Lokalaugenschein
Barrierefreiheit am Prüfstand

Evelyn Achhorner (Architektin) und Beatrix Klaus (Rollstuhlfahrerin) beim Lokalaugenschein zur Barrierefreiheit. | Foto: Privat
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  • Evelyn Achhorner (Architektin) und Beatrix Klaus (Rollstuhlfahrerin) beim Lokalaugenschein zur Barrierefreiheit.
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INNSBRUCK. Gesellschaftlich ist Barrierefreiheit als wichtiger Faktor für das gemeinsame Leben anerkannt. In der Realität gibt es aber immer wieder Problembereiche und Missstände. Evelyn Achhorner (Architektin) und Beatrix Klaus (Rollstuhlfahrerin) haben in der Landeshauptstadt einen Loklaugenschein durchgeführt. Da beide Frauen politisch tätig sind, Achhorner als Landtagsabgeordnete und Klaus als Ersatzgemeinderätin, wird den Problemen auch nachgegangen.

Barrierefreiheit

„Ja, es hat sich viel getan in den vergangenen Jahren. Die Barrierefreiheit ist vom politischen Schlagwort zu einem anerkannten gesellschaftlichen Faktor geworden. Barrierefreiheit ist für alle Menschen ein wichtiges Thema, da die Bewegungsfreiheit oft und schnell eingeschränkt werden kann“, sehen LA Evelyn Achhorner und Ersatz-GR Beatrix Klaus durchaus eine positive Entwicklung in der öffentlichen Diskussion um die Barrierefreiheit.

Mängel

„Besonders störend sind dann eben Mängel, die die Barrierefreiheit behindern.“ Ein drastisches Beispiel sind dabei etwa die IVB-Fahrscheinautomaten. Rollstuhlbenützer können die Auswahl an verschiedenen Karten aufgrund der Höhe nicht nützen. „Gerade in dieser Zeit ist dies besonders ärgerlich“, erzählt Beatrix Klaus von den eigenen Erfahrungen. „IVB-Tickets können nicht mehr beim Fahrer gekauft werden, eine Vorverkaufsstelle ist nicht immer in der Nähe, somit werde ich unfreiwillig zu einer Schwarzfahrerin, wenn ich rasch einen Bus oder die Straßenbahn benütze.“ Evelyn Achhorner sieht bei den IVB in Sachen Ticketsystem durchaus Möglichkeiten. „Natürlich wird es eine Kostenfrage sein, die Automaten entsprechend anzupassen. Wenn dies aber nicht geht, müssen die IVB andere Lösungen finden. Der Hinweis auf digitale Möglichkeiten ist zwar richtig, aber nicht alle sind eben mit modernen Handys ausgestattet.“

IVB Fahrautomaten stellen für Rollstuhlfahrer ein Problem dar. | Foto: Privat
  • IVB Fahrautomaten stellen für Rollstuhlfahrer ein Problem dar.
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Rampen

In Sachen Erreichbarkeit der Gebäude ist im Großen und Ganzen der Zugang zu wichtigen öffentlichen Stellen gewährleistet. „In Zukunft wird man aber darauf achten müssen, dass sich Rollstühle ebenfalls weiterentwickeln, gerade in öffentlichen Gebäuden dürfen daher nicht nur Mindestangaben über die Breite von Rollstuhlfahrer berücksichtigt werden“, zeigt Achhorner ein Problem für die Zukunft auf. Klaus wünscht sich auch eine bessere Beschilderung in Sachen Barrierefreiheit. „Egal ob ältere Personen mit Rollator oder ein kurzfristiger Rollstuhlfahrer mit Gipsbein oder jemand, der sein Leben eben mit einem Rollstuhl bewältigen muss: In Sachen Beschilderung könnte weitaus mehr Fantasie am Werk sein“, vermisst Klaus Hinweisschilder und Bodenmarkierungen in den Gebäuden. Ein rasch lösbares Problem gibt es beim Haus der Musik: „Hier gibt es einen Taster zum Öffnen der (schweren) Tür, passt gut, aber der Taster ist auf Wunsch der Architekten so dezent (schwarz auf schwarz) gestaltet, dass man ihn nicht sehen kann. Es würde schon ein kleiner Aufkleber genügen. Denn ein ganz großes Problem für Barrierefreiheit sind die zu schweren Türen“, erzählt Klaus.

Architektur

Das Innsbruck stolz auf seine zahlreichen alten und ehrwürdigen Gebäude ist, ist allgemein bekannt. Gerade diese stellen aber in Sachen Barrierefreiheit eine besonders große Herausforderung dar. „Natürlich müssen nicht alle Gebäude barrierefrei gestaltet werden, aber manche Gebäude, vor allem mit öffentlichen Einrichtungen müssen sich dieser Herausforderung stellen“, fordert Evelyn Achhorner hier klare Konzepte. „Die Behinderung darf nicht zum Ausschluss aus dem öffentlichen Leben führen“, zeigt Beatrix Klaus das Problem auf. Manchmal ist eine Lösung leicht umsetzen, beispielweise mit einer Rampe für eine Türschwelle, die einige Zentimeter zu hoch ist, manchmal wird es größerer Lösungen geben müssen. „Das der Denkmalschutz durchaus ein Problem bei der Barrierefreiheit darstellen kann, ist auch bekannt“, weiß Achhorner aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit: „Aber auch hier müssen Lösungen erarbeitet werden.“ Vor allen in Sachen Planung wünscht sich Achhorner die bessere Nutzung bestehender Angebote. “Es gibt ein gutes Angebot für Planer von Seiten der Gleichbehandlungskommission. Man kann jederzeit Beratung einholen. Darum ist besonders unverständlich, warum das Haus der Musik diese Beratung nicht in Anspruch genommen hat. Erst durch die Kritik des Rechnungshofes wurden die Probleme der mangelnden Barrierefreiheit offenkundig“, hält Achhorner fest.

Breite Diskussion

Evelyn Achhorner und Beatrix Klaus werden die gesamten Ergebnisse ihres Lokalaugenscheins zusammenfassen und in den politischen Gremien wie Landtag und Gemeinderat einbringen. „Manches funktioniert gut, manches kann verbessert werden. Diese Diskussion wollen wir entsprechend anregen“, freuen sich die freiheitlichen Politikerinnen auf breite Diskussion in der Öffentlichkeit. Wobei Beatrix Klaus abschließend einen Dank an die Bevölkerung ausrichtet: „Die Menschen sind sehr hilfsbereit, um über Hindernissen zu helfen.“

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