Tiroltag 2020
„Nehmen die Zukunft der Euregio in neue Hände"

(v.li.): LH Arno Kompatscher (Südtirol), LH Günther Platter, LH Maurizio Fugatti (Trentino) und Präsident des Forum Alpbach Franz Fischler.  | Foto: Land Tirol/Sedlak
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TIROL. Die Lawinensituation für die gesamte Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino auf einer gemeinsamen Plattform darstellen, einen Förderpreis für junge ForscherInnen und innovative UnternehmerInnen aus der Euregio vergeben oder eine Akademie zum umfassenden Euregio-Wissenstransfer etablieren – viele dieser Ideen haben ihre Wurzeln in Alpbach. Im Jahr 2012 wurde der erste Tiroltag von der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ausgetragen und seither wurden diverse Projekte und Maßnahmen initiiert. Während der diesjährige Tiroltag angesichts der Krise vor allem online stattfindet, steht der Auftakt zum Europäischen Forum Alpbach 2020 ganz im Zeichen der Zukunft der Euregio. Euregiopräsident und LH Günther Platter, LH Arno Kompatscher (Südtirol) und LH Maurizio Fugatti (Trentino) präsentierten am gestrigen Sonntag die „Fundamentals – die Grundlagen der Zusammenarbeit in der Europaregion“.

Regelwerk wird modernisiert

Es wird eine neue Basis für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und eine Reform des Europäischen Verbundes zur territorialen Zusammenarbeit (EVTZ) geben. Die drei Landeshauptleute haben bereits im Vorfeld den Auftrag erteilt, im Rahmen des EuregioLabs unter der Leitung von Professor Walter Obwexer die bisherigen Entwicklungen der Euregio-Zusammenarbeit zu analysieren und Empfehlungen für die Weiterentwicklung vorzulegen. Auf Basis von drei Empfehlungen werden nun das auf den Gründungsverträgen 2011 basierende Regelwerk der Europaregion auf den neusten Stand gebracht. Unterm Strich sind die Stärkung der demokratischen Elemente durch die Ausweitung der Versammlung, die Einbeziehung von GemeindevertreterInnen und der Bevölkerung, die Errichtung von Euregio-Büros in Innsbruck und Trient sowie ein Euregio-Kulturfestival geplant.

„Die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt, wie wichtig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist – vor allem in Krisenzeiten. Wir wollen und müssen dafür Sorge tragen, dass die Europaregion fit für die Zukunft bleibt. Nur so können auch nachfolgende Generationen von diesem Projekt im Rahmen des Friedensprojektes Europäische Union profitieren. Während die Bekanntheit der Euregio innerhalb der Bevölkerung steigt, fordert die überwältigende Mehrheit – nämlich 90 Prozent –, dass die Zusammenarbeit zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino weiter ausgebaut wird. Dem tragen wir mit den heutigen Beschlüssen und Maßnahmen Rechnung – wir nehmen die Zukunft der Euregio in neue Hände, gemeinsam mit der Bevölkerung“, betont LH Platter.

Gemeinsam mit den ExpertInnen des EuregioLabs diskutierten die drei Landeshauptleute die Empfehlungen hinsichtlich der verstärkten Zusammenarbeit der Europaregion.  | Foto: Land Tirol/Sedlak
  • Gemeinsam mit den ExpertInnen des EuregioLabs diskutierten die drei Landeshauptleute die Empfehlungen hinsichtlich der verstärkten Zusammenarbeit der Europaregion.
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Das Motto: „Fundamentals"

„Das Thema der ‚Fundamentals‘ ist absolut treffend gewählt", betont auch Südtirols LH Kompatscher und fährt fort: „Nicht nur die aktuelle Covid-Krise, sondern bereits die Flüchtlingskrise vorher hat die Fundamente unserer solidarischen Gesellschaft erschüttert und unsere Grundwerte auf die Probe gestellt. Jetzt gilt es mehr denn je populistischen Versuchungen zu widerstehen, um keine Politik voranzutreiben, die vor Wutbürgern in die Knie geht“.
„Ich schließe mich der Einladung von Landeshauptmann Platter an, einen Blick auf die Zukunft unseres grenzüberschreitenden Bündnisses zu werfen“, erklärt Trentinos LH Fugatti – „umso mehr in einer so schwierigen Zeit wie der, die wir gerade durchleben, aufgrund des gesundheitlichen Notstands und seiner Folgen für das wirtschaftliche, soziale und zivile Leben. Wir müssen wieder von unserer Geschichte und unseren Werten ausgehen und gleichzeitig den Blick auf die Zukunft richten, beseelt vom Mut, innovativ zu sein und dabei unsere gemeinsame euroregionale Erfahrung zu nutzen. Ein wichtiges Ereignis ist sicherlich das zehnte Gründungsjubiläum des EVTZ, das wir nächstes Jahr feiern werden. Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, den Wert der Euregio in Europa im Interesse unserer Gemeinden und insbesondere unserer jungen Menschen hervorzuheben.“

Rat der Gemeinden und Einbindung der Bevölkerung

Der Euregio-Vorstand setzt gemeinsam mit den Landtagen eine Kommission ein, die sich unter der Leitung des Europarechtsexperten Walter Obwexer umgehend an die Ausarbeitung der neuen Statuten macht. Voller Fokus liegt auf der Stärkung der demokratischen Strukturen und die Einbeziehung der Bevölkerung: Derzeit findet alle zwei Jahre der Dreierlandtag der jeweils gewählten MandatarInnen statt. Künftig sollen auch Gemeinden verstärkt in Form eines „Rat der Gemeinden“ miteinbezogen werden. Dieser wird den Vorstand beraten. „Die Demokratie ist von unbeschreiblichem Wert. Wir müssen sie schätzen und fördern. Die Euregio setzt in dieser Form bereits europaweit Maßstäbe – mit der Erweiterung der Versammlung erhält die Europaregion ein runderneuertes Statut, das wir in einem Jahr neu in Händen halten“, betont LH Platter an.  Bereits im kommenden Frühsommer sollen die Eckpunkte des „Rat der Gemeinden“ für Gespräche mit den Gemeindeverbänden und Interreg-Räten stehen. Zudem soll auch ein BürgerInnen-Rat implementiert werden. Das Pilotprojekt wird nächstes Jahr folgen. 

Stellungnahmen zur Neuausrichtung der Euregio

Die Euregio direkt vor Ort

Nachdem am 1. Juli die Europaregion ihren neuen Sitz in Bozen im „Waaghaus“ bezogen hat, wird es i Zukunft auch in Innsbruck und in Trient eigene Euregio-Büros geben: „Das Wachstum an Themen und Aufgaben der Euregio seit 2011 ist beachtlich. Derzeit ist die Europaregion in den jeweiligen Landesverwaltungen und dem Euregio-Büro in Bozen vertreten. Für eine künftig noch bessere Koordination braucht es dezentrale Anlaufstellen in allen drei Landesteilen. Daher richten wir auch in Tirol und dem Trentino Informations- und Koordinationsbüros ein, in welchen ausschließlich Euregio-Projekte mit zweisprachigem Personal unter der Führung des Generalsekretärs entwickelt und betreut werden“, erklärt Platter. Damit soll der Informationsfluss verbessert und Projekte zielgerichtet und schneller umgesetzt werden.

Kultur und Zusammenarbeit fördern

„Kultur lebt vom Austausch, Brauchtum und Tradition sowie Gemeinsamkeiten und Gegensätzen. Der Vorschlag der Expertinnen und Experten zu einem abwechselnd in allen drei Landesteilen stattfindenden ‚Euregio-Kulturfestival‘ wird jedenfalls in die Neukonzeption der Euregio mitaufgenommen“, kündigen die drei Landeshauptleute unisono an.
Angesichts der derzeitigen Krise steht eine Durchführung der Veranstaltung bereits im Jahr 2021 noch nicht fest – die Zeit soll jedoch vor allem für die Konzeption genutzt werden. Aus diesem Grund wird es im kommenden Jahr in Tirol einen Kulturstammtisch geben, bei welchem über die Ausrichtung eines solchen Festivals diskutiert wird.

Verleihung der Euregio-Preise

Auch im Jahr 2020 wurden im Rahmen des Tiroltages zwei wesentliche Förderpreise der Euregio verliehen: Der diesjährige Euregio-JungforscherInnenpreis wurde an Verena Wiedemair, Management Center Innsbruck, verliehen: Ihr Dissertationsprojekt konzentriert sich auf die Diversifizierung der Ernährung in den Regionen wie dem Alpenraum, die durch eine starke Präsenz von Monokulturen geprägt sind. Das Experiment reicht von einer nachhaltigen chemischen Analyse bis zur Befragung von KonsumentInnen.

Der diesjährige Euregio-Innovationspreis geht an Michael Traugott, Sinsoma GmbH in Völs bei Innsbruck. Gemeinsam mit der Universität Innsbruck hat Traugott ein spezielles PCR-Testverfahren entwickelt, das dabei helfen soll, Coronavirus-Testungen ganzheitlich abzuwickeln und die Kapazität für Testungen zu steigern. „Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern und danken ihnen für das Engagement. Es ist wichtig, eine Plattform für neue Ideen zu bieten. Die Euregio lebt zudem auch vom Input und dem Enthusiasmus junger Menschen – sie sind die Euregio von morgen“, betonen die drei Landeshauptleute unisono.

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