Interreligiösität
Licht und Gesang aus dem Jenseits

Paul Fülöp, Organisator der Wanderlesung | Foto: Alexander Legniti
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Am zweiten Samstag im Juli war es wieder soweit. Wie alle Jahre fand am Mühlauer Friedhof in Innsbruck die abendliche Wanderlesung statt. Gemeinderat Mag. Gerhard Fritz eröffnete auch stellvertretend für Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl den Abend und verwies dabei auf die gelungene interreligiöse Zusammenarbeit in der Landeshauptstadt Innsbruck. Ein Grund für diese Wertschätzung ist, dass seit dem Jahre 2011 die Multireligiöse Plattform Innsbruck, ein Zusammenschluss von 10 Glaubensgemeinschaften, sehr erfolgreich im gemeinsamen öffentlichen Wirken tätig ist. Paul Fülöp, der Organisator der Wanderlesung, nützte auch diese Veranstaltung, um neben den Künstlern und Musikern, auch Vertreterinnen/Vertreter der Röm.-kath. Kirche, der Buddhistischen Glaubensgemeinschaft und der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzen Tage (Mormonen) zum Mitwirken einzuladen.

Jenseitige Einflüsterer

Bei der ersten religiösen Station der Wanderlesung erzählte der Vertreter der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Bischof Gerhard Egger, von seiner Begegnung mit dem „Jenseits“ im Jahre 1976. Damals erkannte er durch einen ihm geöffneten Einblick in die für Menschen sonst verborgene geistige Welt, dass es in unserer unmittelbaren Umgebung Geistwesen gibt, die gut sind, oder auch solche, die einen schlechten Charakter besitzen. Ihr Einfluss auf die Lebenden ist oft spürbar. Menschen, die sich entweder zu den einen oder anderen „Einflüsterungen“ hingezogen fühlen, handeln dementsprechend in positiver oder negativer Weise. Bischof Egger verwies zudem auf den, der nicht nur äußerst positiv auf uns einwirken kann, sondern auch die Folgen unseres irdisches Fehlverhaltens wieder gutmachen kann, nämlich Jesus Christus. Er ist die ausgleichende Kraft zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Der Erlöser sorgte nicht nur dafür, dass wir uns, nachdem wir vom Diesseits in das Jenseits gelangt sind, auf die Auferstehung vorbereiten können, sondern dass wir von all unserer Schuld durch sein sühnendes Opfer reingemacht werden können, indem er die Folgen unseres Fehlverhaltens auf sich nimmt. Unser Glaube an Gott, die Annahme Jesu Christi und die Umkehr von falschen Wegen bereiten uns auf das Jenseits und auf eine herrliche Zukunft vor.

Die Heimat ist nicht hier

Dr. Emmerich Beneder, Vertreter der Römisch-katholischen Kirche, schlug in dieselbe Kerbe wenn er betont, dass Christus für unsere Fehler gesühnt hat. Nicht der Tod, sondern Gott hat das letzte Wort. Unsere Verwirklichung geschieht, wenn wir an Gott glauben, wenn wir wie Jesus den Weg der Liebe gehen, vom Ich zum Du, und vom Du zum Wir. Mit der Aussage von Vaclav Havel „Die Tragik ist nicht, dass der Mensch immer weniger über den Sinn des Lebens weiß, sondern dass ihn das immer weniger stört“, ging er auf die Problematik einer säkularen Gesellschaft ein. „Wir müssen immer lernen, zuletzt auch noch sterben lernen“ (Marie von Ebner-Eschenbach), denn wir sind nur Gast auf Erden, so Dr. Beneder. Dazu zitierte er den Hebräerbrief 13. Kap. Vers 14, in dem es heißt: „Wir haben hier keine bleibende Heimat, sondern suchen vielmehr die zukünftige“. Das Jüngste Gericht ist in seinen Augen ein Aufrichten, ein Geraderichten, nicht ein Verurteilen. Was zerstört oder kaputt gemacht worden ist, das wird zurechtgerückt.

Achtsamkeit

In ähnlicher Weise betonte Heidrun Zöschg die Wichtigkeit des ewigen Fortschrittes, nur dieses Mal aus buddhistischer Sicht. Auch hier geht es darum die Folgen von menschlicher Schwäche wie das Fehlverhalten durch Gier, Hass und Verblendung abzuwenden. Handelt der Mensch aus Gleichmut, liebevoller Güte und Einsicht, so fördert er ein heilsames, positives Karma. Dieses wiederum führt zu einem glücklicheren Leben und einer besseren Wiedergeburt. Das Nirvana ist das Ziel und die Erfüllung der buddhistischen Heilslehre. Es ist das Ende des Samsara, womit der ständige Kreislauf der Wiedergeburt gemeint ist. Das Nirvana bringt auch das Ende des Leidens. Der Weg dorthin führt über den sogenannten „achtfachen Pfad“, auf dem es Besonders wichtig ist, Stufen vertiefter Konzentration sowie Achtsamkeit zu entwickeln. Heidrun Zöschg führte die Beteiligten in dieser abendlichen Runde durch eine meditative Übung, in der diese Form des buddhistischen Weges erfahren werden konnte.

Künstlerische Werke

Die Wanderlesung bot mehrere meditative, künstlerische Stationen, in welchen Musik, Lyrik und Prosa dargeboten wurde. Ihre Inhalte vertieften das Bewusstsein um Licht und Gesang aus dem Jenseits. Mit Genehmigung der Verfasser sind hier einige Werke wiedergegeben.

Wo ist das Jenseits?

„Wo ist das Jenseits?“
rief der Mensch
und schaute auf zum Himmel

Da drehte sich das Jenseits
vor das Angesicht des Menschen
und sprach:

„Ich bin kein Ort, wohin du gehen kannst
Ich bin die Ewigkeit in dir, die du in Liebe
finden und erleben kannst
Ich bin nicht abseits deiner Gefühle
bin nicht abseits deiner Gestalt

Ich bin deine Geschichte
so wie du sie lebst
Ich bin dein persönliches Jenseits
so wie du mich verwandelst aus deinem Diesseits
Ich bin tief in deiner Seele und gebäre mich
durch dich und deine Liebe“

Da besann sich der Mensch in seiner Seele
atmete den Himmel ein
und begann im Herzen zu verstehen
dass er selbst sein Jenseits
aus dem Paradies der Schöpfung
schaffen muss
      © Paul Fülöp

Gott

Halte dich fest an meiner Schwäche,
halte dich fest an mir.
Wenn ich auch manchmal vieles verspreche,
so halte auch ich mich ganz fest an Dir.

      © Legniti Alexander  

Ewigkeit ist kein fixiert anonymer Bereich

Ewigkeit ist kein fixiert anonymer Bereich
wo wir zwangsläufig hineingepresst werden

Ewigkeit ist lebendig
wächst empor zur personalen Ewigkeit
gezeugt durch unsere Gefühle
genährt durch unsere Lebensgeschichte
gestillt durch unsere Beziehungen
verwurzelt in der Tiefe unserer Seelen

Ewigkeit sprudelt gleichsam wie eine göttliche Quelle
aus der wir Glauben Hoffnung Liebe schöpfen
und selbst zur sprudelnden Quelle werden

So wird Ewigkeit persönlich
wird zur Begegnung zwischen Freude Toleranz und Versöhnung
getragen von der unerschöpflich großen Weisheit der Natur
der Natur von Leben Licht Gesang und Gott

      © Paul Fülöp

Wo Gott ist

In der Stille liegt Gott,
in der Ruhe, im Schweigen.
Doch kann er sich auch
im Lauten und Tosenden zeigen.
In den Farben schwingt Gott,
in der Helle, im Licht,
doch verlässt er dich auch
im Dunkeln und im Düsteren nicht.

      © Legniti Alexander

wir verändern uns jeden Augenblick

wir verändern uns jeden Augenblick
jeden Augenblick sterben wir

oft sterben wir so klein
dass wir es gar nicht merken
aber immer wenn wir sterben
erleben wir Verwandlung in Neugeburt
gleichfalls oft so unscheinbar

zugleich mit diesem Sterben
- und sei es auch noch so klein -
geschieht in uns die Auferstehung
die Auferstehung von dem
was in uns soeben abgestorben ist

den Weg zur Auferstehung
erleben wir oftmals durch Trauer und Leid
durch Elend und Not
durch Einsamkeit und Abgeschiedenheit
es sind die Wege des kleinen Sterbens
die Wege unserer unscheinbaren Verwandlung

diese Auferstehung erleben wir
in Glück und Freude
es ist Licht und Gesang
aus der Wahrheit
unserer ewig wachsenden Gefühle

Geburt Sterben Auferstehung
so unbegreiflich klein und schön
das… ist unser Leben
      © Paul Fülöp

Loblied

Wie doch das Brot sich in Scheiben gibt,
weil es das Teilen liebt,
und es gibt hin seinen Leib,
dass ich nicht hungrig bleib'.
So will ich mich beeilen,
und auch etwas teilen;
und seien es bloß Worte
besonderer Sorte,
von Achtsamkeit und Liebe,
weil ich gerne verbliebe,
den Herrgott dort droben
für all das zu loben.
      © Legniti Alexander  

Mein Erlöser lebt

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt,
mein Herr und Heiland, Gottes Sohn;
er siegte über Schmerz und Tod,
als König herrscht er auf dem Thron.

Er lebt, ist meines Glaubens Fels,
sein Licht ist aller Hoffnung Quell,
es leuchtet mir auf meinem Weg
im Leben wie im Tode hell.

O schenk mir deinen sanften Geist,
den Frieden, den ich mir ersehn,
den Glauben, auf dem schmalen Pfad
zu dir ins ewge Reich zu gehn.

      Gordon B. Hinckley, 
      © Intellectual Reserve, Inc.

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