Vorplatz Haus der Musik
Rätselraten um Blutbuche, Gutachten sieht massives Sicherheitsrisiko

Visualisierung des Vorplatzes Haus der Musik, Kulturquartier. Die Lebensdauer der Blutbuche ist nach einem aktuellen Gutachten aber eher bald beendet. | Foto: Umweltbüro Schütz/IIG
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INNSBRUCK. Die Blutbuche vor dem jetzigen Haus der Musik wurde um 1900 gepflanzt. 1984 wurde sie als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Damals noch vor dem ehemaligen Stadtsaal angesiedelt - die Gäste des bekannten Stadtcafes hatten freie Sicht auf das Denkmal - ist der Standort der Blutbuche 2016 im Zusammenhang mit dem Neubau Haus der Musik in Diskussion geraten. Jetzt sorgt ein neues Gutachten für eine ungewissen Zukunft des "alten" Baums.

Bereich abgesperrt

Der Bereich um die als Naturdenkmal ausgewiesene Blutbuche vor dem Haus der Musik Innsbruck (HdMI) am Rennweg wird ab heute Dienstag, 27. Juli, ab dem Nachmittag großräumig abgesperrt. Das Amt für Grünanlagen der Stadt Innsbruck hat zur Prüfung der Sicherheit des Baumes ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, das in der Blutbuche ein massives Sicherheitsrisiko für Passantinnen und Passanten sieht. Seit 2005 hat sich der Wurzel- und Stammschaden am 120-130 Jahre alten Baum immer weiter ausgebreitet. Zunächst mussten jährlich abgestorbene Äste aus der Krone entfernt werden, vor neun Jahren die Baumkrone um 20 Prozent eingekürzt werden. Auch 2018 war wieder ein Schnitt zur Stabilisierung des Baumes notwendig.

Google Earth Aufnahme der Naturdenkmäler, 2017 | Foto: GoogleEarth
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Schutz

Im Gutachten heißt es: „Die Blutbuche ist schwer geschädigt. Aus der Sicht des Sachverständigen ist der Baum bereits ein Sicherheitsrisiko. Durch die statische Unausgewogenheit im Kronen- und Stammbereich können bei Sturmböen die Drehkräfte zu tragen kommen und zu weiteren Brüchen im Stamm und im Kronenbereich führen. Das könnte man nur damit etwas regulieren, dass man die Baumkrone ein weiteres Mal stark einkürzt (25 Prozent). Solche Eingriffe dienen nur mehr dazu, die Sicherheit zu verbessern. Der Baum wird weiter absterben. Die ästhetische Wirkung der Blutbuche wäre extrem stark beeinträchtigt, was ohnehin schon seit einigen Jahren zu erkennen ist. Bei Starkwinden und Sturm ist es nicht möglich, so wie im Hofgarten, den Risikobereich zu sperren. Daher ist aus Sicherheitsgründen und auch im Sinne einer Neugestaltung die Blutbuche zu fällen und durch einen bereits größeren Baum zu ersetzen.“

Weitere Vorgangsweise

Die für Grünanlagen zuständige Stadträtin Uschi Schwarzl hat die großräumige Absperrung rund um die Blutbuche beauftragt, um Passantinnen und Passanten zu schützen. Sie legt das Gutachten in der nächsten Sitzung des Innsbrucker Stadtsenats am 11. August vor, um die weitere Vorgehensweise festzulegen.

Die Blutbuche ist auf der rechten Bildseite zu sehen | Foto: sagen.at/Gutachten i.A.d. Stadt Ibk.
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Pflegemaßnahmen 2018

Bereits 2018 wurde die Rotbuche einem Pflegeschnitt unterzogen. Die Stadt teilete damals mit: "Diese Maßnahme nimmt das zuständige Amt für Grünanlagen vor. Die Lebensdauer des Baumes, dem ein externes Gutachten schon vor fünf Jahren eine deutlich beschränkte Lebenszeit bescheinigt hatte, kann so verlängert werden" und in der Aussendung heist es weiter: "Warum dieser Baum besondere Pflege benötigt, erklärt die zuständige Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl: „Der Gesundheitszustand der Buche ist seit einigen Jahren nicht besonders gut. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen alles daran, die Lebenszeit des Baumes trotz Stamm- und Wurzelschäden zu verlängern. Eine notwendige Maßnahme ist zum Beispiel die Entfernung der abgestorbenen Äste.“ Diese Äste befinden sich in der Baumkrone und müssen aus Sicherheitsgründen abgeschnitten werden. Folglich ist aus statischen Gründen eine Kronenkürzung notwendig, damit der Baum nicht ins Ungleichgewicht gerät."

Keine Heilung

Bereits 2018 wird festgestellt: "Eine Heilung der Rotbuche ist nicht mehr möglich. Durch regelmäßige Düngung, Bewässerung und eben Pflegeschnitten wie den nun notwendigen wird der Baum so lange wie möglich erhalten. Im Gegensatz zur schon seit vielen Jahren erkrankten Blutbuche sind die beiden weiteren Naturdenkmäler am Platz, Säuleneiche und Schwarzkiefer, bei bester Gesundheit. Ihr Bestand ist laut dem Experten der Grünanlagen, Stefan Engele, auf viele Jahre gesichert."

Die Rotbuche vor dem Umbau | Foto: Wikipedia
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Umbauarbeiten

Die drei denkmalgeschützten Bäume (Blutbuche, Säuleneiche und Schwarzkiefer) waren ab dem Zeitpunkt der Abbrucharbeiten der alten Stadtsäle über sämtliche Bauphasen des Neubaues des Hauses der Musik bis zur Ausführung des neuen Vorplatzes im Sommer 2018 mit diversen Maßnahmen zu schützen. Im Jänner 2021 konnte unter anderem die Schwarzkiefer zwischen dem Haus der Musik Innsbruck und der Hofkirche der enormen Schneelast nicht mehr Stand halten und ist umgestürzt.

Die Rotbuche während der Umbauarbeiten | Foto: Stadt Innsbruck
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Das Gutachten

Fakten aus dem Gutachten: Baumart: Blutbuche Fagus sylvatica 'Purpurea'; Baumhöhe: ca. 18 m; Stammumfang: 440 cm; Vitalitätsstufe: 2-3. U.a. wird festgehalten: "Der Stammumfang beträgt 440 cm (gemessen in 1m Höhe). Davon sind bereits 300 cm stark geschädigt. Bei 2,30 cm ist gänzlich ohne Rinde und das Kambium ist geschädigt. Fäulnis ist bereits tief in den Stammbereich eingetreten. (Weißfäule ) Bei 70 cm ist die Rinde korkig und ebenfalls abgestorben. Am Stamm sind bereits Pilzfruchtkörper zu sehen und der Zersetzungsprozess im Stammbereich ist bereits voll im Gange. Die Blutbuche zeigt wenig bis keine Gegenreaktionen die zu einer Stabilisierung führen könnte. Es wurde durchaus Wundholz (Überwallung, Wundheilung) gebildet, das infolge aber immer wieder abgestorben ist. Der Wurzelanlaufund der Stammfuß wurde gründlich untersucht. Die Einfaulungen reichen bereits tief in den Wurzelkörper. Bei der Sichtung von Bildmaterial aus dem Jahre 2013 zeigt sich eine deutliche Verschlechterung jener Bereiche die bereits abgestorben waren. Die Einfaulungen schreiten rasch voran und destabilisieren zunehmend die Standsicherheit der Blutbuche."

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