In der Gastronomie rauchen die Köpfe

"Eine Zigarette gehört zur österreichischen Wirtshauskultur", meint Gerry Sturm, Wirt in Telfs. | Foto: MEV
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  • "Eine Zigarette gehört zur österreichischen Wirtshauskultur", meint Gerry Sturm, Wirt in Telfs.
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REGION. "Es soll so bleiben wie es jetzt ist", erklärt Hotel Munde-Chef Mag. Rainer Härting, der im Zuge des Hotelumbaues 2007 bereits Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich berücksichtigt hat. Auch seine Mitarbeiter teilen sich in Raucher und Nichtraucher. Aber: "Wenn das Rauchverbot kommt, ist das für uns Wirte sicherlich geschäftsmindernd. Auch Raucher wollen ihren Platz, dort rauchen und bedient werden!"

Von Geschäftsminderung spricht auch Jürgen Droschke vom Tenniscafé am Telfer Birkenberg: "Zwei Drittel unserer Kunden sind Raucher. Sie können im Sommer auf die Terrasse ausweichen, im Winter wird es schwierig. Was ich dann mache, weiß ich nicht."

Anders sieht es der Seefelder Klosterbräu-Chef Alois Seyrling. 99% seiner Hotelfläche sind rauchfrei. "Ein einheitliches Raucherverbot hilft in der Argumentation bei den Gästen. Sie und Wirte werden sich - wie in anderen Ländern - schnell daran gewöhnen. Der Trend geht absolut dorthin, auch das Verständnis der Gäste. Zwischenlösungen bringen langfristig nichts, das Konfliktpotential mit den Nichtrauchern ist täglich präsent."

Das Rauchverbot hat für Hotel Tirolerhof-Chefin Evelyne Krug keine Auswirkung: "Unsere Gäste sind international, für sie ist es selbstverständlich, zum Rauchen vor die Türe zu gehen. Im Hotel gibt es keinen Raucherbereich!" Gesundheit geht vor, sagt die Wirtin: "Ich bin Nichtraucherin. Wir wollen keine herumlaufenden Aschenbecher sein!"
Evelyns Gatte, Stadtcafé-Chef Paul Krug, ärgert sich dafür umso mehr, fühlt sich von der Wirtschaftskammer nicht vertreten: "Zur Wahl werde ich nicht hingehen. Und wenn die EU etwas vorschreibt, sind unsere Politiker die ersten, die brav folgen!" Noch werden Raucher im Stadtcafé bedient, die Abtrennung der Bereiche kostete Krug über 16.000 €: "Das zahlt sicher niemand zurück!" Wenn das Nichtrauchergesetz kommt, will Krug für die Raucher einen Pavillon im Terrassenbereich aufstellen, im Keller eine Bar, dort darf laut Gesetz dann nicht mehr bedient werden. Bis zu 2% mehr Arbeitslose und auch Einbußen im Baugewerbe sieht Krug: "Für das regelmäßige Ausmalen im Raucherbereich werde ich die Firma nicht mehr so oft beauftragen müssen."

Das Hotel "Schwarzer Adler" in Pfaffenhofen ist heute schon ein Nichtraucherbetrieb - unfreiwillig! "Grischeler"-Wirtin Helga Unterwurzacher hatte einen Raucher- und Nichtraucherbereich eingerichtet, doch die Trennung klappte nicht ganz: "Ein Kunde hat Anzeige erstattet, weil Rauch in den Nichtraucherbereich eingedrungen war. Ich habe 200,- € Strafe gezahlt. Bei Wiederholung drohen 10.000,- € Strafe", so Unterwurzacher: "In Türen zu investieren wäre nochmal teurer gekommen. Und dass ein komplettes Rauchverbot kommt, war absehbar, da wäre diese Investition umsonst gewesen." Geschäftlich gibt es Einbußen: Stammtischler und rauchende Gäste halten sich lieber fern.

"Ich weiß nicht was ich dann tun werde", sorgt sich Gernot Massner, Wirt im Café/Bistro Tyrolis in Zirl sowie Beisl "die urige Kneipe" in Seefeld, beides "noch" Raucherlokale: "Von uns wird viel gefordert, wir zahlen Steuern, sollen von der Saison leben, dann das", ärgert sich Massner: "Die Gäste wollen wählen können, ob sie in ein Raucher- oder Nichtraucherlokal gehen, auch die Mitarbeiter. Ich habe im Tyrolis in Zirl viel Geld in eine Lüftung investiert, da kann ein Mann durchkriechen." Im urigen Beisl in Seefeld genießen Gäste Whisky- und Zigarren-Kult. Ein Ausweg für Massner wäre es, seine Terrasse mit Plexiglasabgrenzung und ohne Dach für Raucher zu adaptieren, in Zirl geht das nicht. "Was ich in Zirl tue, weiß ich nicht." Auch er fürchtet, dass Betriebe wegen dem Rauchergesetz zusperren müssen, Personal abgebaut wird.

Wie es mit dem Telfer Rathauscafé bei einem Rauchverbot weiter geht, wissen auch die Pächter Michael Hosp und Martina Hermann nicht: "Unser Publikum besteht aus 90 % Rauchern, welche sich bereits ausgiebig zum Thema Rauchverbot geäußert haben. Da die Raucher in unserer Gesellschaft bereits "Außenseiter" sind und ihnen nunmehr auch noch die Zigarette zum Cafe oder zum Feierabendbier genommen werden soll, lässt die Gemüter überkochen. Wir sind der Meinung, dass es für unseren Betrieb, sollte ein generelles Rauchverbot kommen, sicher sehr schwierig bis unmöglich wird zu überleben. Erste Konsequenz wird sicher die Entlassung der Mitarbeiter sein (welche selber Raucher sind!) und da es zu massiven Umsatzeinbußen schätzungweise im ersten Jahr kommen wird, wird auch eine Schließung bzw. in unserem Fall eine Nichtverlängerung des Pachtvertrages möglich sein. Da wir bereits in den letzten Jahren, aufgrund der wirtschaftlichen Situation, versucht haben unser Angebot zu erweitern (Mittagessen, Orig. Italienisches Eis, verschiedene Events) sehen wir nun schwierigen Zeiten entgegen. Außerdem glauben wir nicht, dass es eine finanzielle Abgeltung für die Investitionen in den Nichtraucherbereich geben wird. Abgesehen von der Diskussion ob Nichtraucher- oder Raucherlokal eigentlich fragen wir uns ob wir, unsere Mitarbeiter sowie unsere Gäste nicht mündig genug sind selbst entscheiden zu können. Was hält unsere Politik von Demokratie und freier Meinungsäußerung!"

Gerhard Sturm, Wirt von "Gerry's Pub" in Telfs, sieht die Angelegenheit von zwei Seiten: "Ich selbst bin Nichtraucher, daher kann ich die Seite der Raucher sowie die der Nichtrauer verstehen. Was mir in dieser Sache zum Himmel stinkt ist, dass die Politiker mit uns machen was sie wollen. Ich als Besitzer eines Lokals sollte doch selbst entscheiden können, für welche Variante ich mich entscheide. Auch jedem Gast ist es freigestellt, welches Lokal er besucht! Ein Rauchverbot kommt einer Enteignung des eigenen Lokals sehr nahe! Sich auf die hohen Kosten im Gesundheitswesen rauszureden ist für mich kein Argument, da der Alkohol sicher mehr Kosten verursacht. Somit müsste es auch ein Alkoholverbot geben.
Zum Szenario wenn das Rauchverbot eintritt, kann ich nur sagen, dass sicher harte Zeiten auf einige Wirte zukommen werden. Ich persönlich fürchte mich nicht davor, da ich in einigen Ländern die das Rauchverbot bereits haben auch volle Lokale gesehen habe. Somit werden, wie es auch jetzt schon ist, nur die Besten überleben. Denn Zuhause raucht sich auch keiner die eigenen vier Wände ein und außerdem wird die Wirtshausplauderei in der heutigen Zeit wieder sehr groß geschrieben.
Im Fall das unsere Regierung doch noch wachgerüttelt wird und das Rauchverbot kippt, bleibt GERRY`S PUB natürlich ein Raucherlokal. Denn wie meine Leidenschaft schon 26 Jahre Wirt zu sein, gehört eine Zigarette zur österreichischen Wirtshauskultur.
Außerdem haben wir erst vor gut einem Jahr eine Hightech Lüftung neu installiert.
Also lassen wir uns überraschen was da rauskommt. Ich glaube, dass im Moment mit solchen Dingen nur abgelenkt wird, das unsere Regierung die großen, ernsthaften und wichtigeren Probleme nicht auf die Reihe bekommt."

"Eine Zigarette gehört zur österreichischen Wirtshauskultur", meint Gerry Sturm, Wirt in Telfs. | Foto: MEV
Rauchen - in Zukunft nicht mehr in geschlossenen, öffentlichen Räumen? | Foto: MEV
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