In Memoriam Erika Danneberg
100 Jahre Danneberg - Lesung und Gespräch

Am gestrigen Abend fand eine spannende Lesung des Romans "Wolfs Tochter" sowie des biografischen Porträts "Erika Danneberg. Schriftstellerin – Psychoanalytikerin – Friedensaktivistin" statt. 
 | Foto: www.innsbrucktermine.at
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„Mir ist der Trotz so wenig fremd wie die Trauer.“ (Erika Danneberg in „Wie leistet man Widerstand“ 1995) 
Unter der Moderation von Monika Jarosch fand am gestrigen Abend in der AEP-Bibliothek eine spannende Lesung des Romans "Wolfs Tochter" sowie des biografischen Porträts "Erika Danneberg. Schriftstellerin – Psychoanalytikerin – Friedensaktivistin" statt. 

Das spannende Leben der Erika Danneberg

Schwerpunkt der beiden Publikation ist das facettenreiche Leben Erika Dannebergs, die heuer 100 Jahre alt geworden wäre.
Geprägt von den Erfahrungen während des zweiten Weltkrieges stach Erika Danneberg bereits in jungen Jahren durch besonderen Mut hervor. So trat sie dem Nationalsozialismus ablehnend entgegen und half, jüdische Gefangene in den Sammellagern von Wien mit überlebensnotwenigen Dingen zu versorgen. Nach 1945 begann sie sich literarisch zu orientieren, weshalb sie ihr Germanistikstudium, von dem sie ab 1943 aufgrund mangelnden politischen Einsatzes ausgeschlossen wurde, beendete. Darauf folgend publizierte sie zahlreiche Werke. 

Erika Danneberg in jungen Jahren.  | Foto: Forschungsinstitut Brenner Archiv
  • Erika Danneberg in jungen Jahren.
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Doch auch im Bereich der Wissenschaft war Erika Danneberg tätig, so promovierte sie 1951 im Fach Psychologie mit dem Thema „Die Auswirkungen des Krieges auf Jugendliche“ und begann 1960 die Ausbildung zur Psychoanalytikerin. Ihre Spezialgebiete hier waren die Kinderpsychoanalyse und Gruppenpsychotherapie. 
Erika Danneberg nutzte ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus der Literatur und der Wissenschaft um sich auch politisch zu engagieren. So schloss sie sich in den 1980er Jahren den Befreiungsbewegungen Lateinamerikas, insbesondere Nicaraguas an. In diesem Zusammenhang bildete sie nicaraguanischer Fachkräfte für den psychosozialen Dienst in Managua aus. 1978 wird sie Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs und beteiligt sich an zahlreichen Demonstrationen u.a. für ein atomwaffenfreies Europa, gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Des Weiteren war sie bis 2002 als Autorin beim jährlichen Volksstimme-Fest und bei den Widerstandslesungen gegen die schwarzblaue Regierung vertreten.
Erika Dannebergs Leben war somit äußerst vielseitig und bewegt durch Widerstand gegen gewaltbereite, patriarchale Lebenszusammenhänge. Sie stand immer wieder für Humanität, Gerechtigkeit und politische Solidarität ein und gilt somit als eine Frau, die nie in Vergessenheit gerät. 

Erika Danneberger hatte ein facettenreiches Leben.  | Foto: Lisi Ponger
  • Erika Danneberger hatte ein facettenreiches Leben.
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Die Autorin als Protagonistin 

Christine Riccabona und Erika Wimmer Mazohl haben sich intensiv mit dem Nachlass der engagierten Frau beschäftigt. Dabei sind zwei Werke entstanden die unterschiedlicher nicht sein können. 
Christine Riccabona ist Germanistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck. Im Jahr 2022 erschien die Publikation „Erika Danneberg. Schriftstellerin – Psychoanalytikerin – Friedensaktivistin“. Sie beschreibt ihre Herangehensweise an das Leben von Erika Danneberg folgender Maßen: 

"Ausgangspunkt war ein Studientag am Forschungsinstitut Brenner-Archiv zum  Thema „Widerstand“ in Lebensgeschichten und Werken von Frauen. Wir haben in  diesem Zusammenhang Dannebergs Buch „Wie leistet man Widerstand?“ vorgestellt.  Es enthält Lebenserinnerungen und ist gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der  politischen Vergangenheit und Gegenwart Österreichs und Europas bis zum Zerfall  der Sowjetunion. Es erschien uns spannend, die Biografie Dannebergs aus zwei  verschiedenen Perspektiven zu beleuchten – einerseits erzählend die Motive und  Geschehnisse eines Zeitabschnitts ihres Lebens zu vermitteln, andererseits  dokumentarisch die Grundrisse dieses Lebens und seiner zentralen Themen  darzustellen. In beiden Fällen bleiben notwendigerweise Lücken, kein Leben kann als  Ganzes erschlossen werden, und es gibt nicht die eine Biografie, aber es lohnt sich  darüber nachzudenken, wofür ein Leben wie das der Danneberg steht – und dies  sichtbar zu machen."

(zitiert: Erika Danneberg: Einsatz für eine bessere Welt)

Erika Wimmer Mazohl ist in Bozen aufgewachsen, sie lebt und arbeitet als Autorin in Innsbruck. Seit 1990 veröffentlichte sie in den Bereichen Essayistik, Prosa, Hörspiel und Drama und seit 2006 beschäftigt sie sich auch mit Lyrik sowie Experimente mit Fotografie und Lyrik. Dafür bekam sie mehrere Preise und Stipendien. 2022 ist der Roman „Wolfs Tochter“ in der Edition Laurin erschienen, der Erika Danneberg zum 100. Geburtstag gewidmet ist. Die Herangehensweise von Erika Wimmer Mazohl an ihre Namensvetterin beschreibt sie wie folgt: 

"In einem literarischen Text wird nicht versucht die Realität eins zu eins abzubilden. Ich  habe die in den Fokus genommenen Jahre des Nachkriegs und hier vor allem die  Literaturszene in Wien, der neben Hermann Hakel und Erika Danneberg auch Hans  Weigel oder Dichterinnen wie Ingeborg Bachmann und Marlen Haushofer angehörten,  aus 5 unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Es ging mir um das Umkreisen und  Annähern, nicht um das Erzählen einer vermeintlichen Wahrheit. Ziel beider Bücher ist es, eine interessante Frau aus der Vergessenheit zu holen,  ihre Krisen und Entwicklungsschritte zu beleuchten, somit ihr Leben begreifbar zu machen und im Übrigen zu zeigen, dass das Private immer politisch ist, besonders aber, wenn es um Frauenleben geht.

(zitiert: Erika Danneberg: Einsatz für eine bessere Welt)

https://www.meinbezirk.at/innsbruck

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