Frei im Theater: Sing me not a ballad
Mutiger Auftakt der neuen Intendanz

Ein Liederabend als beeindruckendes künstlerisches Gesamtkunstwerk: Martin Siewert und Birgit Minichmayr in "Sing me not a ballad" in den Kammerspielen. | Foto: Amir Kaufmann
  • Ein Liederabend als beeindruckendes künstlerisches Gesamtkunstwerk: Martin Siewert und Birgit Minichmayr in "Sing me not a ballad" in den Kammerspielen.
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Genau so muss Kunst sein, meinte Christof Dienz, künstlerischer Leiter der Klangspuren, sichtlich bewegt nach der Premiere des Liederabends „Sing me not a ballad“, in denen sich Birgit Minichmayr gemeinsam mit dem Gitarristen und Elektronik-Tonkünstler Martin Siewert auf die Spuren von Brecht und Weill begab.

Verbeugung vor Lotte Lenya
Mit einer in jeder Hinsicht bemerkenswerten Produktion hat Neo-TLT-Intendantin Irene Girkinger vergangenen Samstag ihre erste Saison eingeläutet. Denn dieser Liederabend ist eine Verbeugung vor Weills Lebenspartnerin Lotte Lenya, deren unnachahmliche Interpretation und engagierte Nachlassverwaltung maßgeblich dazu beitrugen, dass Lieder wie die „Seeräuber-Jenny“ „Surabaya Jonny“ oder „Die Ballade vom ertrunkenen Mädchen“ zu aufrüttelnd-wichtigem Kulturgut werden konnten.

Sperrig-kunstvolle Arrangements
Er ist zudem in Kooperation mit dem Festival Klangspuren entstanden, das nun auch schon seit dreißig Jahren couragiert die Fahne für neue, zeitgenössische und für viele Ohren wahrscheinlich nach wie vor unerhörte Musik hochhält. Und so trieb Siewert – als Vertreter dieser Musik - mit seinen grandios-sperrigen Neu-Arrangements die Intention der von Weill und Eisler vertonten Brecht-Texte geradezu konsequent auf die Spitze.

Fließende Assoziationen
Herwig Weisers Schwarz-Weiß-Kunstfilm im Hintergrund ließ indes nicht nur durch die gewählten Bildmotive – Pfaue in einem Holzlager oder eine abgebrannte mediterrane Landschaft, sondern auch durch den fließenden Rhythmus den eigenen Assoziationen freien Lauf. Die natürlich düstere waren und uns gemeinsam mit den Liedern an die zerstörerisch-düsteren Zeiten des letzten Jahrhunderts erinnern sollten.

Faszinierende Neuinterpretation
Der Star des Abends Birgit Minichmayr lässt Lenya zunächst über deren Briefe an Weill leibhaftig erstehen, ehe sie dann ihre bekanntesten Songs interpretiert – auf eine ganz eigene und ungemein einnehmende Weise. Allein durch ihre variantenreiche Stimme und ihre Ausdruckskraft formte sie so jeden Song zu einem kleinen Musiktheaterstück. Ein mutiger Auftakt, der Lust auf mehr macht.

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