Lehrlingsoffensive
Möglichkeiten für eine noch bessere Ausbildung

Lehrling Daniel Furlan voll im Einsatz. | Foto: IKM/Götsch
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  • Lehrling Daniel Furlan voll im Einsatz.
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Ein neuer Antrag für den Gemeinderat liegt vor: Er umfasst Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für Lehrlinge der Stadt Innsbruck. Das Ziel ist es, die Lehre aufzuwerten und den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Lehrlingsbeauftragte Sabine Floßmann unterstützt die Initiative und betont die Notwendigkeit ständiger Verbesserungen.

INNSBRUCK. GR Benjamin Plach reichte vor kurzem einen Antrag im Gemeinderat ein, um ein Maßnahmenpaket zur Attraktivierung der Landeshauptstadt als Lehrlingsbetrieb zu erarbeiten. Sabine Floßmann, die Lehrlingsbeauftragte der Stadt Innsbruck, begrüßt die Idee, ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Lehrlingsangebots der Stadt zu entwickeln und umzusetzen. Sie betont, dass kontinuierliche Weiterentwicklung notwendig ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und steht daher solchen Initiativen positiv gegenüber.

Benjamin Plach möchte Innsbruck zur Lehrlingshauptstadt Österreichs machen. | Foto: Ricarda Stengg
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Gute Ausbildungsbedingungen

Als ersten Punkt führt GR Benjamin Plach in seinem Antrag zur Lehrlingsoffensive die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen an. Dies soll den Lehrstellenmarkt attraktiveren. Folgende Themen sollen dabei in Angriff genommen werden: 

  1. Einführung eines einheitlichen, im Vergleich zur Privatwirtschaft attraktiven Bezahlungsschemas für Lehrlinge im städtischen Bereich
  2. Lehrlinge, deren Lehrverhältnis nach Vollendung des 18. Lebensjahrs oder nach bestandener Reifeprüfung abgeschlossen wird, erhalten ein erhöhtes Lehrlingseinkommen
  3. Die Lehrlingseinkommen sind entsprechend der jeweiligen Abschlüsse der Gemeindebediensteten jährlich zu erhöhen
  4. Kostenübernahme eines Klimatickets-Österreich für Lehrlinge

Die BezirksBlätter Redaktion hat bei der Lehrlingsbeauftragten der Stadt Innsbruck nachgefragt, wie sie zu diesen Vorschlägen steht. Sabine Floßmann ergänzt:

"Der Lohn der Lehrlinge ist im Kollektivvertrag der jeweiligen Lehrberufe festgehalten. Es ist also eine politische Entscheidung, ob der Lohn erhöht wird. Bei dem Klimaticket für ganz Österreich bin ich mir nicht ganz sicher, ob dies auch sinnvoll ist. Das Klimaticket für Tirol bekommen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt bereits, somit auch die Lehrlinge. Es stellt sich die Frage, ob junge Menschen im Alter von 15 Jahren ein Ticket für ganz Österreich überhaupt brauchen und ausnutzen."

Lehrling Leni Hutter mit der Lehrlingsbeauftragten Sabine Floßmann. | Foto: IKM/Götsch
  • Lehrling Leni Hutter mit der Lehrlingsbeauftragten Sabine Floßmann.
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Perspektiven für Lehrlinge

Im zweiten Punkt des Antrags werden folgende Vorschläge für eine Lehrlingsoffensive eingebracht:

  1. Prüfung einer Ausweitung der angebotenen Lehrberufe mit besonderem Augenmerk auf Lehrberufe im Zukunftsfeld IT (derzeitiger Stand an IT-Lehrlingen im Stadtmagistrat: 0)
  2. Jedem Lehrling, der die Lehrabschlussprüfung positiv abschließt, wird unter Rücksichtnahme auf den erlernten Lehrberuf eine anschließende Anstellung im städtischen Dienst angeboten
  3. Angebot von Lehre mit Matura für alle neueintretenden Lehrlinge. Dieses Angebot soll vollkommen freiwillig sein, sodass auch eine Lehre ohne Matura einer Aufnahme nicht entgegensteht
  4. Proaktive Information und Beratung zu Programmen wie Erasmus+
  5. Entwicklung eines Prämiensystems zur Anerkennung außerordentlicher Leistungen in der Lehrzeit sowie bei Abschluss der Lehre und der Matura

Die Meinung der Lehrlingsbeauftragen Sabine Floßmann lautet dazu wie folgt:

"Es stimmt, dass wir zurzeit keine Lehrlinge im IT-Bereich haben. Das liegt aber nicht daran, dass sich junge Menschen nicht für diese Branche interessieren, sondern dass die Stadt Innsbruck derzeit nur IT-Systemadministratorinnen und -Administratoren ausbilden kann. Viele Jugendliche möchten aber andere Berufe im IT-Bereich erlernen. Jeder IT-Beruf hat ein gewisses Berufsbild bei dem unterschiedliche Felder erfüllt werden müssen."

"Die Stadt Innsbruck garantiert nach Abschluss der Lehre keine fixe Anstellung. Die ausgelernten Lehrlinge müssen sich wie jede und jeder für offene Stellen bewerben. Aber natürlich haben sie einen Bonuspunkt und es ist natürlich auch für die Stadt sehr sinnvoll Lehrling dann auch fix einzustellen, da sie die Strukturen und Abläufe des Betriebs bereits kennen. Bis jetzt hat jeder Lehrling, der bei der Stadt bleiben wollte, auch eine Stelle bekommen. Aus meiner Sicht braucht es diesen Schwerpunkt vielleicht gar nicht."

"Zum Punkt Lehre mit Matura: Diese Form der Ausbildung ist bereits möglich. Jedoch müssen sich die Lehrlinge das selbst organisieren. Neben der Lehre und der Berufsschule ist die Matura aber sehr zeitintensiv, daher nutzen viele Lehrlinge die Möglichkeit nach ihrem Abschluss bei der Stadt Innsbruck die Matura nachzuholen."

"Bei dem Thema Erasmus-Aufenthalt für Lehrlinge muss man schauen, ob es sinnvoll ist. An und für sich finde ich die Idee gut, aber es muss immer sichergestellt werden, dass auch der gleiche Lehrinhalt vermittelt wird. Jedes öffentliche Amt hat seine eigenen Strukturen und Vorgehensweisen, das könnte unter Umständen Schwierigkeiten verursachen und für die Lehrlinge nicht zielführend sein."

Isabella Horvat ist Lehrling bei den Innsbrucker Grünanlagen. | Foto: IKM/Götsch
  • Isabella Horvat ist Lehrling bei den Innsbrucker Grünanlagen.
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Neuigkeiten rund um die Lehre

"Im Oktober 2023 startete die Stadt Innsbruck eine hausinterne Mentorenausbildung für alle Ausbilderinnen und Ausbildner aus allen Lehrberufen. Außerdem gibt es seit 1. Jänner 2024 eine Kooperation mit der IIG: Die Lehrlinge der IIG wurden im städtischen Fortbildungsprogramm aufgenommen. Das Unternehmen hat derzeit nur vier Lehrlinge, deshalb würde sich ein eigenes Fortbildungsprogramm nicht rentieren",

berichtet Sabine Floßmann. 

Begründung des Antrags

Das Ziel der Lehrlingsoffensive ist es, die Lehre als Ausbildungsform aufzuwerten. Bei diesem Vorhaben sollte die Stadt Innsbruck mit gutem Beispiel vorangehen und die Anstrengungen in diesem Bereich nochmals intensivieren. Der Fachkräftemangel im städtischen Dienst soll verringert werden.

Bedeckungsvorschlag

Die Erarbeitung des Maßnahmenpakets soll im Rahmen des Amtsbetriebes erfolgen und verursacht somit keine zusätzlichen Kosten. Für die vorgeschlagenen Maßnahmen sind jeweils budgetäre Bedeckungen sowie gegebenenfalls Nachtragskredite vorzusehen, die dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorzulegen sind.

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