Plakataktion
Kunstaktion sorgt in Innsbruck für Skandal

Unter anderem sorgt dieses Plakat, das auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen will, für große Aufregung in Innsbruck.
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  • Unter anderem sorgt dieses Plakat, das auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen will, für große Aufregung in Innsbruck.
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An der Sache vorbei: Statt der Thematik – männliche Gewalt gegen Frauen – wird über die das moralische Korsett von Kunst im öffentlichen Raum diskutiert. Plakate des Bozner KünstlerInnen-Kollektivs Lungomare stehen im Fokus der Diskussion. Die Wiener Künstlerin Stefanie Sargnagel ortet "Cancel culture" in Tirol: Eine Firma sträubte sich die Plakate anzubringen.

INNSBRUCK. Ein hängender Penis mit der Aufschrift "Rechtfertigt das deine Gewalt?" erhitzt die Gemüter der Tiroler Bevölkerung. Das Plakat stammt vom Künstler Aldo Gianotti und ist im Rahmen des seit 2020 laufenden Kunstprojekts #etwaslaeuftfalsch entstanden. Zwei weitere Plakate, die für Diskussionen sorgen, stammen von der Österreichischen Grafikerin Stefanie Sargnagel. Die Aufschriften  "Im Märchen tötet der Prinz den Drachen, in Tirol seine Ex" und "Alle töten ihre Frauen, niemand tötet seinen Chef" sorgen bei vielen in der Bevölkerung für Unverständnis.

Auch das Plakat der Wiener Künstlerin Stefanie Sargnagel stoßt den TirolerInnen sauer auf. | Foto: Stefanie Sargnagel
  • Auch das Plakat der Wiener Künstlerin Stefanie Sargnagel stoßt den TirolerInnen sauer auf.
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Das Projekt selbst will auf das hohe Gewaltpotential der Männer aufmerksam machen und auf die Tatsache, dass Femizide noch immer zum Alltag gehören. 2022 wurden bereits 27 Frauenmorde in Österreich verübt, drei davon in Tirol. Die zehnseitige Liste der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF), die Frauenmorde zusammenfasst, liest sich wie eine Auflistung eines Kriminalromans – mit jenem traurigen Unterschied, das es sich um reale Beziehungsmorde handelt. 

#etwaslaeuftfalsch

Die Kampagne soll verbreitet werden, daher ist auch ein kostenloses Download über die Webseite möglich. Zu den Hintergründen der Kampagne steht dort:

"Die Kampagne #etwaslaeuftfalsch reflektiert die Hintergründe der Gewaltverbrechen an Frauen in der Gesellschaft und beleuchtet das Thema der Femizide aus künstlerischer und aktivistischer Sicht. #etwaslaeuftfalsch nutzt und transformiert den uns alltäglich umgebenden öffentlichen Raum der Städte und Dörfer, bringt die strukturelle Dimension der geschlechtsspezifischen Gewalt in den öffentlichen Diskurs und regt zu einer Debatte an. Die Plakate irritieren, weil sie im Gegensatz zu Werbung nicht eindeutig zuzuordnen sind und doch eine eindeutige Nachricht vermitteln: Sexismus, Mehrfachdiskriminierungen und Gewalt an Frauen gehen uns alle an.

Die Plakatmotive von #etwaslaeuftfalsch werden stets im Dialog entwickelt. Künstler:innen tauschen sich mit diversen Expert:innen und den Kurator:innen aus, sodass das gegenseitige Lernen ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist. Ziel der Kampagne ist es, die Plakate auch zukünftig weiterzuverbreiten und Kompliz:innen für die Fortführung in anderen Städten und Regionen Europas zu finden. So wird der Fundus an Plakaten stetig erweitert. Alle Motive stehen zum Download auf dieser Webseite bereit."

Im Verhältnis zu den vorherigen Plakaten des KünstlerInnenkollektivs Lugomare, gehen diese Plakate beinahe unter. | Foto: Katerina Šedá
  • Im Verhältnis zu den vorherigen Plakaten des KünstlerInnenkollektivs Lugomare, gehen diese Plakate beinahe unter.
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Das Projekt wurde unter anderem vom Land Tirol subventioniert und ist auf fünf Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Hollandisch – erreichbar. Katerina Šedá, Stefanie Sargnagel und Aldo Gianotti zeichnen verantwortlich für die Plakate, die in den öffentlichen Verkehrsmitteln, Haltestellen und im öffentlichen Raum aufgehängt wurden.

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