Frauen spielen anders?!?

Das legen jedenfalls einige britische Studien der letzten Jahre nahe, die aktuell im Internet kursieren. Frauen, machen laut diesen Erhebungen mittlerweile fast 50 Prozent der Kundschaft von Online Casinos aus. Wie es heißt, setzen sie dort im Durchschnitt weniger Geld ein als Männer im selben Zeitraum, spielen aber erheblich häufiger und kommen länger mit einem vergleichsweise geringfügigen Betrag aus. Dass die ganz großen Jackpots meistens an Männer gehen, liegt hauptsächlich daran, dass diese deutlich höhere Beträge in einzelnen Spielen riskieren. So erklärt sich die relativ hohe Zahl an Gewinnerinnen kleiner Summen, während die Gruppe der männlichen Verlierer wesentlich größer ist und nur einige wenige Glückspilze die Nase mit hohen Beträgen weit vorne haben.

Was Frauen im Prinzip abzugehen scheint, ist die Alles-oder-nichts-Mentalität, mit der viele Männer das Einsacken kleiner Gewinne ablehnen und gewonnenes Geld sofort wieder einsetzen, um noch mehr herauszuschlagen. Nach Einschätzung des Pokerjournalisten Steve Badger tendieren „schwache männliche Spieler häufiger als Frauen dazu sich einzureden, sie würden auf höheren Limits erfolgreich sein… Frauen gewinnen und verlieren in Maßen. Männer gehen ab wie Raketen und schlafen im Auto, wenn sie verlieren.“ Anders gesagt: Frauen möge

n vielleicht hochfliegende Träume haben, bleiben aber normalerweise in Sachen Geld mit beiden Beinen auf dem Boden und finden den Spatz in der Hand auch ganz okay.

Leben als Glücksspiel

Liegt es wirklich an einem spezifisch weiblichen Wesenszug, dass so wenige Frauen hauptberuflich spielen, zumindest in der Öffentlichkeit - oder ist es einfach (über-)lebensnotwendiger Pragmatismus? Einen interessanten Ansatz bring die amerikanische Autorin Jennifer Cruise ins Spiel. In "Bet me" (2004) lässt sie ihre Protagonistin räsonieren: "An und für sich bedeutet es ein ziemliches Wagnis, Frau zu sein. 28 Prozent aller Morde an Frauen werden vom Ehemann oder vom Liebhaber begangen. Genau - je länger ich darüber nachdenke, desto logischer scheint mir, dass genau das der eigentlich Grund dafür ist, warum nicht so viele Frauen spielen. Mit einem Mann zusammen zu leben ist schon Glücksspiel genug."

Wollen wir hoffen, dass es sich nicht ganz so einfach verhält. Bei näherer Betrachtung enthüllt das Thema "Frauen und Gambling" so viele Facetten, dass es keinen einheitlichen Nenner zu geben scheint. Angeblich bevorzugen Frauen Casinospiele wie Bingo oder Roulette, bei denen der Ausgang ganz und gar vom Zufall abhängt - und lassen sich nicht weniger gerne auf Spiele wie Blackjack ein, bei dem strategisches Zocken zum Erfolg führt.

Andererseits zählen so bekannte Namen wie Monica Reeves, Erica Schoenberg und Angie Hardy (um nur einige zu nennen) zu den bestverdienenden Blackjack Profis unserer Tage. Als berühmtesteBlackjack Spielerin aller Zeiten gilt Cathy Hulbert, die seit rund 20 Jahren in diesem "Geschäft" unterwegs ist. War, genauer gesagt - die Kehrseite ihres Bekanntheitsgrads besteht nämlich darin, dass sie sich heute in keinem einzigen Casino der Welt an einem Blackjack Tisch blicken lassen kann, ohne sofort Hausverbot zu bekommen.

Anmerkung: Befragt, warum sie das Spielen im Internet dem in der Spielbank vorziehen, geben Frauen häufig Anonymität und Diskretion als wichtigen Faktor an. Es ist nicht bekannt, ob Frau Hulbert schon auf die Idee gekommen ist online zu spielen

Poker Alice

Es wundert wenig, dass sich professionelle Spielerinnen genauso ungern in die Karten schauen lassen wie ihre männlichen Kollegen. Sieht man etwas genauer hin, so entdeckt man allerdings einen Wesenszug, der sich wie ein roter Faden durch viele Biographien zieht - der bereits erwähnte Pragmatismus. Ein Paradebeispiel dafür liefert die als "Poker Alice" in die Geschichte eingegangene Alice Ivers Tubbs (1851-1930). Sie gehörte zu den "Frontier Gamblers", einer im Grunde recht hoch angesehenen Generation von Frauen und Männern, die durch die aufstrebenden Goldgräberstädte jener Zeit zogen und sich ihren Lebensunterhalt mit Kartenspielen wie Blackjack, Poker und dem heute seltener gewordenen Faro verdienten. In der Blütezeit des "Wilden Westens" war dies nichts ungewöhnliches, im Gegenteil: "Professionelles Glücksspiel war in den Städten dieser Epoche nicht nur die wichtigste und finanzträchtigste Branche - es zählte auch zu den am meisten respektierten", wie der Historiker Bat Masterson feststellt.

Alice Ivers Tubbs um 1928

Die jung verwitwete Alice Ivers sah sich gezwungen, ihren Lebensunterhalt selbstständig zu verdienen und entschied sich fürs Glücksspiel. Als die gebürtige Engländerin in Rapid City, South Dakota an den Folgen einer Operation starb, hatte sie drei Ehemänner überlebt und eine rund 50jährige Karriere als Blackjack- und Pokerspielerin hinter sich. Eine der vielen Anekdoten, die sich um ihr Leben ranken, erzählt, dass sie ihren Ehering versetzte, um das Begräbnis von Ehemann Nummer Zwei bezahlen zu können - und nach der Beerdigung stracks in einen Spielsalon ging, wo sie das Geld verdiente, um ihn wieder auszulösen.

Zombie Poker
Apropos Frauen und Disziplin: Wenn ein Gambler auf einen Schlag sein ganzes Geld verzockt, finden wir das zwar schrecklich und schütteln weise den Kopf, viele von uns aber hegen im Herzen Verständnis und sogar geheime Sympathien für dieses romantische, wenn auch unglücklich endende Streben nach schnellem Glück. Was aber soll man zum Fall einer australischen Hausfrau sagen, die 14 Jahre brauchte, um sich beim Video Poker zu ruinieren - angeblich, weil Zombies sie in Schach hielten? Die Untoten hätten sie hypnotisiert und gezwungen, immer wieder Geld abzuheben und in die Automaten zu stecken. Selbst zum willenlosen Zombie geworden, habe sie die Anweisungen befolgt, bis ihre gesamten Ersparnisse aufgebraucht waren und sie sich am Ende verschuldete.

Ich bin geneigt ihr zu glauben. Wer außer einem Zombie wäre in der Lage, 14 Jahre lang kontinuierlich erfolglos zu spielen, ohne etwas daraus zu lernen - und wenn es die Erkenntnis wäre, dass es höchste Zeit ist, die Suchtberatung aufzurufen? Und, um wieder zum Thema zurückzukommen: Einerseits bedarf es einer typisch weiblichen Mentalität, Geld so einzuteilen, dass es eineinhalb Jahrzehnte lang reicht (wenn auch nur fürs Verlieren), andererseits gehört schon eine ordentliche Portion Testosteron dazu, über einen so langen Zeitraum hinweg immer wieder unbeeindruckt mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Oder etwa nicht?

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