Polit-Ticker
Wasserstoffbus, Wohnungsnotstand und Stadtsenat

Premiere für den ersten Wasserstoffbus auf Innsbrucks Straßen (v.re.): IVB-Geschäftsführer Martin Baltes, MPreis-Projektleiter Ewald Perwög, IVB-Betriebsleiter Harald Jösslin und MPreis-Geschäftsführer Peter Paul Mölk.  | Foto: IVB
  • Premiere für den ersten Wasserstoffbus auf Innsbrucks Straßen (v.re.): IVB-Geschäftsführer Martin Baltes, MPreis-Projektleiter Ewald Perwög, IVB-Betriebsleiter Harald Jösslin und MPreis-Geschäftsführer Peter Paul Mölk.
  • Foto: IVB
  • hochgeladen von Georg Herrmann

Aktuell ist ein Wasserstoffbus für Testfahrten im Einsatz, die Wasserstoff-Tankstelle von MPreis in Völs. Der Wunsch Innsbrucks nach Wohnungsnotstand wird unterstützt, gleichzeitig werden die Erwartungen aber gedämpft. Stadtsenat mit zahlreichen Entscheidungen, u. a. ein "grünes Wochnzimmer" um rund 490.000 Euro in der Reichenau sowie neue Bäume im Bereich S-Bahn-Haltestelle Messe.

INNSBRUCK. Der Grüngürtel Reichenau Ost/Gutshofweg befindet sich im Stadtteil Pradl und reicht von der Hirschberggasse über die Radetzky- bis zur Rossbachstraße. Der östlichste Bereich des Gutshofweges zwischen der Radetzky- und der Rossbachstraße soll saniert und umgestaltet werden. „Im Zuge eines Bürgerbeteiligungsverfahrens wurden Ideen und Anregungen für die Grünzug-Neugestaltung gesammelt. Die Kernelemente wurden aufgegriffen und in Form eines Planungsentwurfes unter dem Titel ‚das grüne Wohnzimmer‘ ausgearbeitet“, führt die zuständige Stadträtin Uschi Schwarzl aus. Als zentrales Gestaltungselement fungiert ein „Ruheplatz“ in Form eines Wasserspiels. Dieses wird von organischen Sitzelementen umrandet und nördlich von einer Baumreihe begrenzt. Zwei „Hollywoodschaukeln“ sowie zwei Hängematten im Nahbereich des Wasserspiels laden zum Verweilen ein. Zudem sind drei ergänzende Tischtennistische und, eingebettet zwischen Hügelstrukturen, ein Kleinkinderspielbereich vorgesehen. Die Umgestaltung soll im Herbst diesen Jahres beginnen und im Frühjahr 2023 abgeschlossen sein. Die Kosten für das Projekt betragen laut Schätzungen rund 490.000 Euro. Dafür sprach sich der Stadtsenat einstimmig aus.

Stromerzeuger für Feuerwehr

Der Stadtsenat hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für den Ankauf eines 80 kVA (Kilovoltampere) Stromerzeugers auf Anhänger für die Berufsfeuerwehr Innsbruck (BFI) ausgesprochen. Die Kosten dafür betragen rund 81.000 Euro. Insgesamt erhält die BFI zwei baugleiche Stromerzeuger, wobei die Kosten für einen davon durch das Land Tirol getragen werden. Ein flächendeckender Black-Out gilt als wahrscheinliches Katastrophenszenario, bei dem die Feuerwehr ein großes Einsatzspektrum zu erwarten hat. „Daher ist es erforderlich, die Feuerwachen autark funktionsfähig zu halten. Um das zu gewährleisten, wurden bereits diverse Vorbereitungsmaßnahmen bei den einzelnen Feuerwachen getroffen“, erklärt der ressortzuständige Vizebürgermeister Johannes Anzengruber. „Auch die nun anzuschaffenden Generatoren werden für die Versorgung dieser Wachen benötigt.“

Alle Infos zur Landtagswahl, das Dossier des BezirksBlätter Innsbruck

Photovoltaik-Anlagen

Die Stadt unterstützt den Umstieg auf Wärmeenergie durch Solaranlagen bzw. klimafreundliche Heizsysteme mittels der 2013 ins Leben gerufenen Sanierungsförderung „Innsbruck fördert: EnergiePlus“. „Aufgrund des vorhandenen Photovoltaik (PV)-Potentials an Dachflächen in Relation zu den bereits realisierten PV-Anlagen besteht noch großer Verbesserungsbedarf“, weiß die zuständige Stadträtin Uschi Schwarzl. „Deshalb werden wir künftig auch den Ausbau von PV-Anlagen sowie den Umstieg von fossilen Energieträgern auf Fernwärme im Gebäudebestand fördern. Der Stadtsenat sprach sich einstimmig für die Änderungen in den Ausführungsbestimmungen der Förderung „Innsbruck fördert: EnergiePlus“ aus, um Photovoltaik-Anlagen sowie den Anschluss an die Fernwärme im Bestand zu fördern.

Neue Bäume

Im Zuge der Errichtung der S-Bahn-Haltestelle Innsbruck Messe mussten durch die ÖBB zwölf Kastanienbäume, die sich auf Stadtgrund befanden, gefällt werden. Bereits im Vorfeld wurde eine Vereinbarung und Absichtserklärung zwischen ÖBB Infra-AG und Stadt Innsbruck zur Neugestaltung und Entschädigung für den Bereich der Viaduktbögen 91 bis 102 unterfertigt. „Die neue Straßenraumgestaltung nimmt Rücksicht auf die neuen zu pflanzenden Bäume“, erläutert die zuständige Stadträtin Uschi Schwarzl. „Zudem werden die Lebensbedingungen für die bestehende Baumreihe entlang der Wohnbebauung durch einen durchgehenden Grünstreifen verbessert.“ Das Straßenbauprojekt wurde vom Stadtsenat einstimmig beschlossen. Die Kosten für die Stadt betragen rund 800.000 Euro.

Schwimmschulkurse

„Anfänger-Schwimmkurse bei Schwimmschulen kosten um die 160 bis 180 Euro. Um Familien zu unterstützen, die sich diese Kosten nicht zur Gänze leisten können, wird ein Gutscheinprogramm erarbeitet, das nach Einkommen gestaffelt 50 bzw. 100 Euro Unterstützung pro Kurs ermöglichen wird“, betont Schul- und Sportstadträtin Elisabeth Mayr. Die Einkommensgrenzen orientieren sich an den im Juli-Gemeinderat neu beschlossenen Einkommensgrenzen für Ermäßigungen in den städtischen SchülerInnenhorten bzw. der schulischen Tagesbetreuung. Sobald das entsprechende Formular zur Beantragung online verfügbar ist, erfolgen weiterführende Informationen zu Voraussetzungen und Abwicklung. Für das Gutschein-Modell, das vom Stadtsenat einstimmig beschlossen wurde, wurden für das heurige Jahr 45.000 Euro sowie weitere 45.000 Euro für 2023 reserviert.

„Heimspiel“

Mit einstimmigem Beschluss des Stadtsenats wird das Pilotprojekt „Heimspiel“ in Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf vom 20. Juli bis 16. September 2022 wöchentlich auf je einer Wiese im O-Dorf (An-der-Lan-Straße 43 und 45a) und in der Reichenau (Gutshofweg) durchgeführt. Die Idee hinter dem Projekt ist es, Spielräume für Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren in ihrem direkten Wohnumfeld zu schaffen. Über das Medium Fußball gilt es, Möglichkeiten zur Beteiligung und zum guten Miteinander zu schaffen. „Mit dem Projekt sollen aber nicht nur Kinder für Bewegung und (Ball-)Sport begeistert werden“, fügt Stadträtin Elisabeth Mayr hinzu und führt weiter aus: „Aus anderen Städten wissen wir, dass das Projekt ‚Heimspiel‘ Bewohnerinnen und Bewohner zusammenbringen kann. Sie sind gerne als Begleitung oder einfach als Zuschauerinnen und Zuschauer dabei und bringen sich ein – das unterstützt das Kennenlernen und den Austausch untereinander.“ Zur Seite stehen den Mädchen und Buben daher je zwei MitarbeiterInnen von SOS-Kinderdorf, die nicht nur pädagogisch geschult sind, sondern auch Erfahrungen in der Gemeinwesenarbeit haben. Die Gesamtkosten für das Pilotprojekt betragen 12.000 Euro. 

IVB testet Wasserstoffbus

Im Zuge der geplanten Umstellung der IVB-Fahrzeugflotte werden derzeit intensiv emissionsfreie Antriebssysteme geprüft. Aktuell ist ein Wasserstoffbus für Testfahrten im Einsatz. „Wir können dabei die neue Wasserstoff-Tankstelle von MPREIS in Völs zur Betankung nutzen. Bisher hat diese Infrastruktur leider gefehlt“, erklärt IVB-Geschäftsführer Martin Baltes. Beim Modell Urbino Hydrogen von Hersteller Solaris handelt es sich um einen Zwölf-Meter-Niederflurbus mit Brennstoffzelle. Durch die sogenannte „kalte Verbrennung“ von Wasserstoff und Sauerstoff wird elektrische Energie erzeugt, die dann dem Elektromotor als Antriebsenergie zugeführt wird. Die einzigen Nebenprodukte der chemischen Reaktion sind Wärme und Wasserdampf. Das Fahrzeug emittiert somit absolut keine Schadstoffe. „Durch den Einsatz auf verschiedenen Linien in der Stadt und der Region in den nächsten Wochen möchten wir umfangreiche Rückschlüsse über die Tagesreichweite bekommen. Nach den Testläufen mit diversen E-Bussen unterschiedlicher Anbieter liegen uns für diesen Bereich schon sehr aussagekräftige Daten vor“, ergänzt IVB-Betriebsleiter Harald Jösslin.

Wasserstoff-Tankstelle

Für Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl steht fest: „Die hohe Öffi-Nutzung in der Landeshauptstadt trägt schon jetzt dazu bei, den Individualverkehr und damit auch den CO2-Ausstoß zu minimieren. Die komplette Umrüstung auf emissionsfreie Fahrzeuge ist ein nächster Schritt. Dabei wollen wir im Vorfeld, ausgiebig und technologieoffen die Möglichkeiten testen.“ Im Juni wurde am Produktionsstandort von MPreis in Völs die laut eigenen Angaben leistungsstärkte Wasserstoff-Tankstelle Europas für Lkw und Busse in Betrieb genommen. Innerhalb von zehn Minuten tankt ein Fahrzeug 40 Kilogramm Wasserstoff unter 350 bar Druck. Neben der eigenen Lkw-Flotte von MPreis soll die neue Infrastruktur auch ausgewählten Mobilitätspartnern zur Verfügung stehen. MPreis-Geschäftsführer Peter Paul Mölk: „Wir wollen Impulsgeber für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft sein und andere Unternehmen dazu animieren, es uns gleichzutun. Daher freuen wir uns einen Beitrag für den Testbetrieb der IVB leisten zu können. Unsere Tankstelle in Völs und unsere Produktion von grünem Wasserstoff liefert dafür die Grundlage.“

Wohnungsnotstand

Unterstützung für den Wunsch des Innsbrucker Gemeinderats kommt heute vom Grünen Wohnsprecher im Tiroler Landtag, Michael Mingler per Presseaussendung. "Innsbruck soll alle Möglichkeiten bekommen, leistbaren Wohnraum zu schaffen. Ich unterstütze deshalb den Wunsch Innsbruck nach der Verordnung eines quantitativen Wohnungsbedarfes und gehe davon aus, dass die Landesregierung der Forderung nachkommt." Die Erlassung einer solchen Verordnung würde es Innsbruck ermöglichen, die Bestimmungen des sogenannten "Bodenbeschaffungsgesetzes" anzuwenden. Darunter fallen unter anderem die Enteignung von unbebauten Grundstücken und ein Eintrittsrecht in Kaufverträge. "Die Anwendung dieses Gesetzes würde Innsbruck ermöglichen, Grundstücke und Immobilien aufzukaufen und dadurch Wohnraum zu schaffen. Das kann im Einzelfall sicher sinnvoll sein. Ich möchte aber gleichzeitig die Erwartungshaltung dämpfen. Dadurch, dass sowohl bei einer Enteignung als auch bei einem Vorkaufsrecht der Verkehrswert bezahlt werden muss, wird das Bodenbeschaffungsgesetz sicher keine Pauschallösung für leistbares Wohnen sein, so ehrlich muss man sein", so der Grüne Abgeordnete. "Noch wichtiger wäre es meines Erachtens allerdings, dass Innsbruck das Thema Vorbehaltsflächen auf gewidmeten Bauland aktiv angeht. Bürgermeister Willi hat hier schon einen Vorstoß übernommen, es wird Zeit, dass sich auch eine Mehrheit im Gemeinderat endlich dafür ausspricht, diese unbebauten Flächen für leistbares Wohnen zu aktivieren", schließt Mingler.

Weitere Nachrichten aus Innsbruck finden Sie hier

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.