Dem Unkraut auf der Spur
Tina und Hanni sagen Problempflanzen den Kampf an

Auf ihren Missionen durch die Stadt befreien Hanni (links) und Tina (rechts) Innsbruck nicht nur von Problempflanzen, sondern auch von Müll. (Hier im Hintergrund zu sehen) | Foto: Lisa Kropiunig
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  • Auf ihren Missionen durch die Stadt befreien Hanni (links) und Tina (rechts) Innsbruck nicht nur von Problempflanzen, sondern auch von Müll. (Hier im Hintergrund zu sehen)
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Oft unscheinbar aber überall: nicht einheimisches Unkraut. Es wächst zwischen Fugen und beinahe auf jeder Grünfläche und ist für Mensch und Natur schädlich. Tina Thurner und Hanni Perfler möchten mit ihrer Initiative "Pflanzenvielfalt Pflegen" aufklären, welche negativen Auswirkungen invasive, gebietsfremde Pflanzen haben können.

INNSBRUCK. Man findet es überall in Innsbruck, wenn man weiß, auf was man achten muss: Unkraut, welches hier nicht heimisch ist und noch dazu giftig. Um Problempflanzen, die aus fernen Ländern eingeschleppt wurden, zu bekämpfen, haben Tina Thurner und Hanni Perfler die Initiative "Pflanzenvielfalt Pflegen" gegründet. Sie möchten über invasive, gebietsfremde Pflanzen aufklären und diese in Schutzgebieten und im eigenen Umfeld eindämmen. Aber warum sind diese Pflanzen so gefährlich? Das erzählten die beiden bei einem Spaziergang durch Innsbruck der BezirksBlätter Redaktion.

Gefährdung einheimischer Pflanzen

Pflanzen, die durch Menschen eingeschleppt wurden und nun in freier Natur vorkommen, werden als Neophyten bezeichnet. Viele fremde Pflanzenarten passen sich perfekt an ihre neue Umgebung an und fügen sich harmonisch in das natürliche Ökosystem ein. Bereits 25 % der in Tirol wachsenden Pflanzen sind Neophyten. Da diese Pflanzen hier keine natürlichen Feinde haben und oft sehr Wetter resistent sind, können sie heimische Pflanzen leicht verdrängen und wachsen in großen Mengen und rasend schnell nach. 

Das Unkraut muss weg

Diese invasiven, gebietsfremden Pflanzen sind nicht nur schlecht für die Biodiversität, sie können unter Umständen auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen, denn sie sind bis zu einem bestimmten Grad giftig. Deshalb bittet die Initiative "Pflanzenvielfalt Pflegen" um Mithilfe, diese Pflanzen aus Gärten und Schutzgebieten zu entfernen und im Restmüll zu entsorgen. 

"Gesundheitsgefährdende Pflanzen wandern in Agrarflächen ein und können unsere Nahrungs- und Futtermittel gesundheitsschädigend machen",

so steht es in der Broschüre der Initiative, welche unter anderem viele Problempflanzen aufzeigt und unter folgenden Link aufrufbar ist: https://bit.ly/47VnPjo

Kontakt 
pflanzenvielfaltpflegen@gmx.at
Tel. +436646486522

Problempflanzen in Innsbruck

Bei dem Spaziergang mit Tina Thurner und Hanni Perfler musste man nicht weit gehen, um die ersten invasiven, gebietsfremden Pflanzen zu sichten. Im und um den Rapoldipark gibt es eine Menge davon, sehr häufig sind folgende Pflanzen: südafrikanisches Greiskraut, Sommerflieder, Staudenknöterich, Kirschlorbeer, Bambus oder der runzelblättriger Schneeball. 

Südafrikanisches Greiskraut 

Problematik: Es enthält große Mengen an Fraßgiften = Pyrrolizidinalkaloide (PA). Deren Abbauprodukte verursachen bei Menschen und Wirbeltieren Leber- und andere Organschäden (die zum Tod führen können); wirken krebserregend. PAs werden über Boden- und Wurzeltransfer von Nutzpflanzen aufgenommen. Massenvorkommen, die von Honigbienen als Spätsommer- und Herbsttracht genützt werden, können Bienenvölker gefährden.

Ausbreitung: Wächst bis 2000 m Seehöhe. Blüht ab Mai und in milden Wintern ganzjährig. Die bis zu 30.000 Flugsamen pro Pflanze keimen laufend und ganzjährig.

Bekämpfung: Fundmeldung: neophyten@uibk.ac.at. Ausgraben aller Wurzelteile noch vor der Fruchtbildung mit Schutzhandschuhen. Entfernte Pflanzen mit Blütenständen sofort verpackt im Restmüll entsorgen, da Notsamen gebildet werden.

Achtung: Auch die heimischen Greiskräuter enthalten ähnlich viele Fraßgifte und können somit Nahrungs- oder Futtermittel gesundheitsgefährdend machen. Daher: Restlose Entfernung aus den Agrarflächen!

Tina beim Auspickeln des Greiskrauts. | Foto: Lisa Kropiunig
  • Tina beim Auspickeln des Greiskrauts.
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Die Wurzeln des südafrikanischen Greiskrauts können sehr lang werden. | Foto: Lisa Kropiunig
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Gewöhnliches Greiskraut ist einheimisch. Hier in seiner Blüte zu sehen. | Foto: Tina Thurner
  • Gewöhnliches Greiskraut ist einheimisch. Hier in seiner Blüte zu sehen.
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Der Sommerflieder

Problematik:  Er verdrängt den einheimischen Uferbewuchs, wie z. B. Weiden, die im Frühjahr eine wichtige Bienenweide darstellen. Als Grünfutter für Haustiere ungeeignet, da er leicht giftig ist. Unverfugte Trockenmauern kann er durch das Dickenwachstum sprengen. Da er bis zu minus 20 °C verträgt, erfrieren in den immer milderen Wintern keine mehr.

Bekämpfung: Spätestens Anfang Oktober alle Samenstände in geschlossenem Sack im Restmüll entsorgen. Gesamte Pflanze mit allen Wurzelteilen auspickeln. Mauern: Teile, die austreiben, mehrfach pro Jahr abhacken.

Der Sommerflieder zieht Schmetterlinge an. | Foto: Pflanzenvielfalt Pflegen
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Sommerflieder im Wald | Foto: Tina Thurner

Staudenknöterich

Problematik: Die dichten, schnellwüchsigen Bestände verdrängen durch Lichtentzug heimische Pflanzen. Werden die Wurzeln verletzt oder abgebrochen, können aus kleinsten Stücken wieder neue Pflanzen austreiben. Staudenknöteriche sterben im Winter oberirdisch ab, wodurch das Erdreich bei Überschwemmungen nicht ausreichend gesichert ist.

Bekämpfung: Diese ist sehr arbeitsintensiv und kann mehr als 8 Jahre dauern. In der Wachstumsperiode wird ab 40 cm Wuchshöhe die Biomasse vermehrt in den Wurzeln abgelagert, die mehrere Meter lang werden können. Bis zu 60 % der Gesamtbiomasse ist unterirdisch. Ab April mindestens 6 bis 8 Mal pro Jahr mähen; besser ist auspickeln, dann können auch Wurzelteile mit entfernt werden. In geschlossenem Restmüllsack entsorgen. 

So sieht der Staudenknöterich derzeit im Rapoldipark aus. 60 % der Pflanze sind unterirdisch. | Foto: Lisa Kropiunig
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Staudenknöterich | Foto: Tina Thurner

Kirschlorbeer

Problematik: Der bis zu 3 m hohe, immergrüne Strauch enthält vor allem in Blättern und Kernen Substanzen, die beim Zerkauen hochgiftige Blausäure freisetzen. Durch den Klimawandel reifen die Beeren aus und werden von Vögeln z. B. Amseln verzehrt. Sie verdauen nur das kaum giftige Fruchtfleisch und scheiden die Samen wieder aus. Durch diese Verschleppung der Samen breitet sich der Kirschlorbeer im Wald aus. Dort verdrängt er heimische Pflanzen bzw. verhindert die Waldverjüngung.

Bekämpfung: Pflanze mit allen Wurzelteilen auspickeln. Halbjährliche Nachsorge.

Kirschlorbeer im Rapolidpark | Foto: Lisa Kropiunig
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Runzelblättriger Schneeball

Problematik: Dichte, feine Härchen können Hautirritationen hervorrufen oder allergen wirken. Daher die Pflanzen nur mit Schutzausrüstung (Handschuhe und Mundschutz) entfernen.
Kann auch im Wald große Bestände bilden. Immergrün; beschattet den Waldboden und verdrängt damit lichtliebende Arten. Aktuelle Bestände z.B. Wald im Bereich der Peerhofsied-
lung, am Sill- und Innufer.

Bekämpfung: Gesamte Pflanze auspickeln. Halbjährliche Kontrolle.

Runzelblättriger Schneeball | Foto: Lisa Kropiunig
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Runzelblättriger Schneeball im Rapoldipark | Foto: Lisa Kropiunig
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