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Corona-Tests in Innsbruck und was sie über sie wissen müssen

Wie komme ich an einen Covid19-Test? Viele stellen sich diese Frage. Nur Verdachtsfälle oder K1-Kontaktpersonen erhalten eine "Zuweisung" der Gesundheitsbehörde und müssen somit nicht zahlen. Bei den niedergelassenen Privatärzten kostet ein PCR-Test 120 Euro.
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  • Wie komme ich an einen Covid19-Test? Viele stellen sich diese Frage. Nur Verdachtsfälle oder K1-Kontaktpersonen erhalten eine "Zuweisung" der Gesundheitsbehörde und müssen somit nicht zahlen. Bei den niedergelassenen Privatärzten kostet ein PCR-Test 120 Euro.
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Haben sie sich immer schon gefragt was eigentlich ein PCR-Test ist, wo sich die Screeningstraße in Innsbruck befindet und wie so eine Abstrichabnahme und Auswertung abläuft? Dann sind sie hier goldrichtig: Das STADTBLATT hat hinter die Kulissen geschaut und herausgefunden, wer, wen, warum testet und wer zum Schluss zahlen muss. Dabei ist nur Eins wirklich klar geworden: Die Sache ist kompliziert.

INNSBRUCK. Am Anfang des ersten Lockdowns wurde 1450 – die ursprünglich als Gesundheitshotline installiert wurde – schlagartig bekannt und mit Anfragen zu Corona überhäuft. 15.000 Anrufe an einem Tag war der Höhepunkt. Ein totales Chaos. Das ist zum Glück Geschichte. 1450 wurde aufgestockt, eine Menüauswahl ergänzt und eine online Plattform zum selbst einmelden errichtet. Die zirka 30 Mitarbeiter, die eigentlich in der Leitstelle Tirol in der Hunoldstraße sitzen, übersiedelten am Wochenende in größere Räumlichkeiten in die Messehalle zum Corona-Center der Stadt Innsbruck, wo die positiven Fälle und das Contact Tracing (das Ausfindigmachen jener Personen, die mit der positiv infizierten Person in engem Kontakt waren) stattfinden.

Behördlich angeordnet oder privat

Man muss behördlich angeordnete Testungen und private Testungen unterscheiden. Behördlich angeordnete Testungen erfolgen im Fall der epidemioligischen Nachverfolgung. Nur durch die Behörde, via Anmeldung bei 1450 oder der Zuweisung des niedergelassenen Arztes erhält man einen QR-Code. Dieser verschlüsselte QR-Code ist die Eintrittskarte für die zugewiesene Screeningstraße. Insgesamt gibt es in Tirol sieben Screeningstraßen (Innsbruck, Kufstein, Lienz, Reutte, Schwaz, St. Johann und Zams). Wer sich testen lassen will, keine Symptome hat und keine K1-Kontaktperson (Erklärung am Ende des Artikels) ist, muss den Test selbst zahlen. Zwischen 120 und 170 Euro verlangen die acht niedergelassenen Laborärzte Tirols (Liste am Ende des Artikels). Bei einem positiven Covid19-Fall ist das Labor verpflichtet das Gesundheitsamt zu informieren.

In diesem Container kann HG Pharma die Ergebnisse der Screeningstraße sofort auswerten.
  • In diesem Container kann HG Pharma die Ergebnisse der Screeningstraße sofort auswerten.
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Innsbrucker Screeningstraße ist mehrmals umgezogen

Die Screeningstraße, die einst am Baggersee war, ist nach mehrfachem Umzug jetzt in Innsbruck in der Olmypiaworld angekommen und wird vom Roten Kreuz betrieben. Kleine Schilder weisen den Weg zur Abstrichabnahme. Bisher war es üblich, dass nur jene Personen in Screeningstraßen fahren, die ein Auto haben. Wer kein Auto hat, müsste eigentlich auf das mobile Team warten, da man als Verdachtsfall oder Kontaktperson zuhause in der Quarantäne bleiben muss. Die Kapazitäten der mobilen Teams – in Innsbruck und Innsbruck-Land gibt es zirka sechs solche Teams – sind aber derart ausgeschöpft, dass jene die keine Symptome aufweisen und zu Fuß oder mit dem Fahrrad fahren können, nicht auf das Team warten müssen. Im Corona-Center des Landes im Alphotel in der Rossau will man auch eine Screeningstraße für Fußgänger und Radfahrer installieren.

Wer macht die Testungen in Innsbruck?

Behördlich angeordnete Testungen sind immer PCR-Testungen. Man nennt PCR-Test den "Superstar der Tests", weil ein ein Testergebnis mit der größten Sicherheit bietet (die Liste der aktuellen Testvarianten weiter unten im Artikel). Bund und Land kommen finanziell für die Testungen auf. Ein kompliziertes System, wie der für 1450 verantwortliche Amtsarzt Markus Lechner erklärt. "Vereinfacht kann man sagen, je roter die Coronampel ist, desto mehr zahlt der Bund." Das Land übernimmt die Kosten zum Beispiel für Monitoringtestungen, wie sie zur Vorsorge in Altersheimen oder sozialen Einrichtungen gemacht werden. Diese Testungen macht die Firma Sinsoma aus Völs. Jene der 24-Stunden-Betreuerinnen werden von der Virologie der Uniklinik übernommen. Insgesamt sind die Testungen mit einem Höchstpreis von 60 Euro pro Probe gedeckelt. Aktuell werden in Tirol zirka 2.000 täglich gemacht.
"Die Kapazitätsgrenzen haben wir noch lange nicht erreicht. Mit den aktuellen Partnern haben wir theoretisch die Möglichkeit bis zu 24.000 Proben am Tag auszuwerten", wie Lechner erklärt. Seit Herbst ist die Firma HG Pharma der bedeutendste Partner. Ein Unternehmen, das sich ursprünglich auf biomedizinische Produkte spezialisierte.

Ein Blick hinter die Kulissen der Corona-Labors

Hanspeter Rass, Manager von HG Pharma, gibt Einblick in die Abläufe: "Wir könnten theoretisch bis zu 1.200 Proben die Stunde auswerten." Insgesamt sind sechs Maschinen in Betriebe, die die Abstriche auswerten. Von der Übernahme bis zur Auswertung vergehen zirka 100 Minuten. "Wir haben zwei Maschinen, in denen gleichzeitig 384 Proben bearbeitet werden und vier Maschinen in denen auf einmal 96 Abstriche ausgewertet werden können." Ein Fehler ist so gut wie ausgeschlossen. "Es gibt nur einen manuellen Schritt bei der Bearbeitung der Proben, in denen die Abstriche händisch pipetiert werden. Hier verwenden wir das Vier-Augen-Prinzip. Alle weiteren Vorgänge sind maschinell." Sobald eine Ergebnis rot aufscheint, weiß auch schon die Gesundheitsbehörde Bescheid, dass es einen positiven Coronafall gibt und die bürokratische Maschinerie wird in dem Moment in Gang gesetzt. Was einst der Polizist noch händisch zugestellt hat – den offiziellen Absonderungsbescheid für die Quarantäne aus dem Gesundheitsamt – passiert heute auf Grund der großen Fallzahlen per Anruf oder E-Mail. 

Warum Quarantäne bei Kontaktpersonen, wenn man negativ getestet wurde?

Ein negatives Testergebnis ist aber kein Freischein aus der Quarantäne. Auch, wenn man – und das kommt ebenfalls vor – zweimal getestet wird. Zehn Tage ab der möglichen Ansteckung muss man zuhause bleiben, auch, wenn das Testergebnis des Abstriches negativ ist. Grund dafür ist die Inkubationszeit: An einem Tag ist das Virus noch nicht nachweisbar, einige Tage später vielleicht schon. Deshalb schickt man die Menschen – wenn sie noch keine Symptome haben – erst am zirka 5. Tag der möglichen Ansteckung zur Testung. Da sind schon fünf Tage Quarantäne vergangen.
Die Bezirkshauptmannschaft und das Gesundheitsamt arbeiten sieben Tage die Woche durch, um die Menschen zeitnah über die Abläufe informieren zu können. Trotzdem können bis zum ersten Anruf der Gesundheitsbehörde ein-zwei Tage vergehen. Wer nach fünf Tagen positiv getestet wurde, den ruft die Behörde noch einmal an. "Das ist aktuell die echte Challenge. Mit der Nachverfolgung der Kontakte vergeht viel Zeit. Es gibt auch ein Onlineformular auf unserer Webseite, mit der man sich auf die Fragen vorbereiten und somit den Behörden helfen kann", erklärt Lechner. Die Excel-Tabelle finden Sie hier. Weitere nützliche Informationen zur Einstufung von K1 und K2 Kontakte finden Sie hier.

Verschiedene Covid-Tests

Wie schon oben beschrieben ist der PCR-Test (Polymerase-Chain-Reaction-Test) der Goldenstandard der verschiedenen Testvariationen. PCR-Tests beruhen auf der Gentechnik. Vereinfacht gesagt erkennt der PCR-Test den Virus Dank seines DNAs oder zumindest Teilen davon. Eine ausführliche Erklärung finden Sie auf der Webseite des Roten Kreuzes. Diese Testart ist die sicherste von allen. Dieser ist aber auch der aufwendigste und benötigt ein mit technischen High-End-Geräten ausgerüstetes Labor und Fachpersonal. Die weitere Testverfahren laufen unter dem Sammelbegriff "Schnelltests".  Die Ärztekammer Tirol gibt Auskunft.

"Unter Schnelltests versteht man Tests, die zumeist einfacher und schneller zu einem Testergebnis führen als PCR-Tests. Dabei kommt es allerdings darauf an, was man testen will und mit welcher Methode.

Eher abzuraten ist von Schnelltests, die einen Antikörpernachweis ermöglichen, da die Antikörper-Tests in der Akutdiagnostik von COVID-19 keine Bedeutung haben. Ein positives Testergebnis weist lediglich darauf hin, dass eine Person eine Infektion mit dem Erreger von COVID-19, dem Virus SARS-CoV-2, durchgemacht und Antikörper gebildet hat.

Ein weiterer Schnelltest ist die Untersuchung eines Nasen-Rachen-Abstrichs auf Virusantigene des SARS-CoV-2 Virus, der sogenannte Antigen-Test. Der Vorteil dieses Tests ist es, dass ohne große Laborausstattung, innerhalb von ca. 15 Minuten ein Ergebnis vorliegt. Bei symptomatischen Personen (Erkrankte mit Corona-Symptomen) geht man im Falle eines positiven Antigen-Testergebnisses davon aus, dass eine Corona-Infektion vorliegt. Somit kann eine Person rasch behandelt und abgesondert werden. Ebenso kann sofort mit der Kontaktnachverfolgung begonnen werden, um Ansteckungsverdächtige rasch zu entdecken und bei Notwendigkeit abzusondern. Nachteil der Antigentests ist, dass sie nicht so empfindlich wie PCR-Tests sind.
Sie bieten sich für Hausärzte zur Sofortdiagnostik an." Bei einem positiven Ergebnis muss zur Überprüfung noch ein PCR-Test gemacht werden.

Was bedeuten die Corona-Formulierungen?

Verdachtsfall: Jede Person mit einer akuten Infektion der (oberen) Atemwege (mit oder ohne Fieber) mit mindestens einem der folgenden Symptome, für das es keine andere plausible Ursache gibt: Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, plötzlicher Verlust des Geschmacks-/Geruchssinnes

K1-Kontaktperson ("enger Kontakt" mit einer Covid19-infizierten Person)

  • direkter, physischer Kontakt (Berührung, Händeschütteln, Küssen)
  • Kontakt Angesicht zu Angesicht mit einer Dauer von ÜBER 15 Minuten UND einem Abstand von UNTER 2 Meter
  • Aufenthalt im selben geschlossenen Raum mit einer Dauer von ÜBER 15 Minuten UND einem Abstand von UNTER 2 Meter

K2-Kontakpterson ("loser Kontakt mit einer Covid-19-infizierten Person)

  • Kontakt Angesicht zu Angesicht mit einer Dauer von UNTER 15 Minuten ODER einem Abstand von ÜBER 2 Meter
  • Aufenthalt im selben geschlossenen Raum mit einer Dauer von UNTER 15 Minuten ODER einem Abstand von ÜBER 2 Meter

Screeningstraße:
In Tirol gibt es sieben Screeningstraßen, in denen die Abstriche in Schutzmontur von den Verdachtsfällen oder K1-Personen abgenommen und zur Weiterverarbeitung an die verschiedenen Labore weitergeleitet werden.

Labore

Coronatests im Rahmen der behördlichen Verdachtsfall- und Kontaktfalltestung (diese wird über die Leitstelle Tirol/Hotline 1450 angeordnet)

  • Department für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Universität Innsbruck
  • Sinsoma GmbH Völs
  • Pathologielabor, Dr. Obrist/ Dr. Brunhuber OG, Zams
  • Firma HG Pharma
  • Dr. Gernot Walder, Außervillgraten
  • Dr. Igor Theurl, Innsbruck

Privattestungen durch niedergelassenen Laborärzte

  • Dr. Horst Philadelphy, Völs
  • Dr. Igor Theurl, Innsbruck
  • Dr. Christian Schmoigl, Telfs
  • Dr. Johannes Möst, Innnsbruck
  • Priv. Doz Dr. Nikolaus Wick
  • Pathologielabor Dr. Obrist/Dr. Brunhuber OG, Zams
  • Dr. Gernot Walder, Außervillgraten
  • Sinsoma GmbH, Völs
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