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Aufgeben ist keine Option

Gastronom Walter Lukas beim COVID-19-Test im Rahmen des Programms „Sichere Gastfreundschaft“. Innsbrucks Gastronomen geben nicht auf. | Foto: zbc3 gmbh
  • Gastronom Walter Lukas beim COVID-19-Test im Rahmen des Programms „Sichere Gastfreundschaft“. Innsbrucks Gastronomen geben nicht auf.
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INNSBRUCK. Auf Facebook sorgt eine Wirtin aus dem Unterland mit der vorübergehenden Schließung ihres Lokals für Aufsehen. In Innsbruck setzen die Wirte teils mit unterhaltsamen Aktionen in den sozialen Medien auf ihre Gäste und baut auf Schutzmaßnahmen.

Einfach Kurz

"Auf Grund der Momentan KURZEN Situation haben wir uns dazu entschlossen für die Zeit der KURZEN Sperrstundenverordnung, unser Lokal nichtsdestotrotz für KURZE Zeit Fr. und Sa. Jeweils von 19:00 - 22:00 Uhr KURZ zu öffnen. Weil es eh schon egal ist, starten wir folgende „KURZE-AKTION“. Alle Biere, KURZUM für nur € 2,00 Weiß Süß oder Sauer, KÜRZEN wir ebenfalls auf € 2,00, 
solang der Vorrat reicht. Vielleicht habt ihr doch Lust, wenigstens für ein bar KURZE Stunden auf ein KURZES gemütliches zusammen sein vorbeizukommen. Kurz gesagt würden wir uns auf euer Kommen freuen", das Little Rock stellt ihre Facebook-Aktion unter die Devise "Kurz" und meint aufgrund der Gesamtsituation in einem weiteren Posting: "Dennoch werden wir versuchen unsere Bar mit aller Kraft am Leben zu halten. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei all unseren treuen Gästen!" Das Filou als Bar und Nightclub hat einmal mehr die Öffnungszeiten angepasst: Dienstag bis Samstag von 18 bis 22 Uhr und setzt mit spontanen Aktionen auf entsprechenden Umsatz. Das FloJos baut auf die Devise: "we won't  give up " und erinnert auch die Maßnahmen wie "keep distance", "kein Barbetrieb, das heißt: Nehmt auf unseren Tischen Platz" sowie "Neue Sperrstunde 22.00 Uhr".

Dankesschreiben

Aber auch das Danke an Gäste, Partner und Vermieter ist auf den Facebook-Seiten der Innsbrucker Gastronomen zu finden. Das Café Galerie schreibt: "Ein mehrfaches DANKE an unsere(n) Vermieter/in. Als nicht selbstverständlich kommt uns unser Vermieter schon zum 2x zur Hilfe (obwohl er/sie es nicht müsste). Mittlerweile ist die Hilfe schon 3x so groß wie von den Politikern (Bund, Land, Stadt, WKO) versprochen. Wäre es nicht die Menschlichkeit, die siegt...wären schon mehrere Betriebe nicht mehr wirtschaftlich zu führen! In diesem Sinne wünschen wir allen anderen Gastronomen ebenfalls so tolle Partner (Herbert Partl) wie uns." Und auch das Da Vicenzo richtet einen Dank an Dr. Mosheimer mit Familie mit Familie aus.

Bürokratie

Ein großes Anliegen der Gastronomen, ist ein rascher Bürokratieabbau. "Rauchverbot, Registrierkassenpflicht, DSGVO, Allergenverordnung und Coid-19-Regelungen. Das Leben eines Gastronomen hat sich in Sachen rechtlicher Voraussetzungen nicht zum Bessern entwickelt", fasst ein Wirt sarkastisch lächelnd die aktuelle Situation zusammen. In Sachen Bürokratieabbau haben die Gastronomen konkrete Vorstellung. Bei den Wintergastgärten, die jetzt den Stadtsenat passiert haben, sollen die Genehmigungsanträge rasch behandelt werden. "Eine rascher Ablauf würde uns die Planung ermöglichen, außerdem müssen wir ja auch in die Heizpilze investieren", schildert ein Gastzonom, der zumindest einen Teil des Gartens den Gästen zur Verfügung stellen will, die Problematik. In Sachen finanzieller Unterstützung durch die diversen Hilfsfonds halten die Gastronomen fest, das selbst Steuerberater mit einer korrekten Abgabe der Ansuchen und Beibringung alle nötigen Unterlagen vor großen Herausforderungen stehen. "Es hilft uns nicht, wenn enorme Millionenbeiträge als Hilfe in den Medien kolportiert werden, die Auszahlung an die Betroffenen aber durch zahlreiche bürokratische Hürden verhindert wird", spricht ein Innenstadtgastronom für die ganze Branche.

Pranger

Mehr Sensibilität erhoffen sich die Gastronomen im Umgang mit Personen, die vom Virus betroffen sind. "Das Virus hält sich nicht an geographische Grenzen und auch Hautfarbe. Geschlecht, Religion oder sexuelle Neigung ist dem Virus egal", meint ein Gastrounternehmer: "Infizierte Personen haben sich die Ansteckung sicher nicht ausgesucht und auch die Räumlichkeiten der Übertragung sind der Willkür des Virus ausgesetzt. Daher sollte von einem öffentlichen anprangern betroffener Geschäfte und Lokale wirklich Abstand genommen werden.  Die Situation für die Betroffenen ist nicht leicht und Verschmähungen und Polemik sind in diesen Fällen sicher nicht hilfreich."

Schutzmaßnahmen

Gastronom Walter Lukas (Lichtblick und Café 360 Grad) setzt gemeinsam mit seinem Team auf das Ministeriumangebot der Corona-Tests. „Wir haben uns für unsere Betriebe bereits vorher einen Testmechanismus überlegt. Das Angebot des Ministeriums kam daher genau zur richtigen Zeit, macht uns das Ganze viel leichter und erspart uns zudem die Kosten“, so Lukas, der sich bereits beim ersten Testdurchgang vom einfachen Prozedere überzeugen konnten. „Nach der persönlichen Anmeldung via QR-Code geht der Test in wenigen Sekunden über die Bühne, die Mitarbeiter erhalten das Ergebnis dann meist innerhalb von 24 Stunden via Handy übermittelt“, so Lukas. Der wöchentliche Testrhythmus sorge dabei für ein hohes Maß an Kontrolle. „Das zeitlich engmaschige Testen möglichst aller Mitarbeiter erleichtert die Rückverfolgung und hilft im Notfall bei der raschen Isolierung. Bei uns waren bisher alle Mitarbeiter negativ und wir hoffen, dass das auch so bleibt“, so Lukas. Neben Walter Lukas nutzen zahlreiche weitere Innsbrucker Gastronomen diese Testmöglichkeit. "Aufgeben" ist für die meisten Gastronomen noch kein Thema: "Es ist nicht nur mein Lebensunterhalt, sondern auch mein Lebenstraum und Lebenswunsch. Daher werde ich für mich und meine Gäste auch weiterkämpfen", meint ein junger Wirt abschließend.

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