Grazer Schiedsrichterin
Mit Ruhe unter den harten Jungs

- Auch in emotionalen Situationen bringt Schiedsrichterin Marie Pribyl Ruhe auf das Spielfeld, ihre Spielerfahrung hilft dabei.
- Foto: Sepp Kühnhold
- hochgeladen von Anna-Maria Riemer
Mit eigener Erfahrung und dem Verständnis für Emotionen sorgt Marie Pribyl für ein faires Football-Spiel.
Bis zu je 20 Spiele in der Frühjahrs- und Herbstsaison pfeift Marie Pribyl als Schiedsrichterin im American Football. Zudem ist die Grazerin selbst aktive Spielerin bei den Styrian Hurricanes – als einzige Frau in der Steiermark, die in einer Männermannschaft spielt. Auch diese Erfahrung hilft der 23-Jährigen dabei, in actionreichen Spielen – vom Nachwuchs bis zur Bundesliga AFL – die Kontrolle und den Überblick zu behalten. Die Tatsache, dass Pribyl eine Frau ist, sei aber kein Problem: "Unter den Schiedsrichtern ist mir bis jetzt nicht aufgefallen, dass mein Geschlecht eine Rolle spielt. Hier wird eher darauf geachtet, ob du jung oder alt bist und wie viel Erfahrung du hast", betont die Unparteiische und ergänzt: "Natürlich gibt es hin und wieder einen Trainer, der dir das zwar nicht sagen kann, aber dich spüren lässt, dass er nicht überzeugt ist, weil du eine Frau bist. Aber das kommt selten vor."
Emotionen verstehen
"Bei den Spielern, glaube ich, dass es mir sogar leichter fällt als manchen männlichen Kollegen", erzählt Pribyl und ergänzt: "Viele Spieler wollen sich vor einer Frau besser benehmen und zeigen mehr Respekt in den Umgangsformen." Sollte es dennoch einmal emotionaler am Feld werden, zeigt die Grazer Schiedsrichterin Verständnis und handelt nachsichtig: "Dass ich selbst spiele, hilft mir in solchen Situationen sicher und vor allem auch, dass ich Teil eines Männerteams bin. Ich kann gut damit umgehen, wenn die Emotionen hochkochen und begegne den Spielern auf einer anderen Ebene. Wenn du selbst nie als Spieler oder Spielerin am Feld gestanden bist, kannst du damit vielleicht nicht so gelassen umgehen."
Erkämpfter Status
Beim Pfeifen fühlte sich Pribyl nie aufgrund ihres Geschlechts in einer schwächeren Position, anders war das, als sie als erste Frau in einer Männermannschaft zu spielen begann: "Es war zu Beginn deutlich schwieriger, vor allem auch, weil es für viele ungewohnt war, dass eine Frau das genauso machen kann. Aber ich stehe auf dem Feld und mache meinen Job – egal, ob als Spielerin oder als Schiedsrichterin", betont Pribyl und fügt an: "Schlussendlich habe ich mich durchgesetzt." Die nächste Anfängerschulung für den American-Football-Schiedsrichter findet übrigens Anfang November statt. "Es sind keine Vorkenntnisse nötig und ich würde mich auch über weibliche Verstärkung freuen", schmunzelt Pribyl.
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