Selbstverteidigung auf zwei Rädern
Rollstuhlfahrer können in Innsbruck lernen, sich gegen Übergriffe zur Wehr zu setzen.
Die Idee zu den speziellen Kursen in Selbstverteidigung stammt von Kampfsporttrainer Adem Dulas. Sie kam ihm, nachdem einer seiner Freunde im Rollstuhl landete. Dulas ist selbst nicht behindert – wenn er Menschen mit Behinderung instruiert, nimmt aber auch er im Rollstuhl Platz. Konzentriert folgen die Teilnehmer in der USI-Halle seinen Bewegungen. Er windet sich kraftvoll aus dem Würgegriff einer jungen Frau, die eine Angreiferin mimt. "Ihr müsst euch einfach nur trauen", ruft er in die Runde, während er den Arm der bereits am Boden liegenden Kontrahentin fixiert.
Gewalt als letztes Mittel
Dulas betont, dass die Anwendung von Kampftechniken nur der letzte Ausweg ist. Die besten Methoden, einem Übergriff zu entkommen, seien mit dem Rollstuhl davonzufahren und andere Menschen durch Schreien aufmerksam zu machen. Im Kurs wird daher intensiv an Selbstsicherheit und -behauptung gearbeitet.
"Hemmschwelle sinkt"
"Warnsignale, setzen, Verwirrung stiften und damit Zeit gewinnen", weiß auch Teilnehmer Werner Müller. Seit einem Motorradunfall 1978 sitzt er im Rollstuhl. Das Selbstverteidigungstraining sieht er als sportlichen Ausgleich mit ernstem Hintergrund: "Die Hemmschwelle, behinderte Menschen zu attackieren, sinkt."
Eigene Entwicklung
Im Falle eines direkten körperlichen Angriffs kommen Griffe zum Einsatz, die Dulas aus Kampfsportarten adaptiert. "Techniken aus Krav Maga und Jiu Jitsu müssen so verändert werden, dass sie sitzend und nur mit Einsatz von Armen und Oberkörper angewendet werden können", erklärt der international ausgezeichnete Trainer. Die Selbstverteidigungskurse für Rollstuhlfahrer gibt er aus Überzeugung: "Eine Stunde Training mit behinderten Menschen erfüllt mich mehr als ein Jahr Training mit Nicht-Behinderten."
Weitere Kurse geplant
Auch im kommenden Jahr werde es Selbstverteidigungskurse geben, kündigt Marianne Hengl, Obfrau des Vereins RollOn Austria, an. Für RollOn-Mitglieder soll die Teilnahme wieder kostenlos sein. Informationen gibt es im Internet: RollOn Austria, www.rollon.at und Schule für Selbstverteidigung und Sicherheit Tirol, www.rsdc-tirol.at.
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