Seit 10 Jahren "weniger Hunger"

Marion Matuella und Teresa Waas stehen hinter HuKuKu.
3Bilder

TIROL. Es gibt Hunger, der im Magen beginnt, und Hunger, der beginnt im Kopf. Gegen Letzteres kämpft der Verein unicum:mensch mit seiner Initiative "Hunger auf Kunst und Kultur" (HuKuKu) seit zehn Jahren in Tirol. Dank der Initiative kommen auch Arme in den Genuss von Kunst und Kultur. Dafür müssen sie nur einen "Kulturpass" beantragen, mit welchem sie bei den mitmachenden Institutionen – Museen, Theater, Galerien – ein Jahr lang gratis Eintritt bekommen.

1.800 Pässe

Marion Matuella, die schon bei der Entstehung der Initiative mitgewirkt hat, erzählt von den Startschwierigkeiten: "Viele Institutionen hatten Angst, dass sie überlaufen werden, wenn sie mitmachen. Das war dann zum Glück nicht so. Anfangs bestand unsere Arbeit darin zu sensibilisieren, z.B. bei der Kartenkontrolle. Schließlich kann auch jemand, der in einem Pelzmantel daher kommt, aktuell am Existenzminimum leben. Es wird sehr genau kontrolliert, wer einen Pass bekommt." Teresa Waas ist für die Initiative verantwortlich und will zum Thema Armut aufklären: "In Tirol leben 90.000 Personen an der Armutsgrenze. Man muss das Armutsbild ins richtige Licht rücken. Die meisten sind zum Beispiel MindestpensionistInnen, Alleinerziehende oder geschiedene Männer, die Unterhalt zahlen müssen." Jährlich steigt die Anzahl der Kulturpass-BezieherInnen. 2008 waren es 265 Stück, 2017 wurden schon 1.800 Pässe ausgestellt. Einige Male erhält der Verein auch Rückmeldungen: "Für viele ist es ein echter Wiedereinstieg ins gesellschaftliche Leben, welches sie sich im Normalfall nicht mehr leisten hätten können. Es ist immer wieder berührend, wenn die Leute erzählen, dass sie eine Lebensqualität zurückgewonnen haben, die sie schon längst verloren geglaubt hatten."

Zur Sache

Das Projekt "Hunger auf Kunst und Kultur" wurde vom Verein unicum:mensch ins Leben gerufen. Dieser Verein steht außerdem auch hinter dem Sozialroutenplan, in dem Obdachlose oder bedürftige Menschen ihren Weg zu den hilfeleistenden Institutionen finden. Den Kulturpass können armutsgefährdete Personen in unterschiedlichen Sozialeinrichtungen (z. B. Caritas) beantragen. Als armutsgefährdet gilt (Stand Juni 2018) eine alleinstehende Person bei € 1.238 (12 x im Jahr) oder € 1.061 (14 x im Jahr) bzw. € 14.851 Einkommen pro Jahr. Für Familien bestehend aus 2 Erwachsenen und 2 Kindern liegt die Armutsgefährdungsgrenze bei € 2.599 (12 x im Jahr) oder € 2.228 (14 x im Jahr) oder € 31.187 pro Jahr.
Genauere Informationen, wie auch eine Liste der über 80 Kulturinstitutionen, in denen der Pass gültig ist, finden Sie auf www.hungeraufkunstundkultur.at.

Jubiläumsfest

HuKuKu feiert heuer mit zahlreichen Workshops und einem Abschlussfest sein Jubiläum. Letzteres findet am 7. November in der Innsbrucker Bäckerei statt.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.