Covid-19
Schulschließungen keine effiziente Maßnahme

Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde spricht sich gegen Schulschließungen aus. | Foto: pixabay
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INNSBRUCK. Jugendexperten richten sich erneut mit einem offenen Brief an politische Entscheidungsträger und schlagen Alarm: "Es erreichen uns zunehmend konkrete Berichte darüber, was der 2. Lockdown und die 2. Episode des Distance Learning / Homeschooling / Fernunterrichtes konkret bedeuten", teilt Daniela Karall, ÖGKJ Präsidentin mit und bringt Beispiele, wie: "Eine Lehrperson sagt Kindern wiederholt, dass sie Schuld an der Pandemie sind."

Drastische Auswirkungen

Daniela Karall (Präsidentin Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde) richtet sich gemeinsam mit Reinhold Kerbl, ÖGKJ Generalsekretär und Klaus Kapelari, Facharzt für Pädiatrie, neuerlich an die politischen Entscheidungsträger. Tenor: Die aktuellen Zahlen sind nach unserer Einschätzung ein klarer Beweis dafür, dass die Schließungen von Schulen KEINE effiziente Maßnahme ist, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen." Die konkreten Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche sind vielfältig und zeigen sich an drastischen Beispielen. Es gibt Androhungen der sofortigen Suspendierung für alle Schülerinnen und Schüler, die die Maske nicht richtig tragen. Jugendliche kommen mit den virtuellen Lernplattformen nicht zurecht, bleiben „übrig“ und sind auch ohne Kontakt zum Lehrer- und Klassenverband. Jugendliche ziehen sich zunehmend zurück, auch bei guten Schülern haben sich die Noten bei den aktuellen Schularbeiten verschlechtert.

Offener Brief

"Trotz der Maßnahmen der Regierung zur Kontrolle der COVID-Pandemie, die mit 02.11.2020 in Kraft getreten sind, steigen die Zahlen der mit dem SARS-Cov-2 infizierten Personen entsprechend dem vorausgesagten exponentiellen Wachstum weiter an. Die Regierung denkt daher öffentlich über die Medien über eine weitere Verschärfung der Maßnahmen nach. Wie den Medien zu entnehmen ist, rücken dabei die Schulen immer mehr in den Mittelpunkt der Überlegungen. Es wird laut über eine zwar aktuell nicht geplante, aber vermutlich in einer Woche „notwendige“, Schließung der Pflichtschulstufen, zumindest der Unterstufen nachgedacht.

Die Regierungsspitze wird dabei nicht müde in den Medien zu betonen, sich der Belastung für die Bevölkerung bewusst zu sein. Es bliebe jedoch leider kein Ausweg, da Experten zu diesem Vorgehen raten würden. Es war bisher nicht in Erfahrung zu bringen wer diese Experten sind und auf welche Evidenz sie sich berufen.

Aus unserer Sicht haben Öffentlichkeit, insbesondere aber die Betroffenen (Kinder und Jugendliche) im Sinn der Partizipation ein Recht, dies zu erfahren! Als ÖGKJ haben wir gemeinsam mit der Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft bereits am 18.10.2020 und 01.11.2020 zwei Briefe in diesem Zusammenhang an die Bundesregierung und die Tiroler Landesregierung gerichtet, die bisher unbeantwortet blieben.

Wir sehen uns mit unserer Argumentation FÜR Fortsetzung des Schulbetriebes u.a. auch durch die Argumentation der Leiterin der Corona-Kommission der AGES, Fr. Dr.in Daniela Schmid unterstützt. Sie betont wiederholt, dass gemäß den vorliegenden Zahlen Kinder bis 14 Jahre keine „Infektionstreiber“ sind.

Die aktuellen Zahlen sind nach unserer Einschätzung ein klarer Beweis dafür, dass die Schließungen von Schulen KEINE effiziente Maßnahme ist, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Die Tiroler Oberstufen sind jetzt seit 3 Wochen im Distanzunterricht, und am exponentiellen Anstieg der Infizierten in der Bevölkerung hat sich nichts geändert. Beispielhafte Darstellung: Am 20.10.2020, also mit Beginn des Distanzunterrichts in den Oberstufen in Tirol, wurden im Bundesland Tirol 127 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 registriert. Insgesamt wurde somit 8.547 Personen in Tirol als infiziert ausgewiesen, entsprechend einer Inzidenz von 1.128. Nach drei Wochen Fernunterricht lag die Zahl der täglichen Neuinfizierten am 06.11.2020 in Tirol bei +821. Insgesamt waren somit seit Beginn der Statistik der AGES in Tirol 18.186 Personen mit dem SARS-CoV-2 Virus infiziert, entsprechend einer Inzidenz von 2.212.

Diese Zahlen belegen eindrücklich, dass die Schließungen von Schulen bzw. die Umstellungen auf einen Distanzunterreicht ineffektive Maßnahmen darstellen, um die Ausbreitung des SARS-CoV-2 zu reduzieren. Die Zahlen steigen weiter unbeeinflusst exponentiell an. Gleichzeitig ist der Preis, den Kinder- und Jugendliche für diese Maßnahme zahlen, ein sehr hoher! Die Maßnahmen jetzt nochmals zu verschärfen und auf weitere Altersstufen auszudehnen, halten wir unter Berücksichtigung der existierenden Evidenz und der Nutzen-Schaden-Relation für unangemessen!

Wir berufen uns dabei auf die Forderung von WHO und UNICEF „Do not harm“! In Anlehnung an diesen wichtigen Grundsatz ersuchen wir daher neuerlich, Ihre Maßnahmen evidenzbasiert zu evaluieren, unter sorgfältige Schaden-Nutzen-Abwägung zu setzen und den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen ist zu wichtig, um damit zu experimentieren. Sichern Sie bitte Kindern und Jugendlichen adäquate Bildungmöglichkeiten – auch und gerade unter den gegebenen Umständen, und vermeiden Sie dadurch irreversible Konsequenzen und Schäden."

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