Frei im Theater 17
Zeit für Poesie und Wahrheit
Pragmatikern ist Romantik seit jeher suspekt. Daher sollten die sich nun besser ausklinken. Denn auch wenn „SchwarzMander“ von Angela Ginestet im Westbahntheater und Filip Veverkas Tanzstück „Cyrano de Bergerac“ in den Kammerspielen auf den ersten Blick wenig gemeinsam zu haben scheinen, kreisen sie doch um dasselbe ‚romantische‘ Narrativ: Es geht um lang gehütete Geheimnisse und nie thematisierte Verletzungen, den Tod als unvermeidlichen Lebensbegleiter und Schicksalswender, der vieles mit ins Grab nimmt, was nicht mehr geklärt werden kann.
Und da sind auf der anderen Seite Liebe und Poesie, verpackt in Sprache oder Musik, die dem Scheitern und der Wehmut mutig trotzen. Wobei genau das in Veverkas erster abendfüllender Choreografie nicht so ganz eingelöst wird. Es gibt natürlich leichtere Übungen, als für Cyranos betörende Worte, in die sich Roxane um so viel mehr verlieben wird als in Christians schönes Aussehen, eine adäquate choreografische Ausdrucksform zu finden.
Im Westbahntheater ist mehr Raum für Poesie: Da mimt Autorin Angela Ginestet einen Musikengel, der die drei verbliebenen SchwarzMander (Eric Ginestet, Konrad Hochgruber und Dieter Seelos) bei ihren Reflexionen, Dialogen und Songs am offenen Grab ihres Bandleaders Axel auf hinreißende Weise begleitet und zuweilen auch konterkariert.
Und auch wenn dabei einige schmerzliche Wahrheiten ans Licht kommen, so fasziniert und begeistert dieser Abend vor allem dadurch, dass ein jeder seine Anteile erkennt und sie allesamt gelernt haben, sich und einander zu vergeben. Herzerwärmend!
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