Flughafen Pro und Kontra
Anfrage im Parlament, Antrag im Gemeinderat

Zwischenstand der Arbeiten an der Generalsanierung der Piste des Innsbrucker Flughafens. | Foto: zeitungsfoto.at
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  • Zwischenstand der Arbeiten an der Generalsanierung der Piste des Innsbrucker Flughafens.
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Der drittgrößte Verkehrsflughafen und der zweitgrößte Bundesländerflughafen in Österreich steht im Fokus der politischen Diskussionen. Nach der Lufthansa-Hiobsbotschaft sorgt die "suboptimale" Situation mit der Austrian Airlines für viele Debattenbeiträge. Eine Anfrage im Parlament und ein Antrag im Gemeinderat sollen Klarheit schaffen.

INNSBRUCK. In der Bilanz für 2023 verzeichnet der Flughafen einen Zuwachs von 25,7 % an Passagieren. Der Geschäftsreiseverkehr entwickelt sich im Gegensatz zum touristischen Verkehr weiterhin deutlich schwächer. Die durchschnittliche Auslastung der Flüge hat sich im Vergleich zu 2022 von 62,7 % auf 70,3 % im Jahr 2023 erhöht. Die Zahl der Flugbewegungen im Linien- und Charterverkehr belief sich auf 8.740 Flüge, das waren um 17,3 % mehr als im Jahr 2022. Auf der Agenda der Flughafenverantwortlichen würden langfristig eigentlich der Neubau des Terminals, die Anbindung eines Fernreisebus-Parkplatzes und ein Autobahnanschluss zur Verkehrsentlastung stehen. Kurzfristig sind nötige Sanierungen sowie der Bau eines neuen Gebäudes für die Sicherheitskräfte aktuell, dafür sind lt. dem Landesbauprogramm rund 10 Millionen Euro vorgesehen. Die Hiobsbotschaft der Lufthansa mit der temporären Einstellung der Verbindung Innsbruck - Frankfurt sowie die Überlegungen der AUA mit der Streichung des Mittagsflugs nach Wien lassen die Entwicklung des Flughafens aber in den Hintergrund treten. Die Reaktionen aus Wirtschaft und Politik sind zahlreich, Aufklärung soll eine Anfrage im Parlament von NR Rebecca Kirchbaumer sowie ein Antrag im Gemeinderat der ÖVP bringen. Zumindest im Kampf um den Erhalt des Flugwetterdienstes gibt es durch ein Gutachten einen kleinen Hoffnungsschimmer.

Bekenntnis zu Flughafen

„Es gibt für den Innsbrucker Flughafen nur zwei ganzjährige Verbindungen an internationale Drehkreuze: Wien und Frankfurt. Durch diese Verbindungen ist Innsbruck ein attraktiver Standort für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung", betont Staatssekretär Florian Tursky, der die jüngste Entwicklung als Konsequenz der vergangenen Jahre sieht:

„Zwei entscheidende Entwicklungen haben hierzu geführt: Einerseits hat die Austrian Airlines durch den Einsatz von größeren Flugzeugen mit einer geringeren Taktung zu der immer schlechteren Attraktivität der Linie Innsbruck-Wien geführt. Andererseits gab es durch die Innsbrucker Stadtführung keinen Rückhalt für den Innsbrucker Flughafen und sein engagiertes Management. Wenn den Austrian Airlines klar ist, dass die Stadtführung auf Grund ideologischer Scheuklappen nicht hinter dem Flughafen steht, ist es ein leichtes, nur mehr auf Gewinnmaximierung beim Flugbetrieb zu schauen,“ so der Bürgermeisterkandidat und kündigt für die Gemeinderatssitzung einen dringenden Antrag an.

Alternativen

Bürgermeister Georg Willi erklärt zur aktuellen Diskussion auf X (Twitter): "Es ist logisch, dass die Flugstrecke Innsbruck – Wien unter Druck kommt. Auf der Mittelstrecke bis 500 km sind gute Zugverbindungen eine echte Alternative: umweltfreundlich, verlässlich und mit Klimaticket kostengünstig. Aufgabe der Politik ist es, den Bahnausbau zu forcieren und europaweit zu denken. Was Tirol und Innsbruck brauchen: eine gute Zugverbindung zum Flughafen München."

Das Dossier zum Flughafen Innsbruck der BezirksBlätter finden Sie hier

Damoklesschwert

„Die derzeitige Politik zerstört den Standort. Die Anbindung nach Wien wackelt und die nach Frankfurt wird beendet. Tirol braucht ausreichende Fluganbindungen, damit der Wirtschafts- und Tourismusstandort gesichert wird“, stellt LA Markus Abwerzger in einer Aussendung fest. Er ortet ein Damoklesschwert über den Fortbestand des Innsbrucker Flughafens, und fordert sowohl die Landesregierung als auch die Wirtschaftskammer auf, dass die Fluganbindungen nicht weiter ausgedünnt werden. „Es müssen Gespräche geführt werden, und es muss auch überlegt werden, inwieweit man Flugunternehmen subventioniert, damit der Airport Innsbruck angeflogen wird“, gibt Abwerzger zu bedenken.

Dauerbrenner Flughafen

Der Innsbrucker Flughafen ist in der Politik immer wieder ein Dauerbrenner. Den letzten großen Aufreger gab es im Oktober 2019. Während die Gemeindepolitiker über das Investitionsprogramm des Flughafens informiert wurden, fordert Tirols Landeshauptmann Günther Platter ein Ende der Diskussion. Anlass der Diskussion war ein Antragspaket von GR Dejan Lukovic. Vor allem der "Prüfantrag Inlandsflüge" sorgt für heftige Diskussion. Lukovic: "Inlandsflüge erscheinen aufgrund der guten Verbindungen nach Wien als wenig sinnvoll in der heutigen Zeit, weshalb geprüft werden soll, inwiefern eine Einstellung dieser sich auf den Flugverkehr auswirken würde." Der damalige Landeshauptmann Günther Platter erklärte: "Es muss Schluss sein mit der Flughafen-Verunsicherung. Der Flughafen Innsbruck ist für den Wirtschafts- und Tourismusstandort, sowie für die Mobilität der Tiroler Bevölkerung unverzichtbar."

Die letzte Landung der Dash 8-400, die von Wien nach Innsbruck flog, am 1.6.2021. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wurden mit der Dash zunächst von Tyrolean Airways und später von Austrian insgesamt zehntausende von Flügen zwischen den großen europäischen Drehkreuzflughäfen und Innsbruck durchgeführt. Seit Anfang der 90er Jahre befand sich im Hangar 4 am Flughafen eines der modernsten und renommiertesten Wartungszentren für diesen Flugzeugtyp in Europa. | Foto: BezirksBlätter
  • Die letzte Landung der Dash 8-400, die von Wien nach Innsbruck flog, am 1.6.2021. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wurden mit der Dash zunächst von Tyrolean Airways und später von Austrian insgesamt zehntausende von Flügen zwischen den großen europäischen Drehkreuzflughäfen und Innsbruck durchgeführt. Seit Anfang der 90er Jahre befand sich im Hangar 4 am Flughafen eines der modernsten und renommiertesten Wartungszentren für diesen Flugzeugtyp in Europa.
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Erinnerung an Wettbewerb

Ein Blick die Vergangenheit erinnert an den geschäftlichen Konkurrenzkampf der AUA mit der Fluglinie Flynike. Im Jahr 2011 hat  Flyniki die Linienverbindung zwischen Wien und Innsbruck nach rund zweieinhalb Jahren wieder aufgeben. "Obwohl sich das Verkehrsaufkommen verdoppelt habe, konnte die erforderliche Wirtschaftlichkeit nicht eingeflogen werden", erklärten die Verantwortlichen damals. Alleiniger Grund sei die "nicht nachvollziehbare Preispolitik des Mitbewerbers Austrian Airlines im Kampf um deren Rückgewinnung einer monopolistischen Marktstellung", hieß es. Flyniki habe sechs Jahre in Folge bewiesen, auch ohne Staatssubventionen erfolgreich zu wirtschaften, betonte der damalige Airline-Chef Niki Lauda und meinte außerdem: "über die weitere Preisentwicklung auf dieser Strecke darf man gespannt sein".

Erinnerung an einen Wettbewerb der Flugverbindungen. | Foto: Christoph Plank
  • Erinnerung an einen Wettbewerb der Flugverbindungen.
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