Muttertag
Frau- und Muttersein zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Bald ist wieder Muttertag, verbunden mit kleinen Geschenken und Gedichten über „die liebsten Frauen und tollsten Mamas der Welt“. Aber ist es das, was Frauen an diesem Tag wirklich brauchen? Und was bedeutet das überhaupt, eine „liebe Frau“ und eine „tolle Mama“ zu sein?
HARTBERG. Marion Wanasky von der Elternberatungsstelle des Bezirks Hartberg-Fürstenfeld (EBZ) hat natürlich keine Standardantwort auf die Frage, was das moderne „Frau-Sein“ ausmacht. Auf keinen Fall solle man sich entmutigen lassen, wenn der Alltag als Jungfamilie nicht dem entspricht, was man sich erwartet hat. Ingrid Haas-Haindl von den Frühen Hilfen (FH) setzt nach, dass gerade durch Social Media die Ansprüche, die Frauen an sich selbst stellen, sehr hoch sind: „Es wird das Bild suggeriert, dass stets die Kinder bestens gestylt und glücklich sind, das Haus tiptop in Ordnung ist, das eigene Styling adrett und ansprechend ist, und die moderne Frau arbeiten und dank Homeoffice am besten zur gleichen Zeit noch die Kinderbetreuung erledigen soll.“
Ein Zuviel an Aufgaben
Dies führt, so Birgit Olbrich von der Frauen- und Mädchenberatungsstelle zu einer Überforderungssituation: „In der Wahrnehmung der Frauen ist es dann ein Scheitern, aber es ist eigentlich ein Zuviel an Aufgaben.“
Sie führt weiter aus, dass sich dementsprechend im Alltag der Einrichtung zeigt, dass psychische Erkrankungen, Angststörungen und auch Depressionen zunehmen. „Eigentlich sollte ich glücklich sein“, hakt Wanasky nach, „hat früher eine Broschüre getitelt, und das trifft es genau. Man kann sich auch mal überfordert fühlen und muss nicht ständig wie in einem Werbespot strahlend glücklich sein.“
Dabei sind sich alle Fachfrauen auch aus eigener Erfahrung einig, dass Kinder und eine Familie zu haben etwas Erfüllendes und Bereicherndes ist. Doch sollte dieser Lebensabschnitt nicht rein auf Kosten der Frauen gehen. Olbrich setzt nach: „Viele Aufgaben, die die Frauen erledigen sollen, laufen wie selbstverständlich im Hintergrund mit ab. Wir nennen das „mental Load“: Dabei geht es um die Familienorganisation, also etwa darum, dass jemand das Kind zum Sportverein führt, dass inzwischen das Abendessen gekocht und vorher der Einkauf erledigt wird und dass trotzdem nachher wieder jemand da ist, um das Kind abzuholen. Auch wenn die Frau nicht alles selbst erledigt, koordiniert und kümmert sie sich. Nur nimmt dies keiner wahr. Und nicht selten liegen die Frauen dann nachts wach und überlegen, wie sie das Familienleben für alle reibungslos gestalten können."
Hilfe holen
Ein Ausweg aus diesen Überforderungssituationen ist, sich Hilfe von außen zu holen. „Hilfe in Anspruch zu nehmen ist keine Schwäche, sondern Stärke“, ist sich die Bezirkshauptfrau Kerstin Raith-Schweighofer sicher. „Oft hilft bereits der Kontakt mit anderen, die Einsicht: Auch andere Mamas haben schlechte Tage, auch wenn sie es nicht zeigen.“ berichtet Wanasky aus ihrer täglichen Arbeit, oft mit größeren Gruppen. Um Erfahrungsaustausch,Anregung bis hin zu Hilfemöglichkeiten geht es in der Veranstaltungsreihe „Frau sein in all seinen Facetten“,
die von den FH, der Frauen- und Mädchenberatungsstelle und dem EBZ zusammen organisiert werden. Es gibt vier Veranstaltungen von 4. bis 10. Mai: Den Auftakt bildet am 4. Mai der Vortrag „Frau sein heute heißt … ja, was eigentlich?“ von Simone Scheiner-Posch im EBZ. Am 5. Mai folgt ebenfalls im EBZ der Workshop „Kraftquelle für Mamas – Mama-Tankstelle“ mit einer eigenen Stylistin. Weiter geht es am 8. Mai mit dem Workshop „Mein neues Ich als Mama“ bei den FH und zuletzt folgt am 10. Mai das World-Café „Mental Load- oder warum das Familienmanagement zum größten Teil auf den Schultern der Frau lastet“.
Bis auf den Workshop am 5. Mai mit Styling-Unkostenbeitrag sind alle Veranstaltungen kostenfrei, Anmeldung ist erforderlich unter: Frau sein heute, Kraftquelle für Mamas, Mein neues Ich und Mental Load.
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