"Toter Hund" ist Geschichte
Das Ende einer legendären Gastroinstitution

Die Türen sind geschlossen. | Foto: BezirksBlätter
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Eine Begegnungszone der besonderen Art, ein Treffpunkt quer durch die Innsbrucker Gesellschaft und immer für "ein Gschichterl" gut. Das "Ischia" in der Seilergasse hat seine Türen geschlossen und soll künftig für die Infrastruktur des Studentenhauses dienen. Ein Rückblick der BezirksBlätter Redaktion.

INNSBRUCK. "Zum toten Hund" war über viele Jahre der Spitzenname der Cafe-Bar Ischia in der Seilergasse in der Altstadt. "Der dort jahrein jahraus unbeweglich daliegende lammfromme Haushund war eines Tages schon ein paar Stunden im Hundehimmel, ehe es jemand bemerkte. Grad, dass ein wenig getratscht wird", schrieb Karl Hirsch auf innsbruck-erinnert.at. Eine zweite Meinung zum Spitznamen bezieht sich auf die Trinkfestigkeit der Gäste im Ischia, die dem Volksmund nach, einfach nicht umzubringen sind".

Der "tote Hund", gefunden 2020 beim Eingang des Ischia. Das Skelett ist aus Plastik und war ein Einfall der Wirtin :-) | Foto: BezirksBlätter
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Die besondere Bar strahlte nicht nur wegen des Namen einen gewissen italienischen Flair aus. Mit den günstigen Weinpreisen konnte sich das Ischia eine Stammkundschaft erobern, die vom Universitätsprofessor über einen Bestatter bis zum einfachen Arbeiter erstreckte. Als 2020 die Grabungsarbeiten in der Altstadt durchgeführt wurden, wurde man im Eingangsbereich des Ischia fündig. "Im Oktober 2020 wurde das Skelett eines toten Hundes bei den Strassenarbeitn in der Altstadt entdeckt, das Ischia hatte ja lang den Übernamen Toter Hund." Das Skelett war im Übrigen aus Plastik und eine Idee der Wirtin. Mit dem gastronomischen Aus des Ischia, trauern nicht nur Stammgäste einer Begegnungszone und einem Treffpunkt für besondere Stunde in Herzen der Altstadt nach.

Ausräum- und Aufräumarbeiten im besonderen Lokal. | Foto: BezirksBlätter
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Gastrokonflikt

Niko Hofinger beschreibt auf innsbruck-erinnert.at den "gastronomischen Konflikt" zwischen der Piccolobar und dem Roten Adler aus dem Jahr 1967: "In der Seilergasse stehen im ersten Block rechts gerade zwei Häuser: Nummer zwei gehört der Cafetiers-Dynastie Katzung, Nummer 4-6 zum Roten Adler/Hotel Innsbruck-Komplex der stadtbekannten Südfrüchte importierenden Familie Ischia." Im Grunde drehen sich die Konflikte nur um den Lärm, den die Nachtschwärmer in der Seilergasse erzeugten und den die Hotelgäste im Roten Adler nicht schätzten. Um diese so einfache wie irgendwie auch unlösbare Problemstellung drehten sich die seitenlangen Beschuldigungen. Sie wurden zur Beweiswürdigung mit Aufzählungen aller möglichen tatsächlichen oder vermuteten Verstöße gegen die guten Sitten garniert. Die Polizeikommissare hatten alles im Griff und nahmen die Mühen in Kauf, um sowohl im Sündenpfuhl Überstunden zu schreiben als auch die penible Auflistung aller der Prostitution verdächtigen Damen mit kurzen Lebensläufen erstellen zu können. Die Begleiter/Zuhälter durften das Piccolo nicht betreten, was dann die Fantasie so weit anregte, zu vermuten, der Wirt würde auf eigene Rechnung den Mädchen Kunden zuführen.

Der "Rote Adler" in der Seilergasse zählte zu den wichtigsten Gasthäusern in der Altstadt und zwar schon 1689. | Foto: BezirksBlätter
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Rote Adler

Der "Rote Adler" in der Seilergasse zählte zu den wichtigsten Gasthäusern in der Altstadt, und zwar schon 1689. Damals wurde das Gasthaus von Hans Baumgartner betrieben. 1775 wird das "4 Stock hohe Wirtshaus am roten Adler" als zweites Schildwirtshaus in der Seilergasse erwähnt. Besitzer war zu dieser Zeit Joseph Anton von Konstantin. Nach ihm wurde Andrä Maurer und ab 1978 Peter Orter, Mitbesitzer der Firma "Ortner & Stanger" Herr dieses Hauses. Bis 1920 gehörte der Gasthof der Familie Ortner, ehe die Übergabe an die Familie Ischia erfolgte. Nach zahlreichen Umbauarbeiten der Baufirma Walter Fritz wurde der "Rote Adler" zu einem der größten Hotels der Altstadt.  Dem Hotel folgte ein Studentenheim. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Das Eckhaus stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert und wurde 1920 erneuert. Es entstand aus zwei fünfgeschoßigen Häusern mit Erkern und Satteldächern. An beiden Gebäudeteilen befinden sich Polygonalerker, Rundbogenportale und Erdbebenmauern. An der Gebäudeecke hängt ein schmiedeeisernes Wirtshausschild aus dem 17. Jahrhundert mit Inschrift von 1763. 1923 war zu lesen: "Das Ende eines Alt-Innsbrucker Gasthauses. Wie die „N. Ztg.“ erfährt, wurde der bekannte Gasthof „Roter Adler“, Kiebachgasse, vom bisherigen Besitzer Rindfleisch, der vor kurzem das nebenan liegende Hotel „Goldener Adler“ erworben hat, an die Großhandelsfirma Schifferegger, Ischia u. Co, verkauft. Die neuen Besitzer planen die Auflassung des Gastwirtschaftsbetriebes. Damit findet einer der bekanntesten Alttiroler Gasthöfe ein rasches Ende seines langen Daseins." Die Bar Ischia war das letzte gastronomische Überbleibsl.

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Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. | Foto: BezirksBlätter
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