Kinderbetreuung
Arbeiten mit Kind bleibt in der Steiermark schwierig

- Der aktuelle Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer zeigt: Das Thema Kinderbetreuung in der Steiermark bleibt eine Baustelle.
- Foto: Unsplash/La-Rel Easter
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Viele Eltern – vor allem Mütter – stehen auch 2025 in der Steiermark vor demselben Problem: Sie wollen arbeiten, finden aber keinen Kinderbetreuungsplatz. Der aktuelle Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer zeigt: Zwar gibt es punktuelle Verbesserungen, doch nach wie vor fehlt es an flächendeckenden Angeboten, ganztägiger Betreuung und ausreichend Plätzen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt für viele ein täglicher Balanceakt.
GRAZ/STEIERMARK. "Ich kann nicht arbeiten, weil mein Kind keinen Betreuungsplatz hat" - so oder so ähnlich lautet das Problem vieler Eltern - vor allem Mütter - in der Steiermark. Auch 2025 ist Kinderbetreuung in der Steiermark für viele Familien noch immer ein täglicher Kraftakt, wie AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim berichtet: "Täglich hören wir bei Beratungen, dass eine berufliche Tätigkeit aufgrund der mangelnden Kinderbetreuungssituation reduziert oder ganz aufgegeben werden muss."
Beruf und Familie: Vereinbarkeit bleibt schwierig
Zwar erfüllen heuer 154 der 285 steirischen Gemeinden die Kriterien für die beste Kategorie im Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer – das sind drei mehr als im Vorjahr. In diesen Gemeinden gibt es Betreuungsangebote für alle Altersstufen: eine Einrichtung für Kinder unter drei Jahren, einen ganztägigen Kindergarten sowie eine Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die tatsächliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch immer zu wünschen übrig lässt. So erfüllen nur 72 Gemeinden die zusätzlichen Anforderungen des sogenannten Vereinbarkeitsindikators – das ist sogar eine weniger als im Vorjahr. Dieser Indikator berücksichtigt unter anderem, ob es die Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen beiden Elternteilen ermöglichen, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen.

- Cordula Schlamadinger (Kinderdrehscheibe), AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim (v. l.) präsentierten den 12. AK-Kinderbetreuungsatlas.
- Foto: AK Stmk/Derler
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Hinzu kommt: Selbst in jenen Gemeinden, in denen die Infrastruktur für die Kinderbetreuung grundsätzlich gut ausgebaut ist, fehlt es an Plätzen. Etwa in Graz, Bruck oder Leoben gibt es zwar ein gutes ganztägiges Angebot für alle Altersgruppen, viele Eltern stehen mit ihren Kindern aber dennoch auf den langen Wartelisten der Kindergrippen und Kindergärten. Bei der Platzvergabe ergibt sich dann ein weiteres Problem: Arbeitssuchende Eltern werden weiter hinten gereiht, was häufig bedeutet, dass weder ein Betreuungsplatz gefunden, noch einer beruflichen Tätigkeit nachgegangen werden kann. In weiterer Folge entfällt den Betroffenen aber dadurch auch der Anspruch auf Arbeitslosengeld. "Das soll sich ändern", sagt AK-Präsident Josef Pesserl. Auch ein Problem ergibt sich bei Eltern, die erneut in Karenz gehen: Sind sie für die Betreuung ihres zweiten Kindes zu Hause, verlieren sie den Betreuungsplatz für ihr älteres Kind.
Ergebnisse Kinderbetreuungsatlas 2025
Positive Entwicklungen
- Jede einzelne Gemeinde in der Steiermark bietet mindestens eine Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung für Kinder von 3 bis 6 Jahren an.
- Die Zahl jener Gemeinden, in denen es Kinderkrippen gibt, ist seit Juni 2024 von 177 auf 182 im Mai 2025 gestiegen.
- Gegenüber dem Vorjahr haben sich 13 Gemeinden (laut Kategoriesystem) in ihrem Angebot verbessert, während es bei 14 Gemeinden zu einer Abstufung kam.
Negative Entwicklungen
- Weiterhin rückläufig ist die Zahl der Tageseltern: Steiermarkweit gibt es derzeit insgesamt 433 Tagesmütter und -väter, die Kinder im eigenen Haushalt bzw. in Betriebs- oder Gemeinderäumlichkeiten betreuen. 2024 waren es noch 437.
- in 42 Gemeinden hat der Kindergarten nur halbtags geöffnet (meistens von 7-13 Uhr)
- In nur 95 Gemeinden (knapp 33 Prozent) gibt es maximal 5 Schließwochen im Kindergarten
Kinderbetreuungsatlas: Gemischte Bilanz
Positiv sticht in der aktuellen Erhebung der Arbeiterkammer hervor, dass jede einzelne Gemeinde in der Steiermark mindestens eine Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung für Kinder von drei bis sechs Jahren anbietet. Ebenfalls erfreulich: Die Zahl jener Gemeinden, in denen es Kinderkrippen gibt, ist seit dem Juni 2024 von 177 auf 182 im Mai 2025 gestiegen. Weiterhin rückläufig ist hingegen die Zahl der Tageseltern: Steiermarkweit gibt es derzeit insgesamt 433 Tagesmütter und -väter, die Kinder im eigenen Haushalt bzw. in Betriebs- oder Gemeinderäumlichkeiten betreuen. 2024 waren es noch 437 Tageseltern.
Ein Problem bleiben außerdem die Öffnungszeiten: Viele Gemeinden bemühen sich zwar, ihre Tages-Öffnungszeiten anzupassen. In 42 Gemeinden haben die Kindergärten aber nach wie vor nur halbtags geöffnet und zusätzlich stellen die Ferienschließwochen von häufig bis zu neun Wochen im Sommer berufstätige Eltern vor logistische Herausforderungen: In nur 95 Gemeinden gibt es maximal fünf Schließwochen im Kindergarten. Diese Problematik äußert sich vor allem in ländlicheren Regionen.

- Selbst in jenen Gemeinden, in denen die Infrastruktur für die Kinderbetreuung grundsätzlich gut ausgebaut ist, fehlt es an Plätzen.
- Foto: Land OÖ/Gerstmair
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Finanzierung und Personalbedarf
Alles in allem zeigt die aktuelle Erhebung der Arbeiterkammer also viel Nachholbedarf im steirischen Kinderbetreuungsangebot. "Wir sehen durchaus Bemühungen in der Politik, dennoch gibt es weiterhin große Defizite", fasst der AK-Präsident zusammen. Die Problematik liegt dabei sowohl bei der notwendigen Finanzierung als auch beim Personalmangel. Ein bundeseinheitliches Rahmengesetz, das Mindestöffnungszeiten beziehungsweise Schließtage regelt, ist eine der Forderungen der Arbeiterkammer. Denn derzeit sind Gemeinden nicht verpflichtet, für ein entsprechendes Angebot zu sorgen. Was es brauche, sei außerdem ein "Masterplan" für die Kinderbetreuung. Denn derzeit fehle es etwa auch an Daten darüber, wie viele Familien in der Steiermark nun im Herbst ohne Betreuungsplatz für ihre Kinder dastehen werden.
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