Fünf Minuten über Bettler

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"Was sollen die schon in fünf Minuten sagen können?", meinte gestern Abend ein Zuschauer zum runden Tisch im Integrationshaus. Danach ging die Diskussion los und dauerte über zwei Stunden. Ohne FPÖ (nicht eingeladen) und ohne Bettler.

Elisabeth Hussl, Vertreterin der Bettellobby in Tirol, war zwar ebenfalls am Podium, hatte aber wenig Möglichkeit ihre eigenen Ansichten zu bringen. Auch Michael Hennermann, der Gechäftsführer des Vereins für Obdachlose, bekam das Wort nicht mehr nach seinem Statement in der Diskussionsrunde. Laut Statistiken, die vom Verein für Obdachlose im Zeitraum 11.03. und 08.05. 2014 erfasst wurden, gibt es elf Bettler in der Innenstadt. MÜG-Chef Elmar Rizzoli war sich hingegen sicher, dass das zirka dreißig Personen sind, die in Innsbruck betteln.
Zahlen hin oder her, "in einer Stadt, die 125.000 Einwohner hat, 43 Mio. Nächtigungen im Jahr verbuchen kann, ist das immerhin eine sehr geringe Zahl" – war Jakob Wolf (ÖVP) der Meinung.

Warum dann die große Aufregung rundum das Bettelverbot? Tun die Bettler dem Stadtbild nicht gut? Hat man Angst vor ihenn? Steckt die Bettelmaffia dahinter? Wird man von ihnen über den Tisch gezogen?
Vor allem ist es eine persönliche Empfindung die man zum Thema hat: Kurt Wallasch – Vertreter der Partei "Für Innsbruck" – zum Beispiel, glaubt dass durch eine Registrierung die vermeintliche Bettelmaffia in Zaum gehalten werden kann. "Dadurch wären auch die Bettler vor ausbeuterischen Kräften geschützt.", sagt er. Anderer Meinung war Angela Eberl: "Bettler sind kein Problem, sie haben eines: Ihre Armut". Und auch Caritas Tirol Direktor, Georg Schärmer, blieb auf einer emotionalen Ebene: "Ich bin der Leiter einer organisierten und höchstaufdringlichen Bettlerbande: Der Caritas." Christine Baur, Soziallandesrätin der Grünen, wies darauf hin, dass es ja jede/r selbst beschliesst ob er/sie einer/-m BettlerIn etwas gibt oder nicht.

Der Stadtpolizeikommandant Martin Kirchler sah die Situation hingegen aus einer sachlichen Perspektive: "Die Polizei hat einen pragmatischen Zugang zum Thema. Bei uns ist die Frage lediglich, ob ein Gesetz vollziehbar ist oder nicht?".
Dafür gingen dann die Wogen im Publikum wieder hoch: Einige Zuhörer brachten Beispiele von pöbelnden BettlerInnen am Stammtisch, andere regten sich auf, weshalb man überhaupt ein Bettelgesetz braucht, weitere stellten fest, dass es genügend verwaltungsrechtliche und strafrechtliche Maßnahmen gibt um Kriminelle zu verfolgen: Bettler brauchen keine zusätzlichen Regelungen.
Zwischen den vielen, unterschiedlichen Meinungen stellte sich an diesem Abend aber Eins fest: Was sich viele PodiumsteilnehmerInnen wünschten – eine Entschärfung der Diskussion über das Betteln – wird in Innsbruck noch viel Zeit brauchen.

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