pansinger, Architektin und Stadtplanerin bei "adasca", sowie Margrit De Colle, Soziologin und Bio-Blumenbäuerin bei "vom Hügel", diese Art der Pflanzengestaltung zum Vorbild genommen und verbinden sie mithilfe ihres gesamten Teams auf einzigartige Weise mit der Gestaltung ihrer Straße bzw. ihrem Raum.
Mensch und Natur
"Im Ikebana ist ein wichtiger Grundsatz, wie Objekte und Raum miteinander interagieren", erklärt Pansinger. "Nicht die Blumen alleine sind entscheidend, auch der Ort, an dem sie stehen, der Raum zwischen ihnen und Objekte, wie Schalen und Tischen, die Teil der Gestaltung werden. Es ist eine andere Herangehensweise an den Umgang mit Blumen, in der es um die Beziehung zwischen Mensch und Natur vor Ort geht."
"Wir haben uns gedacht, dass wir diese Prinzipien nach außen tragen können, in unserem Fall in die Hofgasse", ergänzt Margrit De Colle. "Es hilft, die eigene Straße in einem neuen Blickwinkel zu betrachten, Potenzial zu entdecken und weiterzuentwickeln."

- Blumen arrangieren mitten auf der Straße: Das setzten Pansinger und De Colle mit ihrem Team mitten in der Hofgasse um.
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Geschehen ist das in Form eines Ikebana-Kurses, der mitten auf der Straße auf die Beine gestellt wurde – mit großem Erfolg. Nun sind weitere Termine anberaumt. "Wie bei Ikebana in der Gestaltung greifen in einer Stadt viele Elemente, ob soziologisch, stadtplanerisch und architektonisch, ineinander", zieht Pansinger Parallelen. "Wichtig ist, auf den Raum einzugehen. Wenn wir unsere Kurse abhalten oder die Pflanzentröge in der Hofgasse gestalten, wird diese quasi unser Gefäß", führt De Colle aus. "Was hier funktioniert, muss nicht zwangsläufig genauso anderswo funktionieren, aber wir wollen die Menschen inspirieren, ihre Umgebung bewusster wahrzunehmen. Die Prinzipien lassen sich auf alle Stadtteile übertragen."

- "Wir wollen die Menschen inspirieren, ihre Umgebung bewusster wahrzunehmen", so das Kredo der beiden Damen.
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Leerer Raum als Chance
Auch Leerraum spielt eine große Rolle, wie Pansinger erklärt: "Beim Gestalten braucht es nicht nur eine gesunde Nähe, sondern auch einen gesunden Abstand. Das sehen wir in Städten, die am Wasser liegen, wie Venedig, Kopenhagen und Amsterdam. Durch ihre Kanäle kann man im Stadtbereich immer ein bisschen durchatmen. Im öffentlichen Raum sind diese Atempausen im räumlichen Gefüge sehr wichtig." Entsprechend kann sie auch dem Leerstand, über den in der Innenstadt aktuell viel diskutiert wird, Positives abgewinnen.

- Sanela Pansinger sieht im aktuellen Leerstand auch Möglichkeiten: "Natürlich fordern alle eine sofortige Lösung. Aber die wird nicht von heute auf morgen funktionieren, wir können dagegen schrittweise etwas ausprobieren und so Neues wachsen lassen."
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"Der aktuelle Leerstand ist wahrscheinlich eine notwendige Transformation", so Pansinger. "Natürlich befinden wir uns jetzt in einer Phase, in der alle ungeduldig sind und sofort eine Lösung fordern. Aber ich glaube, ein guter Schritt ist auch zu sagen, es ist gut, dass es jetzt eine Phase der Wandlung gibt. Die wird nicht von heute auf morgen funktionieren, aber wir können schrittweise etwas ausprobieren und so Neues wachsen lassen."

- "Wir Menschen sagen viel zu oft, tun wir etwas für die Natur und stellen diese auf eine Bühne, vergessen aber dabei, dass wir ja mitten drinnen und ein Teil von ihr sind", ist Margrit De Colle überzeugt.
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Womit wir wieder bei den Pflanzen sind. "Öffentlicher Raum und Grünraum sind zwei wichtigste Elemente einer Stadt. Ich finde es irgendwie lächerlich, dass noch immer Klima- oder Photovoltaikmaßnahmen gefordert werden, obwohl diese längst selbstverständlich sein sollten", so Pansinger. "Wir Menschen sagen viel zu oft, tun wir etwas für die Natur und stellen diese auf eine Bühne, vergessen aber dabei, dass wir ja mitten drinnen und ein Teil von ihr sind", ergänzt De Colle.

- Über das restliche Jahr sind weitere Kurstermine geplant, die die Menschen inspirieren sollen.
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Kurstermine und mehr
Neben ihren Ikebana-Kursen kümmern sich Sanela Pansinger und Margrit De Colle um die Gestaltung der Hofgasse. So öffnete De Colle heuer erstmals vor ihrem Geschäft ihren "Gastgarten", wo sie bewusst ihre Pflanzen präsentiert. "Viel zu oft sind Gastgärten keine Gärten", so die Blumenliebhaberin. In den kommenden Monaten wollen die beiden Frauen im Zuge ihrer Kurstermine Menschen inspirieren. "Denn was wir gestalten, gestaltet auch uns", so die beiden.
- Ikebana und Raum: 14. und 20. Juni, 10–16 Uhr (Ausgebucht)
Preis: 285 Euro (inkl. Zutaten) - Healing Spaces: 23. und 30. August, 10–16 Uhr
Preis: 375 Euro (inkl. Zutaten) - Florale Visionen: 13. und 27. September, 10–16 Uhr
Preis 320 Euro (inkl. Zutaten)
Mehr Informationen dazu gibt es auf www.vomhuegel.at.
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