Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
Ein Kassabon, der Unterstützung bietet

Möglichst viele Frauen sollen mit der Aktion erreicht werden. | Foto: Frauen im Brennpunkt
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  • Möglichst viele Frauen sollen mit der Aktion erreicht werden.
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INNSBRUCK. Von 25. November bis 10. Dezember findet die internationale Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" statt, an der sich MPREIS und der Verein Frauen im Brennpunkt gemeinsam beteiligen. In diesem Zeitraum werden die Kassabons tirolweit mit Informationen über Frauenberatungsangebote bedruckt. Auch die Stadt hat zu diesem Anlass eine Initiative gestartet.

Niederschwellige Information

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 28 Frauenmorde wurden in diesem Kalenderjahr in Österreich bereits begangen, und damit schon jetzt mehr als in den vergangenen Jahren. Die Zahl der Annäherungs- und Betretungsverbote ist auf 10.900 gestiegen, statistisch gesehen ist das eigene Zuhause der gefährlichste Ort für Mädchen und Frauen, die nach wie vor vermehrt Gewalt ausgesetzt sind – sei es in körperlicher, verbaler oder psychischer Form. Die Pandemie verschärft die Situation zusätzlich und erhöht den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Druck. Um Betroffene bestmöglich zu schützen, ist vor allem Unterstützung in einem frühen Stadium, noch vor der Eskalation, notwendig.

„Es gibt viele Möglichkeiten für Frauen, sich Unterstützung zu holen, in jeder Lebenslage. Das Wichtigste aber ist, dass diese Information auch möglichst viele Frauen erreicht. Insbesondere diejenigen, die sich nicht trauen, selbst auf die Suche nach Beratung zu gehen."

, so Claudia Birnbaum, Geschäftsführerin von Frauen im Brennpunkt. Zu diesem Zweck wird in den kommenden Wochen auf den Kassabons aller Tiroler MPREIS- und miniM-Märkte die Telefonnummer sowie die Internetadresse von Frauen im Brennpunkt gedruckt sein. „Wir freuen uns sehr, mit der Hilfe von MPREIS über deren Kassabons eine niederschwellige Information über Beratungsmöglichkeiten anbieten zu können“, ergänzt Birnbaum.

Lisa Reimer (MPREIS) und Claudia Birnbaum (Frauen im Brennpunkt) präsentieren die Kassabons, die in den nächsten Wochen über Beratungsangebote 
 informieren. | Foto: Frauen im Brennpunkt
  • Lisa Reimer (MPREIS) und Claudia Birnbaum (Frauen im Brennpunkt) präsentieren die Kassabons, die in den nächsten Wochen über Beratungsangebote
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Auch die Geschäftsführung des Unternehmens zeigt sich erfreut über die gemeinsame Aktion: „Es ist schön, dass wir unsere Infrastruktur zu einem so sinnvollen Zweck zur Verfügung stellen können. Auf unseren Kassabons können Frauen schnell, unauffällig und einfach erfahren, wo sie Hilfe erhalten.“ 

„So geht’s nicht weiter? Beratung für Frauen in jeder Situation, kostenlos und vertraulich." wird in den nächsten Wochen auf allen MPREIS-Kassabons zu lesen sein.  | Foto: Frauen im Brennpunkt
  • „So geht’s nicht weiter? Beratung für Frauen in jeder Situation, kostenlos und vertraulich." wird in den nächsten Wochen auf allen MPREIS-Kassabons zu lesen sein.
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Unkomplizierter Erstkontakt

Insbesondere die Online Frauenberatung, finanziert vom Land Tirol, ist in Zeiten von Kontaktbeschränkungen eine wichtige Anlaufstelle, die einen unkomplizierten Erstkontakt ermöglicht und Frauen bei Bedarf an die richtigen, entsprechend spezialisierten Anlaufstellen weiterleitet. „Jede Frau in Tirol kann und darf sich Hilfe holen. Keine Frau wird mit ihren Sorgen allein gelassen“, betont auch Landesrätin Gabriele Fischer. Frauen im Brennpunkt bietet außerdem an mehreren Standorten in ganz Tirol kostenlose Rechtsberatung, Weiterbildungs- und Berufsberatung sowie Begleitung bei Konflikten und Belastungen im Alltag an.

Hilfsangebote auf Quittungen der Stadt

Auch die Stadt Innsbruck will mit einer Initiative auf Gewalt gegenüber Frauen aufmerksam machen: Bis Ende des Jahres wird auf allen Quittungen, die von der Stadt ausgestellt werden und bei denen es technisch möglich ist, auf die Frauenhelpline 0800 222 555 und die Homepage http://www.frauenhelpline.at/ hingewiesen. Zusätzlich wird auf Initiative von Frauenstadträtin Elisabeth Mayr die Notrufnummer auch auf den elektronischen Anzeigetafeln der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) an den Bus-und Straßenbahnhaltestellen eingeblendet.

„Wenn Frauen ermordet, geschlagen oder erniedrigt werden, weil sie Frauen sind, dann liegen die Ursachen in unseren gesellschaftlichen Strukturen, deshalb sind alle gefordert hier genauer hinzuschauen und zu helfen“

, sagt Gemeinderätin und Frauensprecherin der Grünen Zeliha Arslan, die die Kampagne initiiert hat. Die Helpline ist rund um die Uhr erreichbar – kostenlos und anonym. Beratungen sind auch in Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Englisch, Rumänisch, Spanisch und Türkisch möglich. Die Schwerpunktthemen der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen sind sexualisierte, psychische und Beziehungsgewalt. „Gesellschaftliche Strukturen und Denkweisen sind der Nährboden für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, deshalb sind Informationskampagnen, die Menschen aus den verschiedensten Milieus erreichen, so wichtig, egal ob beim Meldeamt oder bei der Stadtkasse“, so Arslan abschließend.

Massives Problem 

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist kein Migrationsproblem, wie Integrationsstadträtin Mayr betont: „Wenn beim jüngsten Frauenmord in Innsbruck, der am vergangenen Wochenende verübt wurde, nun von politischer Seite der Migrationshintergrund des Täters bzw. des Opfers hervorgehoben wird, als stünden Nationalität und Gewalt in Beziehungen in einem ursächlichen Zusammenhang, so gilt es festzuhalten: Mit einem solchen Verweis auf die Nationalität oder Herkunft des Täters und den daran orientierten Vorschlägen wird man einem der wichtigsten frauenpolitischen Themen, nämlich Gewaltschutz und Formen der Gewalt an Frauen und Mädchen, nicht gerecht.“ Weiter führt sie aus: „Es schafft weder Unterstützung für Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind, noch hilft es, die Gesellschaft für die unterschiedlichen Formen von Gewalt zu sensibilisieren. Ich verwehre mich dagegen, dass ein Frauenmord mit Migrationshintergrund dazu genutzt wird, rassistische Motive mitzutransportieren – frei nach dem Motto: Das gibt es nur bei den anderen, bei uns kommt das nicht vor. Ganz im Gegenteil: Wir müssen dahingehen, wo es weh tut: Zur unleugbaren Tatsache, dass wir selbst in unserer österreichischen Gesellschaft ein so massives Problem mit häuslicher und struktureller Gewalt, mit Benachteiligung, Diskriminierung und Demütigung gegenüber Frauen haben.“

Flagge gegen Gewalt

Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, weht in den nächsten Tagen die „Frei leben ohne Gewalt“-Fahne vom Balkon des Innsbrucker Rathauses. „Gewalt gegen Frauen ist eine Verletzung ihrer Grundrechte, zu denen das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit genauso zählt wie die Gleichstellung der Geschlechter“, betont Mayr. „Gewaltschutz und Unterstützung, aus dem Teufelskreis von häuslicher Gewalt auszubrechen, gehören daher zu den wichtigsten frauenpolitischen Forderungen.“

Als sichtbares Zeichen hissten Bürgermeister Georg Willi, Stadträtin Elisabeth Mayr (M.) und Referatsleiterin Uschi Klee (Frauen und Generation) die „Frei leben ohne Gewalt“-Fahne am Balkon des Innsbrucker Rathauses. | Foto: IKM/Darmann
  • Als sichtbares Zeichen hissten Bürgermeister Georg Willi, Stadträtin Elisabeth Mayr (M.) und Referatsleiterin Uschi Klee (Frauen und Generation) die „Frei leben ohne Gewalt“-Fahne am Balkon des Innsbrucker Rathauses.
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Netzwerk von Frauen für Frauen

Im Jahr 2014 wurde in Innsbruck ein unabhängiges frauenspezifisches Netzwerk gegründet. Seit damals setzen sich Organisationen und Bürgerinnen und Bürger mit verschiedenen Hintergründen für die Anliegen von Frauen ein. Die „Frauenvernetzung für Begegnung und Austausch“ setzt in enger Kooperation mit dem städtischen Referat für Frauen und Generationen frauenpolitische Schwerpunkte in Innsbruck.

Die Innsbrucker Frauenorganisationen und -institutionen organisieren unter Federführung der Frauenvernetzung eine Vielzahl an Aktionen. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage finden diese Veranstaltungen online statt. Detaillierte Informationen zum Programm finden sich unter: www.facebook.com/frauen.vernetzung.tirol/

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