Am eigenen Leib
Kartoffelernte ist nichts für manikürte Fingernägel

Nach der Kartoffelernte ist man mit einer guten Schicht Staub überzogen.
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Heuer ist ein gutes Jahr – die Ernte der Spätkartoffeln brachte Bauern und Hobbygärtnern eine Freude. Die STADTBLATT-Redakteurin war bei einer Gruppe Hobbygärtnern dabei, um mitzuhelfen.

INNBSRUCK/LAND. Kraut, Karotten, Kartoffeln – ein Feld zwischen Hall und Innsbruck hat für leidenschaftliche Gärtner und Gärtnerinnen viel zu bieten. Eine private Gruppe bestellt hier ein Stück Erde in Eigenregie. Biologisch, nachhaltig und ohne Giftstoffe. Das heißt unterm Jahr vor allem: Jäten, jäten, jäten. Ein besonderer Zeitpunkt in der Erntezeit ist jedoch jener, an dem die Spätkartoffeln aus der Erde gebuddelt werden. Ein Traktor fährt auf das verwachsene Feld vor, schneidet das Grünzeug weg und gräbt die Erde um. Man möge gar nicht glauben, dass es hier außer Unkraut auch wahre Schätze zu bergen gibt. Säckeweise Erdäpfel.
Bei der Ernte ist das Wetter ideal. Nicht zu kalt, nicht zu windig, nicht zu sonnig. Mit Hut, einem T-Shirt und kurzen Hosen ist man gut ausgerüstet. Ein perfekter Septembernachmittag. Am Nebenfeld werden ebenfalls Kartoffeln geerntet. Hier stehen zwei Männer auf einer Maschine, die die Kartoffeln vom Feld auf einem Fließband in einen Container auf dem Traktor liefert. Wir machen das noch mechanisch und gehen durch die offenen Reihen zu Fuß.

Viele Hände erledigen die Arbeit schnell

Es ist staubtrocken, die Erde ist hart. Kinder sitzen in den Reihen, junge und ältere Erwachsene bücken sich über das Feld und inspizieren die Erdäpfel, heben Büsche von Unkraut hoch, um zu sehen, ob sich darunter auch eine Kartoffel versteckt hat. Wenn so viele Leute mithelfen, ist es keine schwere Arbeit, sonst verbringt man in dieser gebückten Haltung oder in der Hocke schonmal 5-6 Stunden bis man die Kartoffeln aufgeklaubt hat.
Nicht jede Kartoffel kommt in die dehnbaren, orangefarbenen Maschensäcke. Jene, die einen Grünstich haben oder aufgeplatzt sind, werden gesondert gesammelt. Die muss man früher verbrauchen als die gesunden, weil sie entweder überreif sind oder schneller verderben. "Hat jemand noch kaputte Kartoffeln?" – ruft ein kleiner Bub, sammelt sie von den Erwachsenen ein und bringt sie zur Schubkarre, die immer mitlaufen muss, denn das Sammeln geht schnell voran. Innerhalb von ein paar Stunden ist man nicht nur gut mit Staub überzogen, sind die Fingernägel dreckig, sondern man hat auch 38 Säcke voller Kartoffeln geerntet. Insgesamt 380 kg.

Gutes Kartoffeljahr

Dieses Jahr war ein gutes Jahr, die Sammler staunen nicht schlecht, wie schön, groß und gesund die Erdäpfel 2020 geworden sind. Ganz anders als im Jahr zuvor, wo der Kartoffelkäfer und das Wetter eine extrem schlechte Ernte gebracht haben. Außerhalb der Kartoffelernte und im Frühjahr zum Pflanzen der Setzlinge ist man nicht oft gemeinsam auf dem Feld. Endlich gibt es Zeit und Platz, um sich gegenseitig besser kennenzulernen – die Einhaltung der Covid-Maßnahmen ist in diesem Fall ein Kinderspiel. Man redet über den Sommer, die Enkelkinder oder das heurige Erntejah. Neben den Kartoffelsäcken – pro Kopf gibt es heuer 20 kg – nimmt man abschließend nicht nur ein paar Karotten, Stangenbohnen und ein bisschen Mangold mit, sondern auch das angenehme Gefühl eines arbeitsreichen Tages.

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