Kinderklinik
Zwischen täglicher „Schutzmaßnahmen-Routine“ und Vorbildwirkung

- Corona und die Kinderklinik, ein Interview mit dem Kinderklinik-Direktor.
- Foto: MUI/Oss
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INNSBRUCK. Die Innsbrucker Kinderklinik in Coronazeiten. Ein Stadtblatt-Interview mit Kinderklinik-Direktor Prof. Mag. Dr. Thomas Müller über Schutzmaßnahmen als tägliche Routine, Studien und politischen Interpretationen.
Interview
Stadtblatt: Wie betroffen ist die Kinderklinik von Corona?
Thomas Müller: Seit Beginn der Pandemie in Tirol im März 2020 wurden insgesamt 40 Kinder-und Jugendliche (von 0-18 Jahren) an der Kinderklinik mittels PCR positiv auf SARS-CoV-2 Infektionen getestet. 20 waren in stationärer Behandlung. Bei 11 von diesen 20 stationären Patienten wurde die Infektion „zufällig“ entdeckt – (d.h. sie hatten keine Covid-19 typischen Symptome, wurden aber im Rahmen des obligaten Screenings bei Aufnahme positiv getestet).

- Prof. Mag. Dr. Thomas Müller, Direktor der Kinderklinik Innsbruck
- Foto: MUI/Lechner
- hochgeladen von Georg Herrmann
Wie sehr ist Corona bei ihren kleinen Patientinnen und Patienten ein Thema?
Da die Kinder sehr selten wegen einer symptomatischen SARS-CoV-2 Infektion sondern aufgrund anderer Erkrankungen bei uns in Behandlung sind, ist das Thema bei unseren kleinen PatientInnen nicht so im Fokus.
Wie gestalten sich die Schutzmaßnahmen in der Kinderklinik?
Alle Kinder-und Jugendliche sowie deren Begleitperson die stationär aufgenommen werden, bekommen obligat eine PCR-Testung. Bei dringendem bzw. begründetem Verdacht auf eine SARS-CoV-2 Infektion wird sofort zusätzlich ein Antigentest durchgeführt. Alle MitarbeiterInnen tragen eine FFP-2 Maske und führen 1x/Woche einen Antigentest durch. Bis heute konnte damit eine Clusterbildung in der Kinderklinik erfolgreich verhindert werden und inzwischen sind diese Maßnahmen zur täglichen „Routine“ geworden.
Die Univ.-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter führt eine Coiv-19-Kinderstudie durch. Wie eng ist hier die Zusammenarbeit?
Wir verfolgen gemeinsam kontinuierlich internationale Studien im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen und Covid-19. Besonders die Ergebnisse aus Deutschland sind für uns aufgrund der geographischen und kulturellen Nähe von großem Interesse. Bei der Auswertung unserer Daten nehmen wir je nach Forschungsfrage starken Bezug auf die deutschen Ergebnisse. Eine mögliche Zusammenarbeit ist für beide Kliniken eine große Bereicherung für Forschung und Praxis.

- Prof. Mag. Dr. Thomas Müller, Direktor der Kinderklinik Innsbruck
- Foto: MUI/Lechner
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Die Universität Witten/Herdecke hat eine großangelegte Umfrage "CoKi Umfrage zur Mund-Nasen-Bedeckung (Maske)" initiiert. Wie beurteilen Sie die bisherigen Ergebnisse?
Sehr differenziert, da es sich wohl eher um eine „online“ Meinungsumfrage, als um eine wissenschaftliche Studie im engeren Sinne handelt. Im Bereich „beobachtete Symptome“ der Umfrage wird man ausschließlich nach negativen Folgen des Maskentragens gefragt – eine positive Sicht kann nicht angekreuzt werden. Dass Kinder die Maske für nützlich halten könnten, dass sie durch das Tragen Verantwortungsgefühl entwickeln oder sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen, die sich gegenseitig schützt wird nicht als Antwortmöglichkeit angeboten. Es werden insgesamt 25 zum Teil sehr unspezifische Symptome wie „Unwohlsein“, „Müdigkeit“, „Krankheitsgefühl“ oder „Gereiztheit“ als Folgen des Masken tragen abgefragt. Interessanterweise kann man den Punkt „keine Symptome“ nicht ankreuzen. Hier haben Eltern lediglich die – suggestiv (?)- Wahl: „Geht es ihrem Kind mit Maske schlecht, sehr schlecht oder extrem schlecht?“. Dieser Mangel in der Gestaltung des Fragebogens kann aber durch eine freie Eingabe im Feld „Sonstige“ behoben werden. Die Tatsache, dass die Teilnahme zur Umfrage speziell in „Corona kritischen“ Plattformen und sozialen Netzwerken massiv beworben wird, ist für eine Ergebnis offene Studie ebenfalls untypisch und verzerrt das Ergebnis nachhaltig.
In den sozialen Netzwerken gibt es aufgrund der Umfrage u. a. die politische Forderung: "Schluss mit dem sinnlosen Maskenzwang für Kinder." Sollen derartige Ergebnisse auch für politische Forderungen verwendet werden?
Nein! Aus der oben genannten Meinungsumfrage kann dieser Schluss nicht einmal Ansatzweise gezogen werden, da sie die Effektivität der Masken zur Eindämmung der Corona-Infektion überhaupt nicht in Betracht zieht. Dass es sehr wohl Kinder gibt, die sich durch das Tragen eines Nasen-Mundschutzes in der Schule subjektiv beeinträchtigt fühlen, könnte eher abgeleitet werden. In einer in der Medizin üblichen sorgfältigen Risiko-Nutzen Abwägung muss man aber klar sagen, dass es für unsere Kinder besser ist die Schule mit Masken zu besuchen als monatelanges „Home-schooling“ ohne Maske.
Welche Empfehlung haben Sie für den Umgang bei Thema Corona und Kinder?
Wie so oft im Leben spielt die Vorbildwirkung der Eltern eine entscheidende Rolle. Positives Denken und viel gemeinsame Zeit in der Natur aber auch zu Hause gemeinsam zu gestalten werden die Kinder Ihnen langfristig danken!



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