Fälschungen sind nun Fehlanzeige – Businesslunch mit Charismatec

Echtes italienisches Ambiente genossen Redakteurin Verena Schaupp (l.) und Sandra Slavinec im San Pietro in St. Peter. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Echtes italienisches Ambiente genossen Redakteurin Verena Schaupp (l.) und Sandra Slavinec im San Pietro in St. Peter.
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Ein Gerät, mit dem man Fälschungen innerhalb weniger Sekunden erkennt und das international zum Einsatz kommt, stammt aus Graz und kam erst vor drei Jahren auf den Markt. Wir baten die Geschäftsführerin von CharismaTec zum WOCHE-Businesslunch.

Sie haben während Ihrer Karenz das Produkt entwickelt, wie kam es dazu?

Sandra Slavinec: Mein Partner und ich sind beide Techniker, er kommt aus der Automatisierungstechnik, ich aus der Logistik. Ich war sieben Jahre lang bei Knapp tätig. Unser Projekt lief nebenberuflich bis Juli 2017. Seit September 2017 bin ich in Vollzeit für CharismaTec tätig. In meiner Karenzzeit habe ich im Elektroniklabor am Campus 02 löten gelernt und das Dokumentenprüfgerät "Doculus Lumus" zusammengebaut.

Wie hat alles begonnen?

2013 war ein Polizist, Matthias Draxler, in einer meiner Schulungen, der auch internationaler Dokumentenexperte ist. Er hat uns gebeten, ein Dokumentenprüfgerät zu entwickeln, das robust ist für den Outdoor-Bereich und dem Polizeialltag standhält. Wir haben das dann in Kooperation mit dem Campus02 entwickelt. Im März 2015 haben wir die ersten 1.000 Stück rausgebracht. Wir hatten zehn Grenzpolizisten ein halbes Jahr als Tester. Der erste Wunsch war eine Handschlaufe und kein USB-Anschluss. Das Gerät muss auch in der Wüste funktionieren und wenig Strom verbrauchen. Derzeit hält es mit den normalen Batterien ohne Aufladen drei bis fünf Monate. Die deutsche Polizei ist einmal zufällig mit dem Auto drüber gefahren, auch das hat der "Doculus Lumus" unbeschadet überstanden. Seit März 2015 bis jetzt haben wir 4.000 Geräte weltweit verkauft. Eigentlich fast mehr im Ausland. Man findet die Geräte auf Flughäfen, bei Grenzkontrollen, im Zug ...

Wie funktioniert das Gerät?

Jeder Reisepass ist mittlerweile gechipt. Unser Gerät legt man auf den Reisepass auf und sieht in 15-facher oder 22-facher Vergrößerung die Mikrotextschriften des Dokuments, wir haben verschiedene Licht-Modi, UV-Licht und die Möglichkeit, Fotos durch die Linse zu schießen – quasi wie ein Taschenmikroskop mit Licht.


Und so erkenne ich die Echtheit eines Dokuments?

Ich sehe im Nanotext-Bereich die Sicherheitsmerkmale, die früher nur mit Mikroskop sichtbar waren. Das geben wir den Leuten an der Front wie Grenzkontrolloren, sodass sie gleich feststellen können, ob Dokumente gefälscht sind. Es gibt Merkmale, die leichter zu fälschen sind, andere schwerer. Ein Reisepass hat über 70 Merkmale drauf. Ich kann über verschiedene Lichtverhältnisse fast dreidimensional anschauen, ob eine Ebene am Pass leicht erhöht ist oder nicht. Nach 30 Sekunden weiß ich so, ob der Pass echt ist. In Deutschland werden fast 6.000 gefälschte Pässe pro Monat von der Polizei gefunden. Da sind gefälschte Geburtsurkunden und Geldscheine noch nicht dabei.

Wieso ist Ihr Produkt so revolutionär?

Firmen, die es in dem Bereich gibt, machen eher große Geräte. Unsere Geräte verbrauchen zudem kaum Strom, es gibt keinen Ein-/Ausschalter, das Gerät geht selbst schlafen, es ist schnell und robust.

Nach wievielen Merkmalen sieht man, ob ein Dokument gefälscht ist?

Nach fünf bis sechs. Wenn ein Pass echt ist, aber nur der Name gefälscht ist, sehe ich das schon an den Papierfasern. Ich sehe mit dem "Doculus Lumus", ob das Papier verletzt wurde, ich checke hier wirklich auf Manipulation. Unser Gerät ist praktikabel. Es soll für die Kontrolleure an erster Front ein praktisches Hilfswerkzeug sein.

Das ist CharismaTec

Gegründet 2010.
Derzeit vier Mitarbeiter.
Doculus Lumus: Das Dokumentenprüfgerät wurde 2013 entwickelt, ist seit 2015 am Markt.
Der erste Prototyp stand nach zwei Monaten.
Im Frühjahr 2018 kommt der Doculus Lumus auf Amazon als zivile Version, besonders gedacht für Naturforscher als Mikro-Kamera oder für Mediziner zur Sichtung von Melanomen. Es wird "Ole" heißen. "O" für die Linse und "Le" für Lumus Explorer.
Der Name: Doc steht für Dokument, Lumus für Licht.
Bis nach Australien, Norwegen, Südkorea oder England wird das Gerät vertrieben.
Geräte werden verkauft an Polizei, Grenzkontrollen, Flughäfen, Gefängnisse, Nationalbank und Staatsdruckerei. Es funktioniert für alle ID-Dokumente und Geldscheine.
Standort: Sandgasse 25a, Graz
Web:www.doculuslumus.com
Telefon: 0316/424244

Das ist Sandra Slavinec


Ist Geschäftsführerin von CharismaTec gemeinsam mit ihrem Lebenspartner.
Die 38-Jährige hat den Doculus Lumus am Campus 02 entwickelt.
Es gibt laut Slavinec keinen klassischen Markt für ihr Produkt.
Geboren  am 7.10.1979.
Der Vertrieb ihres Dokumentenprüfgerätes beziehungsweise die Bekanntmachung funktioniert durch den Informationsaustausch der Polizei und Experten in den verschiedensten Ländern.
Wenn Sandra Slavinec auf Urlaub fährt und bei der Flughafenkontrolle sieht, dass die Polizei kein gutes Dokumentenprüfgerät zur Hand hat, nützt sie gleich die Chance und stellt ihr Produkt gleich vor. Dieses hat sie meist im Handgepäck dabei.
Hat das Gerät zusammen mit ihrem Partner und Matthias Draxler (Dokumentenexperte des BMI) entwickelt.
Ein Teil kostet 252 Euro.
Findet es amüsant, dass der erste Wunsch der Polizisten die verschiedenen Farben beim Produkt waren.
Erste Testperson war ihr eigenes Kind. Nachdem das Kleinkind es nicht kaputt gemacht hat und es 24 Stunden überlebte, wollte es auch die Polizei haben.
Arbeitet gerade an neuen Geräten und Ideen zusammen mit der Automotive-Branche.

Gast und Wirtschaft

Restaurant San Pietro
St.-Peter-Hauptstraße 141,
8042 Graz
Telefon: 0316/481 581
Web:www.sanpietro.at
Mail: info@sanpietro.at
Öffnungszeiten: Von Montag bis Samstag ist das Lokal von 11.30 bis 23 Uhr geöffnet, die Bar lädt von Montag bis Mittwoch ab 10 Uhr bis Open End die Gäste ein, und von Donnerstag bis Samstag ab 8 Uhr. An Sonn- und Feiertagen ist das Restaurant geschlossen.
Beschreibung: Das Restaurant bietet eine große Vielfalt an italienischen Köstlichkeiten. Besonders bekannt ist es für seine Foccacias (Fladenbrot aus Hefeteig) mit verschiedenen Garnituren. Das Restaurant hat auch einen Verkaufsshop.
Das Essen: Redakteurin Verena Schaupp entschied sich für eine Focaccia Crudaiola mit Rohschinken und Rucola, Sandra Slavinec und WOCHE-Fotograf Jorj Konstantinov wählten das Tagesmenü. Zum Abschluss gab es – richtig italienisch – noch drei Mal Espresso.
Die WOCHE meint: Die echte, freundliche, italienische Bedienung macht Freude auf einen weiteren Besuch. Das Essen ist ausgiebig, preislich ansprechend und sehr schmackhaft.

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