Sant‘Egidio in Rom und Innsbruck
Gutes tun und Frieden stiften ist "nicht so schwer"

Auf dem Altar sind zahlreiche Kreuze aller Art aufgestellt: aus Holz, Metall, Keramik, Bernstein. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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  • Auf dem Altar sind zahlreiche Kreuze aller Art aufgestellt: aus Holz, Metall, Keramik, Bernstein.
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Der beeindruckende Besuch bei Sant‘Egidio in Trastevere ist ein weiterer Höhepunkt der Diözesanwallfahrt. Für Bischof Hermann sind die Aktivitäten von Sant‘Egidio eine der Antworten auf seine Fragen bei der von ihm gehaltenen Bischofsmesse Im Petersdom: "Was kann ich machen, was kann ich beitragen?"

ROM. Mitten im malerischen Trastevere in Ron liegt Sant‘Egidio. Das ehemalige Kloster ist die Schaltstelle für eine der wichtigsten Friedenstifter der Welt. Cesare Zucconi (Generalsekretär der Gemeinschaft Sant‘Egidio in Rom) bietet einen umfassenden Einblick auf die Geschichte und auf die Aktivitäten der weltweit etablierten und vernetzten Gemeinschaft, die sich ganz dem Frieden, den Armen und dem Gebet verschreibt.

Papstaudienz, Bischofsmesse im Petersdom und viele Geschichten, BezirksBlätter Beitrag

Geschichte

Sant’Egidio ist eine 1968 in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entstandene christliche Gemeinschaft, die von Andrea Riccardi an einem Gymnasium im Stadtzentrum von Rom begonnen wurde. Im Verlauf der Jahre ist ein Netzwerk von Gemeinschaften in über 70 Ländern der Welt entstanden mit einer besonderen Aufmerksamkeit für die Peripherien und für die Menschen am Rande. Zur Gemeinschaft gehören Männer und Frauen jeden Alters und aller Schichten, die im Hören auf das Evangelium und im ehrenamtlichen und unentgeltlichen Einsatz für die Armen und für den Frieden geschwisterlich vereint sind.

Cesare Zucconi (Generalsekretär der Gemeinschaft Sant‘Egidio in Rom) bietet einen umfassenden Einblick auf die Geschichte und auf die Aktivitäten der weltweit etablierte und vernetzte Gemeinschaft. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
  • Cesare Zucconi (Generalsekretär der Gemeinschaft Sant‘Egidio in Rom) bietet einen umfassenden Einblick auf die Geschichte und auf die Aktivitäten der weltweit etablierte und vernetzte Gemeinschaft.
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Herzensanliegen

Bischof Hermann ist mit Andrea Riccardi und Cesare Zucconi im Rahmen seiner Initiativen rund um die Flüchtlingslager in Griechenland in Verbindung gekommen. Ausserdem gibt es in Innsbruck eine Gruppe von Sant’Egidio. Diese setzte 2020 mit dem "Telefon der Freundschaft" ein Zeichen der kreativen Hilfe von Sant'Egidio für ältere Menschen und Flüchtlinge in Innsbruck in Zeiten der Coronakrise. Am 27.8.2021 folgten viele Menschen dem Aufruf von Sant'Egidio, im Dom St. Jakob für den Frieden in Afghanistan zu beten. Der Tiroler Besuch in Sant'Egidio fand passend am Festtag des Heiligen Ägidius statt. Cesare Zucconi erzählte dabei die Geschichte des Hauses. Einer ehemaligen Kirche und Klosters, das lange leer stand und dann "friedlich besetzt" wurde. Mit viel Aufwand wurde daraus ein mit vielen Besonderheiten ausgestatteter Ort des Treffpunktes und des Glaubens. Besonders im Mittelpunkt in der Kirche sind der Altar der Kreuze (mit dem Kreuz von Lampedusa) und der Altar der Bibeln.

Altar der Bibel: Bibeln und Neue Testamente in zahlreichen Sprachen der Welt. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Der landesübliche Empfang in Rom, BezirksBlätter Beitrag

Frieden und Hilfe

Frieden zu stiften und Menschen zu helfen, stehen im Mittelpunkt der Aufgaben von Sant’Egidio. Am 4. Oktober 1992, dem Fest des hl. Franziskus, haben der mosambikanische Präsident und Generalsekretär der FreLiMo, Joaquim Chiassano, und der Führer der Guerillabewegung ReNaMo, Afonso Dhlakama, die seit der Unabhängigkeit gegen die Regierung von Maputo gekämpft hatte, ein Allgemeines Friedensabkommen unterzeichnet. Damit wurde ein 17-jähriger Bürgerkrieg beendet, mit mehreren Hunderttausend Toten und 3 - 4 Millionen Inlands- und Auslandsflüchtlingen. Die Unterzeichnung bildete das Ende eines langen Verhandlungsprozesses, der fast zwei Jahre dauerte und am Sitz der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom durchgeführt wurde. Aber auch in zahlreichen anderen Ländern setzt Sant’Egidio wichtige Schritte, um den Frieden einzuleiten. In Sachen Hilfe setzt die Gemeinschaft auf vielfältige Maßnahmen, so gehen seit Anfang der 80er Jahre Gruppen der Gemeinschaft weltweit am Abend an Bahnhöfe oder andere Orte, an denen Obdachlose Schutz in der Nacht suchen. Sie verteilen Lebensmittel, warme Getränke, Decken und andere nützliche Dinge, die vor Kälte und den Unbilden der Straße schützen. 

Cesare Zucconi (Generalsekretär der Gemeinschaft Sant‘Egidio in Rom) bietet einen umfassenden Einblick auf die Geschichte und auf die Aktivitäten der weltweit etablierte und vernetzte Gemeinschaft. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Ägidius und Sant’Egidio

Der hl. Ägidius war Abt und lebte als ein Eremit im Süden Frankreichs. Er wurde im Mittelalter sehr berühmt, auch wenn es über ihn kaum sichere Informationen gibt. Es wird überliefert, dass er in Athen Anfang des 7. Jahrhunderts geboren ist und dann in die Provence ging, ein Kloster in der Nähe von Arles gründete und dessen erster Abt wurde. Dort starb Ägidius wahrscheinlich im Jahr 725. Das Kloster wurde nach ihm benannt. Die Kirche Sant’Egidio (St. Ägidius) in Rom ist der erste Gebetsort der Gemeinschaft Sant’Egidio. Die Kirche befindet sich in der Nähe einer älteren Gründung mit Namen San Lorenzo in Janiculo o de curtibus. Anfang des 17. Jahrhunderts war die Kirche baufällig. "Das Kapitel der sie beaufsichtigenden Basilika Santa Maria in Trastevere (mit den entsprechenden Rechten) übergab sie dem frommen Metzger, Agostino Lancellotti, zur Restaurierung. Er erhielt großzügige Unterstützung durch die Prinzessin von Venafro, restaurierte die Kirche, änderte ihr Patrozinium und ließ sie auf den Hl. Abt Ägidius weihen", wird die Geschichte beschrieben. Schließlich übergab er sie mit dem angrenzenden Gebäude den unbeschuhten Karmelitinnen. Die Nonnen hatten in der Zwischenzeit auch eine andere Kirche in der Nähe erhalten, SS. Crispino e Crispiniano. Um nicht zwei Kirche in einem Kloster zu haben, ließen die Karmelitinnen beide Kirche einreißen und bauten eine neue. Das war im Jahr 1630. Die Kirche wurde der Mutter Gottes vom Berg Karmel geweiht, wie es die Inschrift an der Fassade belegt „B.V. Mariae de Monte Carmelo dicatum a. salutis MDCXXX“.

Die Skulptur "Homeless Jesus" von Timothy Schmalz beim Eingang. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Enge Freundschaft

Wer einen Spaziergang durch Trastevere macht, soll die Gelegenheit eines Besuchs in Sant’Egidio nicht verpassen. Ob die Geschichte von Sant’Egidio oder sein aktuelles Werken und Schaffen sind es beeindruckende Momente. Bischof Hermann selbst nutzte die Gelegenheit, um Cesare Zucconi zu einem Besuch nach Innsbruck einzuladen.

Sant’Egidio in Innsbruck

Die kleine Gemeinschaft in Innsbruck ist sehr aktiv. Seit 2010 lädt man zu regelmäßigen Gebeten ein.  Gemeinsames Essen mit "obdachlosen Freunden", Gesprächsrunden, Tagesausflüge mit Menschen, die es sich nicht leisten können." Ein Miteinander in vielen Lebensbereiche als Selbstverständlichkeit. Gefordert ist die Gemeinschaft auch im Einsatz für Flüchtlinge aus der Ukraine und aller Welt, die in vielen Abschnitten ihres Alltags in Fremde begleitet werden. Einmal pro Woche besuchen die Ehrenamtlichen zudem ältere Menschen im Wohnheim Saggen. 

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