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Norber Wallner

Auslieferung der Kosaken

DVor 65 Jahren, vom 28. Mai bis Anfang Juni 1945, war die Murbrücke in Judenburg Schauplatz einer der Tragödien des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Gedenkstein im kleinen Park direkt neben der Brücke ist zu lesen: ?Zur Erinnerung an das tragische Geschehen am 28. Mai 1945, dem Tag der Übergabe der Kosakenverbände durch die britische Armee an die Armee Stalins. Von hier führte ihr Weg in Verbannung und Tod?.

Da das Brückenareal derzeit eine Großbaustelle ist (die neue Murbrücke soll bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein), wurde das Kosaken-Gedenken heuer in der Pfarrkirche Judenburg-St. Magdalena abgehalten. Initiator ist alljährlich der Landesverband Steiermark des Heimkehrerverbandes ísterreichs unter Präsident Vizeleutnant Alois Driussi aus Zeltweg.

Die Auslieferung der Kosaken 1945 hatte nicht der Genfer Konvention entsprochen. Es war ein ?Gegengeschäft? der Alliierten, Stalin legte Wert darauf, die Hochverräter in seine Hände zu bekommen.
Ein Teil der Kosaken-Bevölkerung in Russland hatte sich vom kommunistischen
Regime unter Stalin unterdrückt gefühlt. Diese Kosaken schlossen sich der Deutschen Wehrmacht an. Da Hitler Bedenken hegte, die Kosaken würden möglicherweise gegen ihre Landsleute nicht zuverlässig kämpfen, setzte er sie nicht an der Ostfront ein, sondern in Jugoslawien gegen die Partisanen. Den Kosaken-Einheiten wurden Deutsche und ísterreicher als Offiziere und Rahmenpersonal beigegeben. Kommandierender General des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps war der einer preußischen Adelsfamilie entstammende Helmuth von Pannwitz.

Bedingt durch den Rückzug der Deutschen Wehrmacht im Osten ab 1943 mussten die Familien jener Kosaken, die auf Deutscher Seite kämpften, aus ihrer russischen Heimat flüchten. Im Sommer 1944 wurden rund 35.000 Kosaken evakuiert und in der oberitalienischen Region Friaul, in den Orten Tolmezzo, Alesso, Gemona u. a. angesiedelt.

In den letzten Wochen des Krieges versuchten dann die Kosaken, das von den Briten besetzte Gebiet ísterreichs zu erreichen, um sich nicht den sowjetischen oder den jugoslawisch-kommunistischen Partisanenverbänden ergeben zu müssen. Im Mai 1945 lagerten im Raum Lienz und in Kärnten 50.000 Menschen. Hoffend, in britischer Gefangenschaft dem ârgsten entkommen zu sein.
Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Sie wurden nach Judenburg transportiert und auf der Murbrücke der Roten Armee übergeben. Hunderte von Kosaken wurden bei Fluchtversuchen erschossen oder verübten Selbstmord.

Die Russen rächten sich grausam an den Kosaken, den aus ihrer Sicht Hochverrätern und Deserteuren. Auch die deutschen und österreichischen Offiziere und Unteroffiziere teilten das Schicksal ihrer kosakischen Waffenbrüder. Viele der Ausgelieferten wurden noch in Judenburg oder auf dem Weitertransport erschossen, die meisten überlebten die jahrelange Gefangenschaft in den Lagern in Sibirien nicht. Dem 48-jährigen General von Pannwitz und den Kosaken-Atamanen (= Führern) und Generalen Krasnow, Schkuro, Klytsch, Krasnow jun. und Domanow machten die Sowjets in Moskau den Prozess. Er endete mit Todesurteilen. Die Hinrichtungen durch Erschießen erfolgten am 16. Jänner 1947.

Autor: Norbert Wallner

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