Gemeinderäte im Fokus
Vom Garteln bis zum Homeschooling

Dieses Bild stammt von der Gemeinderatssitzung im Jänner 2020. Momentan sind (fast) alle Gemeinderatsmitglieder im Home-Office. | Foto: Isser
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  • Dieses Bild stammt von der Gemeinderatssitzung im Jänner 2020. Momentan sind (fast) alle Gemeinderatsmitglieder im Home-Office.
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Garteln, die Nachbarn unterstützen, kochen, backen, Videoanrufe mit den Kindern abwickeln, in sich kehren, das Unternehmen retten, Buch lesen, malen, die Kinder beim Homeschooling unterstützen: Den Innsbrucker Gemeinderäten und Gemeinderätinnen wird trotz beschränktem Alltagsleben nicht langweilig.

INNSBRUCK. Das STADTBLATT hat sie nicht nur gefragt, wie sie die Zeit zuhause verbringen, sondern auch, wie sie nun ihrer Arbeit im Home-Office nachkommen.

Stadträtin Christine Oppitz-Plörer gartelt in ihrer frei gewordenen Zeit. | Foto: Forcher
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Stadträtin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck)


STADTBLATT: Gemeinderat im Zeitalter der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen persönlich mit der aktuellen Situation?

Christine Oppitz-Plörer: Natürlich ist die Situation herausfordernd und anstrengend. Wir müssen alle gemeinsam das Beste draus machen, denn so schützen wir Leben. Dieser Gedanke hilft mir sehr, auf einige Freiheiten vorübergehend zu verzichten. Es werden wieder bessere Zeiten kommen.

Seit 23.2. gibt es die Gemeindeeinsatzleitung, sind Sie in diesem Bereich eingebunden?
Als ressortführendes Stadsenatsmitglied bin ich Mitglied der Gemeindeeinsatzleitung. Derzeit nehmen der Bürgermeister Willi, Vizebürgermeister Anzengruber und die Bildungsstadträtin Mayr an den Sitzungen teil. Kollegin Schwarzl und ich sind auftragsgemäß im Home-Office geblieben, um im Falle einer Ansteckung – und dem damit verbundenen Ausfall der drei anderen Kollegen – die Leitung übernehmen zu können. Aus diesem Grund werde ich zurzeit von unserem Klubobmann GR Lucas Krackl in der Gemeindeeinsatzleitung vertreten.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu sein?
Ich informiere mich laufend über die aktuellen Medien, erhalte Informationen aus der Gemeindeeinsatzleitung und aus meinen Ämtern.

Wie funktioniert die Kommunikation zwischen Ihnen und den anderen Stadtsenatsmitgliedern?
Derzeit ist das alles sehr eingeschränkt und es liegt das Hauptaugenmerk darauf, die Vorgaben des Landes in Innsbruck umzusetzen und bestmöglich zu unterstützen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der jeweiligen städtischen Abteilung hinsichtlich Ihrer Ressortverantwortung?
Gerade im Bereich der Wirtschaft versuchen wir trotz des eingeschränkten Betriebes dort zu helfen, wo es dringend nötig ist. Alle anderen Ressorts sind auf ein Minimum reduziert. Wirtschaftlich schmerzlich sind die mittlerweile erforderlich gewordenen zahlreichen Absagen von Kongressen, Messen und vielen anderen – kleinen wie großen – Veranstaltungen. Die Absage des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas, welchen ich ursprünglich nach Innsbruck holen konnte, schmerzt natürlich besonders.

Wie gestalten Sie ihre "Freizeit", was liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Ich versuche diese gut zu nutzen. Ich bin in der glücklichen Lage einen eigenen Garten zu haben und dem kann ich mich jetzt etwas mehr widmen als sonst. Ansonsten versuche ich meine Nachbarn bei der Versorgung zu unterstützen.

Nutzen Sie persönlich einen Blog, youtube-Kanal oder ähnliches, um zu kommunizieren?
Ich verwende vorwiegend Facebook und zum Teil Instagram. Das persönliche Gespräch (am Telefon) gewinnt in der aktuellen Phase wieder viel mehr an Bedeutung und das empfinde ich als sehr positiv. (Meine Kanäle www.facebook.com/christineibk und www.instagram.com/christineibk)

Haben Sie eine persönliche Botschaft oder Geschichte für unsere LeserInnen?
Einen großen Dank möchte ich an alle Menschen richten, die durch ihren Einsatz unseren Staat am Laufen halten. Seien es die Pflegefachkräfte, Ärzte, Mitarbeiter der Lebensmittelhändler, Apotheker oder Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltungen – alle Frauen und Männer sind derzeit massiv gefordert und dafür kann man sich nicht oft genug bedanken. Vielleicht hilft das Überwinden der Krise auch zu erkennen, welche Berufsgruppen für uns so wichtig sind und mehr Wertschätzung erhalten könnten.
Die Auswirkungen der Krise sind nach wie vor nicht verlässlich abschätzbar. Wir werden alles daransetzen, rasch und zielgerichtete Hilfe aufzustellen für jene, die diese wirklich brauchen. Gehen wir gemeinsam mit Zuversicht in die Zukunft, helfen uns gegenseitig und schauen aufeinander. Im Moment möchte ich alle bitten, daheim zu bleiben.

Lucas Krackl geht jetzt vermehrt seiner Koch- und Backleidenschaft nach. | Foto: privat
  • Lucas Krackl geht jetzt vermehrt seiner Koch- und Backleidenschaft nach.
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Gemeinderat und Klubobmann Lucas Krackl (Für Innsbruck)


Gemeinderat im Zeitalter der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen persönlich mit der aktuellen Situation?

Ich versuche sinnvolle Beschäftigungen neben der Arbeit im Home-Office und als tägliche Vertretung in der Gemeindeeinsatzleitung zu finden. Neben Frühjahrsputz widme ich mich daher vermehrt meinem Hobby kochen und backen. Besonders freue ich mich über die Videoanrufe meiner Kinder.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu sein?
In der Früh lese ich die Printmedien, untertags verfolge ich die Onlineangebote der einzelnen Medien. Neu dazugekommen ist das Radio. Städtische Informationen erhalte ich täglich in der Lagebesprechung der Gemeindeeinsatzleitung.

Wie funktioniert die Kommunikation zwischen den Ihnen und den anderen Gemeinderatsgmitgliedern?
Ich versuche als Bindeglied zwischen Gemeindeeinsatzleitung und Koalition Informationen komprimiert zu vermitteln. Zusätzlich bin ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen über Telefon, Whatsapp, Telegram und Facebook im regen Austausch.

Die üblichen demokratiepolitischen Entscheidungsfindungen sind derzeit außer Kraft gesetzt, können Sie sich trotzdem entsprechend einbringen?
Wir haben in der Krise einen Modus gefunden, dass wir vor Entscheidungen des Bürgermeisters mittels Notrecht auf kurzem Wege über das Tool Telegram eingebunden werden. Zudem habe ich in der Gemeindeeinsatzleitung die Möglichkeit auf kurzem Wege auch persönlich Dinge anzusprechen. Generell werden wir eine Lösung finden müssen, dass zumindest der Stadtsenat auch virtuell zusammentreten kann.

Wie gestalten Sie ihre "Freizeit", was liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Wenn es die Sonne zulässt, bin ich gerne auf meinem Balkon. Die vermehrte Zeit zuhause ermöglicht es mir auch einer meiner Leidenschaften viel mehr nachzugehen. Ich koche und backe derzeit sehr viel und probiere auch neue Sachen aus. Am Herzen liegen mir alle, die durch die Krise in eine schwierige Situation geraten. Wenn wir alle zusammenhelfen, können wir das auch gemeinsam überstehen.

Nutzen Sie persönlich einen Blog, youtube-Kanal oder Ähnliches, um zu kommunizieren?
Eigentlich wäre ich gerne mehr auf Twitter, vorwiegend bin ich jedoch auf Facebook. Kürzlich wurde es auch sehr emotional und ich habe mit meinem Beitrag zu Corona offenbar den Nerv vieler Facebook-Freunde getroffen.

Haben Sie eine persönliche Botschaft oder Geschichte für unsere LeserInnen?
Es beeindruckt mich sehr wie unterschiedlich die Menschen mit der Krise umgehen. Teils haben sie lustige Ideen, teils gibt es sehr sinnvolle Initiativen. Mein Highlight ist der Burenwirt Express, der in kürzester Zeit der Krise trotzen konnte und alle Mitarbeiter weiterbeschäftigen kann. Das hat funktioniert, weil viele bereit waren zu helfen und zu bestellen.
Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann wäre es ein Beibehalten der spürbaren Solidarität zwischen den Menschen. Schauen wir doch auch in Zukunft aufeinander. Gemeinsam gelingt‘s!

Erst kürzlich selbstständig gemacht, will Theresa Ringler ihr Unternehmen am Laufen halten. | Foto: privat
  • Erst kürzlich selbstständig gemacht, will Theresa Ringler ihr Unternehmen am Laufen halten.
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Gemeinderätin Theresa Ringler (Für Innsbruck)

Gemeinderat im Zeitalter der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen persönlich mit der aktuellen Situation?
Die aktuelle Situation ist natürlich für uns alle ungewohnt. Es bleibt viel Zeit zum Nachdenken und Reflektieren und ich bin überzeugt davon, dass diese Erfahrung mit unserer Gesellschaft langfristig etwas macht. Ich wünsche mir, dass wir aus dieser Krise mit mehr Zusammenhalt und Wertschätzung für unser von Freiheiten geprägtes Leben hervorgehen. Diese gemeinsame Erfahrung sehe ich auch als Chance, dass wir im Gemeinderat alltägliche Herausforderungen in Zukunft neu bewerten. Es ist für mich somit auch eine Zeit der Relativierung – im positiven Sinne.
Ich persönlich habe mich erst kürzlich mit einem eigenen Unternehmen in der Kreativbranche selbständig gemacht und für mich ist das natürlich keine angenehme Situation im Moment. Aber so geht es gerade vielen Menschen und ich versuche, das Beste daraus zu machen.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu sein?
Ich nutze vor allem verschiedenste Kanäle im Internet, um am Laufenden zu bleiben. Durch die extrem schnelle Entwicklung der Ereignisse reicht der tägliche Blick in die Zeitung oder die Abendnachrichten nicht immer aus, um informiert zu bleiben. Deshalb verlasse ich mich auf eine Auswahl an seriösen Online-Quellen: Zeitungen, Nachrichtenkanäle und offiziellen Seiten von Land, Bund und natürlich der Stadt Innsbruck. Auch der persönliche Kontakt zu Kollegen, die im Rathaus den Notbetrieb am Laufen halten, ist sehr wichtig.
Was ich zum aktuellen Zeitpunkt wahrnehme ist, dass die ständige Informationsflut irgendwann zu viel wird. Das kann auch schnell überfordern, deshalb finde ich es wichtig, auch hin und wieder bewusst abzuschalten. Diese Ausnahmesituation kann auch als persönliche Zeit der Entschleunigung genutzt werden.

Wie funktioniert die Kommunikation zwischen den Ihnen und den anderen Gemeinderatsmitgliedern?
Mein Eindruck ist, dass aktuell alle Menschen fast ständig erreichbar sind. Die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen funktioniert per Telefon, E-Mail oder Chat sehr gut.

Die üblichen demokratiepolitischen Entscheidungsfindungen sind derzeit außer Kraft gesetzt, können Sie sich trotzdem entsprechend einbringen?
In einer Krise finde ich es nachvollziehbar, dass Entscheidungen im Notrecht getroffen werden. Trotzdem ist es wichtig, dass möglichst alle eingebunden werden. Ich habe den Eindruck, dass das innerhalb der Koalition inzwischen besser funktioniert. Auf jeden Fall sollte zumindest der Stadtsenat immer in der Lage sein, Sitzungen abzuhalten – wenn auch nur virtuell. Da gibt es für zukünftige Herausforderungen sicher noch viel zu lernen.
Zusammenarbeit ist jetzt wichtiger denn je. Mein Eindruck ist, dass aktuell ganz unabhängig von politischen Gremien jede Innsbruckerin und jeder Innsbrucker gleichermaßen die Chance hat, sich einzubringen. Ich denke, man sieht gerade sehr gut, dass es auf jede und jeden einzelnen ankommt.
Aktuell erleben wir eine Einschränkung unserer Grundrechte, die zuvor so vermutlich für niemanden vorstellbar gewesen wäre. Für mich sind diese temporären Maßnahmen wichtig und nachvollziehbar, weil die Notwendigkeit dafür laufend kommuniziert wird. Ohne die Offenlegung der medizinischen Daten, die den politischen Entscheidungen zu Grunde liegen wäre es schwierig, Verständnis in der Bevölkerung zu erreichen. Darauf muss auch in Zukunft geachtet werden – dass Wert auf eine nachvollziehbare Begründung gelegt wird.

Wie gestalten Sie ihre "Freizeit", was liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
In erster Linie versuche ich natürlich, wichtige Arbeit auch im Home-Office zu erledigen. Das funktioniert allerdings nicht in allen Bereichen und somit bleibt auch freie Zeit übrig. Diese nutze ich, um Dinge zu erledigen, die sonst im Alltag untergehen oder bei schönem Wetter aufgeschoben werden. Plötzlich habe ich auch wieder mehr Zeit für Beschäftigungen, die sonst auf der Strecke bleiben. In Ruhe ein Buch lesen, malen oder mehrmals täglich kochen zum Beispiel. Die Quarantäne kann somit auch positive Seiten haben. Besonders am Herzen liegt mir der regelmäßige (virtuelle) Kontakt zu Familie und Freunden. Wichtig finde ich auch, immer wieder mal bewusst nichts zu tun.
Desto länger diese Ausnahmesituation andauert, desto wichtiger wird es, Augen und Ohren offen zu halten, ob Menschen in der eigenen Umgebung Hilfe brauchen.

Nutzen Sie persönlich einen Blog, youtube-Kanal oder ähnliches, um zu kommunizieren?
Ich konzentriere mich aktuell sehr stark auf persönliche Kommunikation mit Familie, Freunden und Bekannten. Darüber hinaus bin ich auf Instagram aktiv.

Haben Sie eine persönliche Botschaft oder Geschichte für unsere LeserInnen?
Meine Gedanken sind aktuell besonders bei der Zeit nach der Corona-Krise. Wir können gemeinsam daran arbeiten, die negativen Folgen für viele gesellschaftliche Bereiche und ganz besonders für unsere Wirtschaft und damit verbundene Arbeitsplätze einzudämmen. Das kann gelingen, indem wir als Konsumenten wieder ganz bewusst auf regionale Anbieter setzen und auch jetzt auf den Frühjahrseinkauf bei internationalen Online-Händlern verzichten und die Angebote nutzen, die uns vor Ort zur Verfügung stehen. Mir liegt zudem besonders am Herzen, dass die lebendige Kulturszene in Innsbruck langfristig gestärkt aus dieser Krise hervorgeht. Auch hier werden wir kreative Lösungen und Zusammenhalt brauchen.
Panik hat aktuell verlässlich keinen Platz. Optimismus, Freundlichkeit und Dankbarkeit aber umso mehr. Mein Dank gilt ganz besonders den vielen Menschen, die gerade alles für ein weiterhin starkes Gesundheitssystem und die Aufrechterhaltung der Grundversorgung geben. Danke!!!

Christoph Kaufmann verbringt einen Großteil der Zeit im Home-Office. | Foto: privat
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Gemeinderat Christoph Kaufmann (Für Innsbruck)

Gemeinderat im Zeitalter der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen persönlich mit der aktuellen Situation?
Die verordneten Verkehrsbeschränkungen sind für uns sehr ungewöhnlich und sowohl der Arbeitsalltag wie auch das Privatleben findet nur beschränkt statt. Auf der anderen Seite hat man die Gelegenheit Dinge zu erledigen, für die man sonst wenig Zeit hätte.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu sein?

In erster Linie über Fernsehen, Radio oder Printmedien. Bezüglich politischer Arbeit sind wir innerhalb der Fraktion sehr gut vernetzt und unser Klubobmann GR Lucas Krackl hält uns täglich am laufenden. Ansonsten läuft die Kommunikation über Telefon, email oder den sozialen Netzwerken.

Die üblichen demokratiepolitischen Entscheidungsfindungen sind derzeit außer Kraft gesetzt, können Sie sich trotzdem entsprechend einbringen?
Jene unaufschiebbaren Beschlüsse oder Entscheidungen, die derzeit durch das Notrecht beschlossen werden, werden seitens des Bürgermeisters, den Stadtsenatsmitgliedern und den Klubobleuten vorbereitet und kommuniziert. Die Unterlagen werden auf die Plattform der Gemeinderatskanzlei gestellt und sind für jeden Gemeinderat online abrufbar.

Wie gestalten Sie ihre "Freizeit", was liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Aufgrund der behördlichen Schließung der Olympiaworld und Ihren Teilbereichen ist es meine Aufgabe als Prokurist der Olympiaworld gemeinsam mit unserem Geschäftsführer Mag. Matthias Schipflinger die Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter vorzubereiten und die Liquidität des Unternehmens zu gewährleisten. Im privaten Bereich genieße ich die Zeit zu Hause.

Viel Arbeit im Home-Office und mit zwei Kindern, die Homeschooling machen: Da bleibt Zeliha Arslan nicht mehr viel Freizeit übrig. | Foto: privat
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Gemeinderätin Zeliha Arslan (Die Grünen)

Gemeinderat im Zeitalter der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen persönlich mit der aktuellen Situation?
Innerhalb weniger Tage hat sich das komplette gesellschaftliche Leben für uns Alle verändert. Wirklich Zeit hatte ich bisher, ehrlich gesagt, keine, um mal darüber nachzudenken, wie es mir geht. Ich erhalte eine Vielzahl an Anfragen von BürgerInnen zu ArbeitnehmerInnenrechten in der Kurzarbeit, über Informationen bzgl. der Quarantäne bis hin zu Fragen bzgl. Homeschooling. Diese versuche ich so zeitnah wie möglich zu beantworten. Weiter bin ich ja auch Mutter von zwei Kindern und musste innerhalb von wenigen Tagen mich auf Homeoffice mit Homeschooling umstellen. Weiter koordiniere ich verschiedene Übersetzungen von Aussendungen, damit auch alle Menschen den gleichen und schnellen Zugang zu Informationen haben. Also, momentan ist da wenig Zeit, um zu schauen wie es mir geht.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu sein?

Mit meinem Grünen Klub bin ich im ständigen Kontakt über Messengerdienste, Telefonate und Videokonferenzen, so halten wir uns auf dem Laufenden. Das ist wichtig, da gerade jetzt viele BürgerInnen sich an uns wenden und Antworten brauchen – und die brauchen sie, damit sie ein wenig Sicherheit haben.
Weiter bin ich auch mit den Bundes- und Landesgrünen in verschiedenen Vernetzungsgruppen in Kontakt, wo es einen direkten Austausch gibt zu meinen Themenschwerpunkten Frauen, Integration, Asyl, Bildung, Kinder und Jugendliche. Und natürlich halte ich mich über die Medien über den aktuellen Stand auf dem Laufenden, um auch über nationale und internationale Entwicklungen im Bilde zu sein.

Wie funktioniert die Kommunikation zwischen den Ihnen und den anderen Gemeinderatsgmitgliedern?
Dank der Technologie klappt die Kommunikation auch unter den jetzigen Bedingungen sehr gut. Die jeweiligen Klubspitzen sind im stetigen Austausch und die Informationen werden direkt weitergeben, natürlich kann ich mich auch immer direkt an den oder die Zuständige*n wenden. Es gibt eine intensive Zusammenarbeit. Alle helfen, wo es geht und versuchen gemeinsam Innsbruck durch diese Zeit zu bringen.

Die üblichen demokratiepolitischen Entscheidungsfindungen sind derzeit außer Kraft gesetzt, können Sie sich trotzdem entsprechend einbringen?
Wir erleben gerade demokratiepolitisch interessante Zeiten. Momentan ist die parteifarbe zweitrangig. Ich finde, alle arbeiten in den jeweiligen Gremien sehr gut zusammen. Informationen und Entscheidungen werden auf dem schnellsten Wege weiter getragen, dadurch bleibt es für alle Transparent. Ideen, die es gerade braucht, werden sofort aufgegriffen und umgesetzt. Momentan ist ein Aufgabenschwerpunkt von mir Frauen und Kinder die von Gewalt betroffen sind Hilfe zukommen zu lassen. Wir starten verschiedene Kampagnen um zu informieren und zu sensibilisieren. Weiter wurde mein Aufruf nach mehrsprachigen Informationen sofort aufgegriffen und umgesetzt. Es gibt jetzt ein Sprachennetzwerk, was ich auch koordiniere.

Wie gestalten Sie ihre "Freizeit", was liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Da ich neben meiner politischen Tätigkeit und Homeoffice auch noch zwei Kinder habe, fällt die Freizeit zusammen mit der Familienzeit, in der wir zusammen lesen, spielen oder gemeinsam kochen und backen. Diese Zeit genieße ich auch sehr.

Nutzen Sie persönlich einen Blog, youtube-Kanal oder ähnliches um zu kommunizieren?
Kommunizieren ist mir sehr wichtig, weil ich mich da nicht nur mitteilen, sondern auch anderen zuhören kann. Ich habe eine Facebook-Seite und einen Instagram-Account, hier versuche ich mit meinen Beiträgen Diskussionen zu starten. Mir ist es wichtig, gerade Themen die keine große Lobby haben, Aufmerksamkeit zu verschaffen. Menschen die in prekären Situationen leben, Kindern und Jugendlichen, Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind. Ein eigener Block wäre ein großer Wunsch, aber zeitlich schaffe ich das leider nicht.

Haben Sie eine persönliche Botschaft oder Geschichte für unsere LeserInnen?
In dieser Zeit haben wir gesehen, was wir als Gesellschaft brauchen, um zu funktionieren. Es sind zumeist Frauen die in systemerhaltenden Berufen und Bereichen arbeiten, wie zum Beispiel im Betreuungs- oder Pflegebereich. Wir brauchen diese Arbeit, damit unsere Gesellschaft funktionieren kann, aber auf dem Gehaltszettel sehen diese Frauen das nicht. Und die Arbeit dieser Frauen hört nicht mit Dienstschluss auf. Sie gehen nach Hause und da wartet die zweite Schicht auf sie.
Wenn Frauen so viel leisten, passt es nicht zusammen, dass es Frauen sind, die von Altersarmut betroffen sind. Wenn Frauen Teilzeit arbeiten, sitzen sie nicht die restliche Zeit zuhause. Sie arbeiten dann weiter. Wir brauchen Pensionssysteme, die das auffangen und wiedergeben. Gute Ansätze gibt es schon, Sonderurlaub für Alleinerziehende zum Beispiel.
Ein anderes wichtiges Thema ist Bildung. In der Schulfreien Zeit, haben gerade die Kinder und Jugendlichen Schwierigkeiten gehabt, die aus Bildungsfernen Familien kommen. Hier hat der Support zuhause gefehlt. Eltern, die selber arbeiten mussten und deshalb keine Zeit haben neben den Kinder zu sitzen. Weiter können nicht alle Eltern bei Fragen helfen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Kinder einen Computer zuhause haben, oder ein eigenes Zimmer, wo sie in Ruhe lernen können. Hier hat sich für mich gezeigt, dass es strukturelle Veränderungen braucht, damit alle Kinder einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung haben, Lösungsansätze könnten kleinere Klassen sein.
Diese Zeit verlangt uns extrem viel ab, aber wir rücken auch näher zusammen. Diese Zeit zeigt mir, wenn es drauf ankommt, halten wir in Österreich zusammen und lassen die Mauern, die andere versucht haben zu setzten, außer Acht. Menschen stellen aus Solidarität anderen gegenüber ihr komplettes Leben um. Und das in kurzer Zeit. Das hat mir und, ich glaube ganz vielen Menschen, wieder gezeigt, was Solidarität ist.

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