Töpfermarkt Graz 2020 (Claydays)
Simone Krug-Springsguth - „Ton ist Gedankenstaub“

Simone Krug-Springsguth an ihrem Stand beim Töpfermarkt 2019 | Foto: Simone Krug-Springsguth
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  • Simone Krug-Springsguth an ihrem Stand beim Töpfermarkt 2019
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Simone Krug-Springsguth und ihr Mann Gunter bereiten sich gerade auf den 14.Internationalen Töpfermarkt in Graz (21.-23.August am Karmeliterplatz) vor.
„Rauchblau“ ist der poetische Name ihres Ateliers in Sachsen. Simone erzählte mir im Vorfeld der Claydays von ihrer Arbeit, ihrem Leben und dem, was es lebenswert macht.

Was macht dein Leben aus?

Das Tun mit den Händen... selbst etwas zu erschaffen... und dann die Menschen damit zu erreichen.
Wenn mir das gelingt und die Menschen sich mit meinen Arbeiten identifizieren können, wenn ich sie berühre und erreiche, dann erlebe ich das, was Leben für mich ausmacht.
Ich bezeichne es als „das besondere Glück“, Menschen zu treffen, mit denen ich mich darüber austauschen kann und die meine Arbeiten gerne erwerben wollen, weil sie durch sie berührt werden.
Schöne Momente, die gar nichts mit materiellen Dingen zu tun haben, sind oft das Wesentliche.

In dieser seltsamen Zeit – bekommen da die kleinen Dinge eine andere Bedeutung?

Die Bedeutung ist die gleiche geblieben, aber ich glaube, dass die Wertschätzung und die Wahrnehmung sich verändert haben. Man hat früher so viele Dinge als selbstverständlich angenommen. Nun haben die Wahrnehmung der vielen kleinen, so zauberhaften Dinge und ihre Wertschätzung einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Das habe ich auch von vielen Menschen um mich herum gehört.
Sonst sind wir durch unsere Arbeit viel auf Reisen zu Ateliers und Märkten, nun aber wurde von außen Ruhe auferlegt. Da merkte man, wie wichtig die Vereinfachung der Dinge und die Rückkehr zu den wesentlichen, ursprünglichen Dingen und Werten sind – Werte wie Achtung, Aufmerksamkeit und Toleranz.
Auch unsere Wohn- und Lebenssituation habe ich gerade in dieser Zeit besonders geschätzt.

Deine Werkstatt liegt in Sachsen, in der Nähe von Chemnitz. Wie lebst und arbeitest du dort?

Mein Mann – ein Gestalter und Kommunikationsdesigner – und ich haben hier einen Ort geschaffen, an dem wir unser kreatives Tun umsetzen und leben können.
Wir haben einen Wohn-Atelier-Komplex in U-Form gestaltet, an dessen Enden unsere beiden Ateliers liegen.
Bei Galeriefesten wird dann auch gerne der dazwischen liegende Wohnbereich einbezogen und alles wird eins.
So können wir das Leben und das Arbeiten immer verbinden, was ja auch unser Lebensmodell ist.

Wenn sich – wie in der „Corona-Zeit“ - die Welt oft feindselig zeigt, wie und wo findest du den Mut, neue Wege zu gehen?

Vor Kurzem waren wir in Ateliers im Norden Deutschlands und spürten dort Zuversicht und Offenheit in der Suche nach neuen Wegen. Ich denke, es wird sich ein Weg finden.
Aber der direkte Kontakt mit den Menschen ist für mich unglaublich wichtig. Diese Kombination aus Leben, Arbeiten und Reisen über die Keramik bedeutet mir viel. An all dem hänge ich sehr und hoffe, dass es wieder möglich sein wird.
Gerade die Keramiker verbindet etwas Tiefes, das man auf den Märkten im direkten Austausch auch immer gut spürt.

Du sagst, deine Keramiken sind erzählte Geschichten. Welche gehört zu dieser jetzigen Zeit?

Eine alte, sehr intensive Geschichte ist in den Fokus gerückt. Darin geht es um das Innehalten und das Besinnen. Im Rahmen dieser Innenschau spielt das Zirkuszelt, das wir in unserer Kindheit in uns tragen und in dem wir „Meister der Manege“ sind, eine große Rolle. Im Zuge des Erwachsenwerdens gehen Leichtigkeit und Träume oft verloren.
Indem man im Leben langsamer geht, kann man sich wieder auf die ursprünglichen Ziele und die „Blume am Wegesrand“ einlassen und findet vielleicht den Mut, das „innere Zirkuszelt“ neu aufzubauen.
Die Geschichte heißt „Die Erinnerung an morgen“ und wurde von meinem Mann illustriert.

Wie kam es dazu, dass du Bücher schreibst?

Schon als Kind mochte ich Geschichten, Träume und Fantasien. Später habe ich für meine Kinder Geschichten erzählt. Doch erst während einer Exkursion im Rahmen meines Studiums entstand auf Santorin, wo aufgrund der Vulkanlandschaft eine ganz besondere Energie herrscht, dank meinem späteren Mann der konkrete Plan, aus meinen Geschichten und Texten Bücher zu machen.
Ich möchte eine „leise Kraft“ zum Ausdruck bringen und kann meine keramischen Arbeiten mit meinen Texten in Verbindung bringen.

Welche Ausbildung hast du als Keramikkünstlerin absolviert?

Die Handwerkskammer in Chemnitz bot das Studium „Gestalten im Handwerk“ an. Das war ein berufsbegleitendes Studium, das viereinhalb Jahre dauerte. Dort unterrichteten Dozenten von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Schwerpunkte waren Produktdesign, Naturstudium und vieles mehr, also generell die Grundlagen der Gestaltung. Das Studium orientierte sich stark am Bauhaus-Studium und war gewerbeübergreifend, was zu neuen Blickwinkeln führte.

Was kannst du über deine keramischen Arbeiten erzählen?

Ich arbeite aus dem Bauch heraus, aus dem Gefühl. Die reine Emotion ist die Basis meiner Arbeiten.
Ich gehe von einem bestimmten Thema aus, aber die Form ist anfangs nur ein vages Gefühl im Hintergrund. Erst im Tun entsteht dann etwas Neues, dem ich mich völlig öffne. Sinnlichkeit und Sehnsucht, die mit meinem Thema verbunden sind, finden so Ausdruck und Gestalt.
Die Zerbrechlichkeit, die in diesem Moment in mir herrscht, und meine Gefühle fließen in meine Arbeit hinein.

Wie kam es zu dem Namen „Rauchblau“?

Rauchblau ist meine Lieblingsfarbe.
Die Nuancen von Farben sind mir wichtig. Rauchblau ist ein sehr erdiges Blau, das nicht aufdringlich ist. So sind auch meine Arbeiten nicht aufdringlich, werden aber von den Menschen wahrgenommen und geliebt, die eine hohe Sensibilität haben.
Da ich ja nicht nur keramisch arbeite, sondern auch mit Texten und Illustrationen, fand ich in „Rauchblau“ einen Namen, der ein Überbegriff für die Gesamtheit meiner Arbeiten ist.

Welche Arbeitstechniken wendest du an?

Ich bevorzuge den freien Aufbau. Die Tone, die ich mag, mische ich selbst. Ich versuche dabei, die Klarheit des Materials zu brechen. Einerseits arbeite ich mit groben Materialien, andererseits aber auch mit feinem Porzellan.
Ich bin sehr neugierig und probiere immer gerne Neues aus. Wichtig ist mir, die Menschen zu erreichen, und so suche ich Wege, um die Lebendigkeit in mir und im Kontakt zu den Menschen zu erhalten.

Was wirst du zum Töpfermarkt in Graz mitbringen?

Altbewährtes wird genauso im Gepäck sein wie neue Arbeiten aus steinisch-grauem Material, das für mich auch sehr gut zur Steiermark passt. Auch meine Bücher werden am Stand zu finden sein.
Die Freundlichkeit, Geradlinigkeit und Herzlichkeit der Steirer sorgen dafür, dass wir uns in der Steiermark immer sehr wohl fühlen. Wir freuen uns schon auf die Claydays in Graz!

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Weitere Informationen über die Arbeit von Simone Krug-Springsguth findet man auf ihrer Homepage und auf Instagram.

Literaturtipp: „Alles kommt von Innen – Simone Krug“ (Neue Keramik 3/16)

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