Taxis Palais Kunsthalle Tirol
Bleiben in der Fremde
Die Ausstellung "Gurbette Kalmak / Bleiben in der Fremde" ist im Innsbrucker Taxispalais zu sehen. Der erste Teil dieser Ausstellungstrilogie endet am 18. Juni. Die Werke sind wie Stimmen aus einer anderen Zeit und anderen Realität.
INNSBRUCK. Die Ausstellung Bleiben in der Fremde führt den Besucher in die Lebenswelt der Gastarbeiter, die in den 1970er von der Türkei nach Westeuropa kamen. Den Künstlerinnen und Künstlern gelingt es, den Menschen von damals eine Stimme zu verleihen. Sie erzählen von Menschen aus anderen Kulturen und wie sie das Verlassen und Ankommen erlebten.
Spielfilm: In der Fremde / Dar Ghorbat
Der Spielfilm „In der Fremde / Dar Ghorbat" ist ein authentisches Porträt dem türkischen Arbeitermilieu im „Gastarbeiter"-System der 1970er Jahre. Im dunklen Saal blickt man auf die große Leinwand, taucht ein in die Geschichte des Fabrikarbeiters Husseyin, so als wäre man selbst Teil dieses monoton getakteten Lebens, das sich zwischen der Stanzmaschine einer industriellen Fertigungshalle und einer Wohngemeinschaft mit weiteren „Gastarbeitern" in Berlin Kreuzberg abspielt. Die Erschöpfung von der Arbeit, die Sehnsucht nach der Heimat und der Wunsch nach neuen Begegnungen des Protagonisten werden durch den Film spürbar nah.
„Ich wollte den film aus der Perspektive von Ausländern drehen, schließlich bin auch ich ein Ausländer." erklärte der Regisseur Sohra Sahid Saless, der 1962 von theran nach Wien kam.
Malerei: Verlassen und Ankommen
Mit dem Spielfilm „In der Fremde / Dar Ghorbat" taucht der Besucher mitten in die Welt der dargestellten „Gastarbeiter". Die Geschichte vom Verlassen der Heimat und dem Ankommen in einem fremden Land erzählen die Gemälde von Hanefi Yeter.
Ein immer wiederkehrendes Motiv in seinen Arbeiten sind Fenster. Durch einen seiner Fenster verabschiedet sich eine Person, die in Istanbul aufbricht, um in Westeuropa zu arbeiten. Ein anderes Fenster zeigt Kinder, die anderen Kindern beim Spielen im Freien zusehen.
In der Ausstellung sind auch Porträts von Menschen zu sehen, verschränkt mit ihrem Arbeitsvertrag oder ihrer Ausreiseaufforderung.
Poesie: Semra Ertan
Die Ölkrise in den 1970 veränderte sich die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt und das rechtspopulistisches Klima verschärfte sich. Semra Ertan kam 1971 und als 15-Jährige zu ihren Eltern nach Deutschland. Nachdem sie in Kiel angekommen war, begann sie zu Schreiben. In ihrer Poesie thematisiert sie vor allem soziale Ungerechtigkeit und sie ergründet ihren Status aus „Ausländerin", auf den sie immer wieder verwiesen wird. Mit 24 Jahren schrieb sie das Gedicht „Mein Name ist Ausländer", in dem sie die Benachteiligung und Situation der Arbeitsmigranten beschreibt. Mit ihrer Poesie gibt sie außerdem Einblick in ihre Gefühlswelt. In „Unheimlich glücklich" heißt es: "Wenn sie sagt, sie sei unheimlich glücklich, heißt es, dass sie heimlich unglücklich ist, weil sie kein Heim hat."
Als Protest gegen den zunehmenden Fremdenhass jener Zeit wählte, die Tochter türkischer Einwanderer eine drastische Form des Protestes. Semra Ertan hat sich 1982 im Alter von 25 Jahren in Hamburg öffentlich verbrannt und forderte in ihren Erklärungen: „Ich möchte, dass Ausländer nicht nur das Recht haben, wie Menschen zu leben, sondern auch das Recht haben, wie Menschen behandelt zu werden."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.