Ungeliebtes Projekt
Vereinbart, beschlossen, in Frage gestellt

Das 50-Meter-Schwimmbeckenprojekt in Innsbruck steht im Arbeitsübereinkommen der Landesregierung und dem (ehemaligen) Arbeitsübereinkommen der Koalitionsparteien in Innsbruck. Es gibt auch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluß. Jetzt gibt es aber heftigen Gegenwind gegen das Projekt. | Foto: Visualisierung: Bauconzept
  • Das 50-Meter-Schwimmbeckenprojekt in Innsbruck steht im Arbeitsübereinkommen der Landesregierung und dem (ehemaligen) Arbeitsübereinkommen der Koalitionsparteien in Innsbruck. Es gibt auch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluß. Jetzt gibt es aber heftigen Gegenwind gegen das Projekt.
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INNSBRUCK. Statt einem Allparteienprojekt (wie auch im Innsbrucker Gemeinderat einstimmig beschlossen), wird das 50-Meter-Schwimmbecken in Innsbruck als Patscherkofelbahndesaster II tituliert. Jetzt will Sportstadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) die Offenlegung des aktuellen Planungsprojektberichts. Ein politischer Schlagabtausch über ein Projekt, dass in Laufe der Zeit zahlreiche Wendungen hinter sich hat. Das 50-Meter-Schwimmprojekt steht schwarz auf weiß im Arbeitsübereinkommen der Landesregierung als auch im (ehemaligen) Koalitionsübereinkommen der Landeshauptstadt. Alle Fakten über ein Projekt, bei dem Vereinbarungen und Gemeinderatsbeschlüsse nicht mehr im Mittelpunkt stehen.

Verzerrung der Fakten

"Die Verzerrung der Fakten rund um das Projekt einer neuen Schwimmhalle mit 50-Meter-Becken und 25-Meter-Lehrschwimmbecken von Seiten der Gegnerinnen und Gegner hat mittlerweile ein befremdliches Ausmaß angenommen“, erklärt Sportstadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) und ergänzt: „Ich werde daher vorschlagen, den umfassenden Planungsprojektbericht für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit sich jeder und jede Interessierte selbst ein Bild machen kann." Einige Behauptungen der grünen Klubobfrau möchte Stadträtin Mayr dennoch nicht unwidersprochen lassen:

  • Wenn nun die Formulierung im Koalitionsübereinkommen von 2018 bemüht wird und daran erinnert wird, dass die Stadt nur bei der Umsetzung einer Schwimmhalle in Innsbruck „unterstützen“ will, dann frage ich mich, wie eine solche Unterstützung der Grünen gemeint ist, wenn der Bürgermeister bereits vor einem Jahr bei noch aufrechter Koalition ohne Rücksprache öffentlich mitteilt, dass die Umsetzung seitens der Stadt Innsbruck nicht mehr unterstützt wird.
  • Darüber hinaus darf ich die Grünen daran erinnern, dass sie nach der öffentlichen Absage von Herrn Bürgermeister im Juni-Gemeinderat 2020 nach ausführlicher Debatte und gemeinsamer Formulierung dem Antrag zur Errichtung einer 50-Meter-Schwimmhalle mit 25-Meter-Lehrschwimmbecken zugestimmt haben.
  • In der im letzten Herbst gebildeten politischen Steuerungsgruppe, in der alle Stadtsenatsfraktionen vertreten waren, haben die Grünen dem bevorzugten Standort beim Freibad Tivoli die Zustimmung gegeben. Dass die Neuerrichtung eines großen, bedarfsgerechten Bades nicht mit einer Millionen kostenden Sanierung und Weiterführung des alten Bades einhergehen kann, war immer klar, da 5 statt 4 öffentliche Hallenbäder im laufenden Betrieb nicht wirtschaftlich zu führen sind. Für die Nachnutzung des Standorts Höttinger Au war bisher eine Wohnnutzung (studentisches Wohnen) plus eine von der IKB betriebene öffentliche Sauna angedacht.
  • Die Grünen haben in dieser politischen Steuerungsgruppe grünes Licht für die Prüfung von 8 bzw. 10 Bahnen des 50-Meter-Beckens (zusätzlich zum 4-bahnigen 25-Meter-Lehrschwimmbecken) zugestimmt, sodass jedenfalls gewährleistet ist, dass ausreichend Wasserfläche für den Breitensport, das Schulschwimmen, die Schwimmschulen, den Vereinssport und den Spitzensport vorhanden ist. Schon jetzt können sich (siehe Bericht) ca. 20% der 10-jährigen Kinder nicht selbstständig über Wasser halten. Die bestehenden Wasserflächen sind nicht ausreichend, das dokumentiert der Bericht durch den Austausch mit allen NutzerInnengruppen sowie der IKB. Mit dem neuen Projekt wäre gegenüber dem Bestand im Hallenbad in der Höttinger Au eine Verdreifachung der Wasserflächen verbunden.
  • Die Zahl für die Sanierungskosten der Höttinger Au, die mir die Grünen in den Mund legen und nun als falsch zurückweisen, habe ich nirgendwo geäußert. Fakt ist, diese Sanierung würde Millionen kosten, ohne dass mehr Wasserflächen geschaffen werden. Zudem muss man laut IKB mit einer Schließzeit von eineinhalb bis zwei Jahren rechnen, in der es keinen Ersatz für diese Wasserflächen gibt.

Transparenz

Auf die Forderung von Elli Mayr, zuständige Sportstadträtin, im Stadtblatt, man möge doch den aktuellen Projektbericht zum 50 Meter Schwimmbecken veröffentlichen, zeigt sich GR Julia Seidl von den NEOS verwundert: "Wir NEOS haben den Projektbericht, der in der öffentlichen GR Sitzung präsentiert wurde, bereits letzte Woche, auf unserer Webseite veröffentlicht. Ähnliches wäre auch der Stadträtin, ohne viel Aufwand, möglich gewesen. Immerhin fällt das Projekt auch in ihren Zuständigkeitsbereich!“ Seidl fordert generell mehr Transparenz: "„Es ist sehr wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger so transparent wie möglich informiert werden, darum haben wir die Unterlagen öffentlich zugänglich gemacht. So können sich interessierte Bürgerinnen ein umfassendes Bild über den Stand der Dinge machen. Denn es kursieren ja äußerst unterschiedliche Informationen zum Projekt. Gerade bei Großprojekten sollte aber transparente Information oberste Priorität haben. Diese Erkenntnis scheint noch nicht bei allen politischen Akteuren angekommen zu sein. Wir NEOS nehmen die Debatte rund um das ‚Sportleistungszentrum Schwimmen‘ sehr ernst und wollen, dass die Bürgerinnen so viel Information wie möglich bekommen.“

Weniger Fläche für Nichtschwimmer und Anfänger

„Im Projektbericht ganz klar ersichtlich ist z.B., dass bei den aktuellen Plänen am Tivoli, das bestehende Nichtschwimmerbecken bzw. Lehrbecken zum Schwimmen lernen, im Ausmaß von knapp 117qm, genauso wie die Sauna des Höttinger Hallenbades, nicht mehr geplant sind. Und das bedeutet, weniger Wasserfläche für Schwimmanfänger. Das wird das Angebot für Babyschwimmen, Anfängerschwimmen und das Schwimmen im Physiotherapiebereich massiv verringern,“ sieht Seidl weniger Wasserfläche für das Lehrschwimmen und die Physiotherapie, „ob wir das als Stadt wirklich wollen, bezweifle ich!“ Seidl will eine umfassende, sachliche Debatte über die Vor- und Nachteile des Großprojektes: "Wir sehen, dass ein 50m Sportbecken für Trainings notwendig ist, aber ob es gleich ein Sportleistungszentrum um 40 Mio. € sein muss und das noch dazu an einem Standort, der ohnehin beengt ist? Das ist für uns die Debatte, die geführt werden muss.“ Hier geht‘s zum Download der Unterlagen auf der NEOS-Homepage: Projektbericht 50-Meter-Schwimmhalle Tivoli 2021/PDF herunterladen 3.9 MB; BLZ Schwimmen-West/PDF herunterladen 3.3 MB; 50m Hallenbad Innsbruck - Zusammenfassende Präsentation 2021/PDF herunterladen 7.8 MB

Patscherkofeldesaster

Auslöser für die Forderung nach Transparenz von Stadträtin Mayr war die Präsentation der "grünen) Fakten durch Janine Bex, wie das Stadtblatt ausführlich berichtete: Das 50-Meter-Schwimmbecken als neues Patscherkofeldesaster? Auf Seite 44 des ehemaligen Arbeitspapiers von Grünen, ÖVP, Für innsbruck und SPÖ findet sich die Formulierung: "Wir wollen den Tiroler Schwimmverband und das Land Tirol bei der Errichtung einer 50-m-Schwimmhalle gemeinsam mit dem Bund unterstützen." Innsbrucks Grüne haben jedoch eine neue Sicht der Dinge und bezeichneten in Aussendungen das Projekt als sinnlos und warnen vor einem neuen Patscherkofeldesaster: "„Die Aussagen von Stadträtin Elisabeth Mayr erstaunen mich schon sehr. Ich erwarte mir von einer Stadträtin, dass sie bei den Fakten bleibt, wenn über die 50-Meter-Schwimmhalle diskutiert wird", antwortet Klubobfrau Janine Bex auf die Aussagen in den Medien.
Faktum 1:
„Wir wollen den Tiroler Schwimmverband und das Land Tirol bei der Errichtung einer 50m-Schwimmhalle gemeinsam mit dem Bund unterstützen.“ Im Arbeitsübereinkommen steht nicht, dass die Stadt Innsbruck als Bauherrin für die 50-Meter-Schwimmhalle auftritt und den allergrößten Teil der Bau- und Erhaltungskosten tragen soll. Sie will „unterstützen“.
Faktum 2:
Die Sanierung des Hallenbades Höttinger Au kostet bis zu 5 Mio. €. Das ist die klare Aussage der Innsbrucker Kommunalbetriebe. Wie Stadträtin Mayr auf 10-15 Mio. € kommt, ist mir ein Rätsel. Diese Zahlen sind falsch.
Faktum 3:
Wer für die 50-Meter-Schwimmhalle eintritt, muss der Bevölkerung im Westen von Innsbruck mit den vielen Bildungseinrichtungen auch sagen, dass das Hallenbad Höttinger Au geschlossen werden muss. Wir Grüne wollen das nicht.
Faktum 4:
Die Gesamtkosten für die Errichtung der 50-Meter-Schwimmhalle würden bei 32.411.400 € netto (Preisbasis 2024) liegen. Dazu kommen für Baumaßnahmen in der Anzengruberstraße mit rund 2,2 Mio. € netto. Das sind brutto 41,5 Mio. €. Die Betriebskosten liegen bei 576.000 € netto. Wie soll die Stadt diese Summen trotz Landes- und Bundesunterstützung stemmen? Das bedeutet mehr als 20 Mio. € für die Stadt.
Faktum 5:
Im Vergleich der Städte Salzburg, Linz, Graz und Wien schneidet Innsbruck bei den öffentlich und ganzjährig verfügbaren Hallenbad-Wasserflächen sehr gut ab. Natürlich brächte eine 50-Meter-Schwimmhalle mehr Wasserfläche. Die wird aber zu einem guten Teil von den Leistungsschwimmer:innen konsumiert und steht dann dem Rest der Bevölkerung nur eingeschränkt zur Verfügung.
"Ich hoffe es gelingt, die ganze Diskussion auf Zahlen, Daten und Fakten zurückzuführen. Wir Grüne wollen einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeld. Was am Patscherkofel passiert ist, darf sich nicht wiederholen“, so die grüne Klubobfrau.

Die Geschichte des Projektes

Im Tiroler Regierungsabkommen 2013-2018 wurde ein 50-Meter-Hallenbad als Zielsetzung schriftlich verankert. 2016 wurde im Namen der Projektpartner eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Als bestmögliche Standort  wurde das Tivoli-Areal eruiert. Die geplanten Kosten: 25-30 Mio. Euro. Acht 50-Meter-Bahnen – mit der Möglichkeit zur Trennung – und ein zweites 25-Meter-Becken für Lehr- und Gesundheitszwecke waren geplant. "Die IKB hat in Abstimmung mit Land Tirol und Stadt Innsbruck im Herbst 2017 ein Förderansuchen für ein Bundesleistungszentrum Schwimmen, das auch ein überdachtes, ganzjährig nutzbares 50-Meter-Becken umfasst, beim Sportministerium eingebracht. Der Antrag ist unseres Wissens in Bearbeitung", informierte das Stadtblatt im Feber 2018.  

Projektaus

Im Juni 2020 sorgte ein Schreiben des Landes und der Stadt Innsbruck für Aufsehen: "Vor allem angesichts der aktuellen Situation ist es erforderlich, Projekte sorgfältig abzuwägen und zu prüfen, inwieweit die Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte momentan begründbar und langfristig darstellbar sind“, erklären Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler und Bürgermeister Georg Willi den Projektstopp. Die Investitionskosten wurden mit 30 bis 45 Millionen Euro veranschlagt. Außerdem hat der organisierte Leistungssport andere Anforderungen hinsichtlich Wassertemperaturen, Bahnbelegungen und Beckentiefen als Kinder-, Freizeit- oder Seniorenschwimmen. „Das Abwägen der unterschiedlichen Argumente hat uns nunmehr dazu veranlasst Ihnen mitzuteilen, dass die Realisierung dieses Projektes aus jetziger Sicht nicht mehr realistisch erscheint und daher von uns nicht mehr weiterverfolgt werden kann“, heißt es im Schreiben an den Landesschwimmverband. Noch Ende Juni hat der Innsbrucker Gemeinderat einstimmig Bürgermeister Georg Willi mit neuen Verhandlungen beauftragt und klare Position bezogen:
1) Die Stadt Innsbruck bekennt sich zum Vorhaben, ein ganzjährig betriebenes modernes Freizeit- und Schwimmsportzentrum mit wettkampftauglicher 50-Meter-Schwimmhalle sowie eines Lehrschwimmbeckens bevorzugt am Standort Tivoli zu errichten.
2) Für die Umsetzung wird Herr Bürgermeister beauftragt ehest möglich in Verhandlungen mit der Republik Österreich sowie dem Land Tirol einzutreten, um eine finanzielle Beteiligung zu erwirken bzw. bestehende Zusagen zu fixieren. Der Stadtsenat ist monatlich über den Stand der Verhandlungen zu informieren.
3) Herr Bürgermeister wird weiters beauftragt zur Feinabstimmung des Projektes eine Arbeitsgruppe unter Einbindung der künftigen Nutzerinnen und Nutzer einzurichten. Diese soll Vertreterinnen der zuständigen Dienststellen des Stadtmagistrats sowie Expertinnen und Experten der städtischen Beteiligungsunternehmen (Innsbrucker Kommunalbetriebe AG - IKB, Innsbrucker Immobilien Gesellschaft - IIG, etc.) sowie den Schwimmverbänden und Triathlonverbänden Tirols und Österreichs, den Sportbeauftragten der Landesbildungsdirektion sowie Schwimmschulvertreterinnen und -vertretern besetzt werden. Die operative Führung der Arbeitsgruppe (Einberufung, Zusammensetzung, organisatorische Abwicklung, ete.) obliegt der Abteilungsleitung der MA5 unter Einbezug des Sportamtes. Die politische Steuerung erfolgt unter der Federführung der zuständigen Stadträtin für Sport im Zusammenwirken mit dem Bürgermeister.
4) Der Gemeinderat hält fest, dass vor dem Grundsatzbeschluss für die Errichtung einer 50-Meter-Schwimmhalle keine größeren Sanierungsarbeiten an den anderen Schwimmbadstandorten der IKB vorgenommen werden.

Unterlagen und Studien

Aus dem Bericht zum Kostenanteil für ein Bundesleistungszentrum, 2019
"Das Land Tirol, die Stadt Innsbruck und die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) haben daher bereits im Jahr 2012 eine Studie finanziert, um den Bedarf nach einem 50-Meter-Sporthallenbad zu prüfen, die Rahmenbedingungen dafür aufzuzeigen und eine Standortempfehlung auszusprechen. Die Studie wurde im Jänner 2012 bei GMF (Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen GmbH & Co KG) in Auftrag gegeben und bestätigt den dringenden Bedarf nach einem 50-Meter-Sporthallenbad in Tirol. Als Standort wird die Landeshauptstadt Innsbruck empfohlen und hier wiederum das Areal des Freibades Tivoli.

Der Tiroler Landtag hat in seiner Sitzung am 14. November 2014 die Frage der Errichtung einer neuen 50-m-Schwimmhalle in Tirol bzw. bevorzugt in Innsbruck diskutiert und folgenden Beschluss gefasst: „Der Tiroler Landtag unterstützt die Initiative zur Errichtung einer 50-m-Schwimmhalle und spricht sich für eine Verfolgung dieses Projektes in dieser Gesetzgebungsperiode aus. Die Tiroler Landesregierung wird ersucht, an die Stadt Innsbruck und den Bund heranzutreten und diese aufzufordern bis Mai 2015 einen Zeitplan für die Umsetzung dieses Projekts bekannt zu geben.“

Im Auftrag des Landes Tirol (LandeshauptmannstellvertreterJosef Geisler) und der Stadt Innsbruck (Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer) wurde im Juli 2015 die Erstellung einer Machbarkeitsstudie mit Standort Freischwimmbad Tivoli an die Fa. Bauconzept mit Sitz in Lichtenstein/BRD vergeben. Die Fa. Bauconzept kann als sehr erfahrenes Planungsunternehmen bezeichnet werden, welches über zahlreiche Referenzen insbesondere im Schwimmbadbau verfügt. Die Kosten der Studie wurden je zu einem Drittel von Stadt, Land und IKB getragen.

Das Ergebnis dieser Studie liegt seit Dezember 2015 vor und soll als Entscheidungsgrundlage für die Kostentragung von Stadt, Land und Bund dienen. Die Studie enthält u. A. einen detaillierten Zeitplan, der die mögliche Errichtung ab Beschlussfassung zur Umsetzung durch die Träger (Bund, Land, Stadt) mit entsprechenden Meilensteinen darstellt. Im Falle einer positiven Finanzierungszusage soll die Studie als weitere Grundlage für die Ausschreibung eines (Architektur)-Wettbewerbes für den Bau eines 50m-Sporthallenbades am Standort Freischwimmbad Tivoli dienen. Seitens der Stadt Innsbruck bzw. seitens der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG ist beabsichtigt, im Falle der Errichtung des 50-Meter-Sporthallenbades mit Standort Freischwimmbad Tivoli das bestehende Hallenbad Höttinger Au aufzulassen. Die Studie enthält daher neben einem 50-Meter-Sportbecken auch ein 25-Meter-Schwimmbecken, welches bei Wettkämpfen als Einschwimmbecken und in der übrigen Zeit dem Schul-, Vereins- und Breitensport dienen soll. Für eine mögliche Kostenaufteilung zwischen Bund, Land und Stadt soll daher nachstehend jener Kostenanteil an den Gesamtkosten ermittelt werden, der aus der Sicht des Bundes den Bundes(sport)interessen dient.

Die Gesamtkosten des Vorhabens betragen laut Studie (ohne Grundstückskosten) netto EUR 27,2 Mio. Nachdem seit der Fertigstellung der Studie bereits 3 Jahre verstrichen sind und sich inzwischen einige Parameter geändert haben, wurden die Kosten aktualisiert und auf EUR 32 Mio hochgerechnet. Da für eine mögliche Kostenaufteilung zwischen Bund, Land und Stadt kein allgemein gültiger Kostenschlüssel zur Verfügung steht, wird im Folgenden eine nachvollziehbare Berechnung der Kostenanteile vorgeschlagen.

Das Vorhaben 50m-Sporthallenbad in Innsbruck besteht im Wesentlichen aus den Wasserflächen für 8 Bahnen 50m (plus 2m fahrbare Startbahn) und 6 Bahnen 25m. Als weitere Kostenpositionen werden die gesamte Bäder-, Lüftungs- und Heizungstechnik, die Zuschauertribüne für maximal 360 Zuschauer, das für internationale Wettkämpfe und den Trainingsbetrieb angemessene Raumprogramm, die Tiefgarage, die Außenanlagen und ein Vereinsgebäude für ansässige Schwimmsportvereine gesondert bewertet.

Der Bewertung, welcher Kostenanteil an den Gesamtkosten auf das 50m-Sportbecken entfällt, wird die Überlegung zugrunde gelegt, dass die Kosten für die Bädertechnik, die Infrastruktur, die Tribüne, das Raumprogramm und die Tiefgarage in linearem Verhältnis zu den Wasserflächen gesetzt werden können. Dem gegenüber sind die Kosten für das Vereinsgebäude und die Außenanlagen, die im Interesse der Stadt und des Landes bzw. der IKB als Betreiber des Freibades errichtet werden sollen, von den Gesamtkosten des 50m-Sporthallenbades zur Gänze (100%) in Abzug zu bringen. Unter Berücksichtigung des Verhältnisses der Wasserflächen von 52x21m (50m-Sportbecken) zu 25x16m (25m-Becken) und der o.a. Interessen ergibt sich ein Kostenanteil für das 50m-Sportbecken von 1-25*16/52*21 = 63%, der um das Vereinsgebäude und den Außenanlagen (=1,05 Mio) reduzierten Gesamtkosten (Gesamtkosten von 32 Mio EUR abzüglich Kosten Vereinsgebäude und Außenanlagen von zusammen EUR 1,05 Mio ergibt eine Kostenbasis von EUR 30,95 Mio). Auf das 50m-Sportbecken samt Bädertechnik, Infrastruktur, Tribüne, Raumprogramm und Tiefgarage entfallen sohin entsprechend dem linearem Verhältnis der Wasserflächen anteilsmäßig 63% von EUR 30,95 Mio, das sind EUR 19,5 Mio (30,05 * 0,63 = EUR 19,5 Mio). Wie in anderen Projekten, die auch im Interesse des Bundes errichtet werden, sollte hiervon der Bund ein Drittel, das sind EUR 6,50 Mio tragen.

Nicht berücksichtigt wurde dabei der Umstand, dass entsprechend dem nachstehenden Nutzungsplan, das 25m-Becken zu ca. 20% von Bundesschulen genutzt wird. Im Sinne der Erhaltung und Pflege der „Volksgesundheit“ insbesondere der zunehmenden Fettleibigkeit der Bevölkerung und anderer „Zivilisationskrankheiten“, liegt die Verbesserung des allgemeinen Bäderangebotes in Tirol im Interesse des Bundes. Auch dieser Umstand wurde bei der obigen Kostenermittlung nicht berücksichtigt. Nicht zuletzt wird darauf hingewiesen, dass das vorliegende Projekt auf einem Grundstück im Eigentum der Stadt Innsbruck errichtet werden soll. Auch der Wert des Baugrundes wurde in der vorliegenden Kostenaufteilung noch nicht berücksichtigt.

Auf das Land Tirol und die Stadt Innsbruck gemeinsam würde somit ein Kostenanteil von EUR 25,5 Mio entfallen (32,0 - 6,50 = EUR 25,50 Mio). Auf dieser Kostenbasis kann seitens der Stadt Innsbruck in Verhandlungen mit dem Land Tirol bezüglich einer Kostenteilung getreten werden. Dabei kann neben dem Bereits vorliegenden Grundsatzbeschluss der Tiroler Landesregierung vom 14. November 2014, das Ergebnis der vorliegenden Studie des Planungsverbandes Innsbruck Umgebung sowie der Umstand ins Treffen geführt werden, dass das neue Hallenbad auch dem Spitzensport auf Landesebene (Landessportzentrum) und dem Schulsport dienen soll."

Studie Sportbad Innsbruck, 2016
U.a . wurden fünf mögliche Standorte untersucht: "Unter Berücksichtigung der Standortattribute und der perspektivischen Standortentwicklung wurde die Bebauung im Norden an der Anzengruberstraße in Abstimmung mit der Stadt, der Innsbrucker Kommunalbetriebe und der Steuerungsgruppe favorisiert. Es besteht die Möglichkeit, eine begrünte Liegefläche auf dem Dach der Halle anzuordnen und das Freibad wird durch die Halle nicht verschattet. Die südliche Gebäudekante der Halle wird angeschüttet, und das Hallendach wird mit einer intensiven, begehbaren Dachbegrünung ausgebildet. Das Gründach erhält Plattformen zum Liegen, zudem wird der Dachrand zur Absturzsicherung bepflanzt und umzäunt. Das Vereinshaus wird abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Das Freibad erhält einen neuen Zugang von der Nordseite, überdacht und zugleich Eingang für die Sportschwimmhalle. Die Wegebeziehungen weiten sich nach Osten zur Terrasse, nach Süden zu den Liegeflächen und nach Westen mit Zugang zu den Becken. Das Bistro der Halle ist auch vom Freibad aus nutzbar." Datail am Rande: "Das Tivoliareal ist denkmalgeschützt. Zur hauptsächlichen Denkmalschutzsubstanz gehört das Areal an der Purtscheller Straße als Ensemble. Dazu gehören die Hauptkasse, der Sprungturm, die Tribüne, der Umkleidetrakt, das Restaurant, und die Brücke."

Projektbericht Sportbad, 2019
Zum Zustand Sportbad Höttinger-Au: "Das Hallenbad Höttinger Au wurde im Jahr 1982 eröffnet und 1993 generalsaniert. Es war seit jeher als Sportbad konzipiert. Das Bad dient seit seiner Errichtung als Trainings- und Wettkampfbad für zahlreiche Vereine und Schulen. In den Jahren 2006 – 2009 wurden technische Adaptierungen vorgenommen und kleinere baulichen Maßnahmen umgesetzt, um die Bedingungen für Sportschwimmer zu verbessern. In-zwischen ist das Hallenbad Höttinger Au insgesamt in die Jahre gekommen und muss mittelfristig gene-ralsaniert werden. Im Einzelnen steht die wärmetechnische Sanierung des Gebäudes, die Erneuerung der Heizzentrale und der Lüftungsanlage samt Gebäudeleittechnik, die Sanierung der Warmwasser- und Heizungsverteilung sowie die Adaptierung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen an. Seitens des Betreibers ist man bemüht, den Badebetrieb stetig aufrecht zu erhalten und die Wartungs-, Betriebs- und Instandhaltungs-kosten in einem überschaubaren Rahmen zu behalten, aufgrund des Alters der Anlage können jedoch kostenintensive technische Maßnahmen oder ein plötzlicher Ausfall wesentlicher Anlagenteile nicht aus-geschlossen werden. Die anhand einer fundierten Kostenschätzung ermittelten Sanierungskosten betra-gen Euro 4,5 Millionen. Im Falle der Errichtung eines neuen Hallenbades würden diese Sanierungskosten entfallen."

Zur weiteren Nutzung: "Im Rahmen der Erstellung der Studie für das 50-Meter-Sporthallenbad wurden auch Potentiale für weiter Nutzungen untersucht. So wurde zum Beispiel die Errichtung eines Studentenheimes an der Nord- West Ecke des Grundstückes geprüft. Die erstellten Studien der Schwimmhalle sowie des Studentenheimes diente insbesondere dazu, die Machbarkeit am Standort zu prüfen. Es ist beabsichtigt, die zu realisieren-den Projekte, welche zur Umsetzung gelangen könnten, durch ein Wettbewerbsverfahren zu ermittelt. Die Studie sieht die Errichtung einer Schwimmhalle vor, welche ein zur Liegewiese hin geneigtes Dach vorsieht. Die Schwimmhalle öffnet sich so nach Norden hin und ermöglicht so eine natürliche Belichtung. Im weitgehend unter dem Erdreich liegenden Baukörper sind Garderoben - Lager und Technikräume sowie eine Tiefgarage untergebracht. Der Hauptzugang wurde nordseitig vorgeschlagen. Im Bad selbst findet eine Unterteilung in Wettkampf, Training und Badebetrieb statt. Im Erdgeschoss ist das Foyer mit den Kassen sowie einem Bistro vorgesehen. Die Auslegung und Ausstattung des Baus hat nach den Vorgaben der Wettkampfregeln der FINA und des OSV zu erfolgen. In der Schwimmhalle ist ein 50m-Becken und ein multifunktionales Einschwimm-becken geplant. Im 50m Becken sind 8 Bahnen vorgesehen (Breite des Beckens ca. 21,0m, Tiefe 2,0 m). Durch eine mobile Startbrücke kann das 50m-Becken in zwei 25m-Bereiche geteilt und z.B. für das Schul-schwimmen und den Breitensport genützt werden. Das etwas seichtere Einschwimmbecken dient bei Wettkämpfen zum Einschwimmen und als Entmüdungsbecken, in der übrigen Zeit dem Schulsport und der Schwimmausbildung." In der Studie Hallenbad Hötting von "wiesflecker-architekten zt gmbh" vom Mai 2019 werden verschiedene Variaten der Verbauung der Fläche dargestellt.

Cabrio-Projekt

Anfang April 2021 sprechen sich die NEOS Innsbruck gegen den Neubau eines zusätzlichen 50-m-Schwimmsportbeckens im Tivoli aus. Sie präsentieren als Alternative eine Lösung in Form einer flexiblen Überdachung des bestehenden Freibades um 10% der aktuell kalkulierten Kosten für den Neubau. Neben den enormen Gesamtkosten ist für die NEOS der Standort nicht ideal und die gleichzeitige Auflösung des Hallenbads Höttinger Au wäre für die Gemeinderätinnen ein großer Verlust für das innerstädtische Schwimmangebot, insbesondere für das Schulschwimmen. “Für uns sprechen vor allem zwei Argumente gegen das Großprojekt. Die Kosten und der Standort,” sind sich Julia Seidl und Dagmar Klinger-Newesely, Gemeinderätinnen NEOS Innsbruck einig. “Wir sehen sehr wohl, dass es in Tirol den Bedarf an einem ganzjährig nutzbaren 50m Becken gibt. Das steht für uns grundsätzlich außer Frage,” gibt es von Seiten Julia Seidls ein klares Bekenntnis zum Sportschwimmen. Der Vorschlag für eine flexible Überdachung wird in einem Schreiben von Stefan Opatril, Vizepräsident des Österreichischen Schwimmverbands und Obmann des Schwimmclubs Innsbruck (SC Innsbruck) in zahlreichen Punkten widersprochen: Opatril hat als Protest gegen den 2020 bekanntgewordenen Projektstopp sein 1994 erhaltenes Sport-Ehrenzeichen der Stadt Innsbruck bei einer Veranstaltung an Bürgermeister Georg Willi zurückgegeben. "In diesem Schreiben möchte ich Ihnen einige (von vielen) Punkten aufzeigen, die sehr schnell klarmachen, dass eine von Ihnen angedachte „Cabrio“-Lösung keine Lösung ist", leitete Opatril sein Schreiben an die NEOS Innsbruck sowie weiteren Vertretern der Gemeinderatsfraktionen in Innsbruck ein. Innsbrucks Grüne bezeichnen das Projekt als sinnlos: "Ein 50-Meter-Schwimmbecken, das anderen Städten und auch Alt-Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer schon zu teuer war", hält Janine Bex in einer Aussendung fest und sieht das Schwimmbecken als Millionengrab.

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