Frei im Theater: Atmen - Ein deutsches Leben
Zwei Kostbarkeiten am selben Ort

Erzählt als Brunhilde Pomsel aus ihrem "deutschen Leben" und ist als Grand der Dame der Tiroler Theaterszene wie immer eine Klasse für sich: Eleonore Bürcher. | Foto: Kellertheater/Grießenböck
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  • Erzählt als Brunhilde Pomsel aus ihrem "deutschen Leben" und ist als Grand der Dame der Tiroler Theaterszene wie immer eine Klasse für sich: Eleonore Bürcher.
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Mit gleich zwei Theaterperlen wartet derzeit das Innsbrucker Kellertheater auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und uns dabei so feinsinnig und empathisch in unserem Mensch-Sein erfassen und hinterfragen, dass ich Ihnen heute beide Produktionen unbedingt ans Herz legen möchte. Dies umso mehr, als jeder Abend für sich eine schauspielerische Kostbarkeit darstellt.

Irritierende Memoiren
So gelingt es etwa der großartigen Eleonore Bürcher  in ihrem 90-Minuten-Monolog, in dem sie als Brunhilde Pomsel aus ihrem "deutschen Leben" erzählt (Regie: Manfred Schild), auf ungemein subtile Weise, uns immer wieder aufs Neue zu irritieren. „Ich habe keine Ahnung, inwieweit sie die Wahrheit sagt“, meinte selbst Autor Christopher Hampton, der aus dem Transkript zum gleichnamigen Dokumentarfilm über Pomsel diesen vibrierenden Theatertext schrieb. Die alte Dame weiß jedenfalls sehr genau um ihre Wirkung und wie sie die Dinge schildern muss. Etwa wenn sie zu Beginn fast schelmisch berichtet, wie sie als junge Frau vormittags für einen jüdischen Anwalt, nachmittags für einen Nazi arbeitete. Selbst wenn sie Goebbels berüchtigte Sportpalastrede verstörte, schildert sie ihren Chef im Propagandaministerium (wo sie von 1942 bis zur Kapitulation beschäftigt war) doch auch als faszinierende und schillernde Person. Dass sie nach fünfjähriger Internierung durch die Russen dann noch zwanzig Jahre Chefsekretärin bei der ARD war, zeigt ganz klar ihre Anpassungsfähigkeit an die jeweils erforderliche Systemdiktion, der man auch als Zusehende:r immer wieder zu erliegen droht.

Zum Niederknien berührend
Ein Stück ganz fürs Herz ist indes „Atmen“ von Duncan Macmillan, der mich schon mit dem unfassbar berührenden Monolog „All das Schöne“ im Theater praesent restlos begeisterte. In Atmen geht es nur vordergründig um die Legitimität eines Kinderwunsches in einer kaputten Welt, es ist vielmehr eine Ode auf die seltsamen Wendungen des Lebens, auf die Möglichkeit von Veränderung und Entwicklung – und nicht zuletzt die Geschichte einer Lebens-Liebe in all ihren Facetten. Wie Tamara Burghart und Peter Mair sich in Julia Jeneweins einfühlsamer Regie als Frau und Mann diesen Irrungen des Lebens stellen, ist zum Niederknien berührend und schlichtweg eine kleine Theatersensation.

Erzählt als Brunhilde Pomsel aus ihrem "deutschen Leben" und ist als Grand der Dame der Tiroler Theaterszene wie immer eine Klasse für sich: Eleonore Bürcher. | Foto: Kellertheater/Grießenböck
Sind als Theaterpaar die Entdeckung dieser Saison: Tamara Burghart und Peter Mair in Duncan Macmillans Stück "Atmen“, aktuell zu sehen im Innsbrucker Kellertheater.  | Foto: Kellertheater/Griessenböck
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