Drei Schwerpunkte
Covid-Bewältigung, Gewerbegebiet Rossau und Stärkung der einzelnen Stadtteile

Franz Jirka im Stadtblatt-Gespräch. | Foto: WK Innsbruck
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INNSBRUCK. Die WK Innsbruck-Stadt steht mit dem neuen Obmann Franz Jirka vor großen Herausforderung. Im Stadtblatt-Gespräch blickt der erfolgreiche Unternehmer (Jirka Heizungstechnik)  auf die aktuelel Situation und die Zukunft.

Interview

Statdblatt: Sehr geehrter Herr Jirka, Corona, Rote Ampel, Altstadtbaustelle. Sie starten die Obmannschaft in einer sehr schwierigen Zeit für die Wirtschaft in Innsbruck?
Franz Jirka: Ja, die vergangenen Monate waren bzw. die derzeitige Situation ist sehr schwierig für die Wirtschaft. Es gibt viele Themen, die uns beschäftigen, vor allem in der Stadt Innsbruck. Für mich als neuer Obmann der Bezirksstelle Innsbruck-Stadt ist es primäres Ziel und auch Wunsch, dass wir als Interessenvertreter gemeinsam mit der zuständigen Politik und den Entscheidungsträgern eine Gesamtlösung für alle finden, um diese Krise bestmöglich zu überstehen. Es ist die wirtschaftlich schwierigste Zeit, die wir seit dem zweiten Weltkrieg erleben müssen.

Zum Thema Corona, wie haben Sie als Unternehmer die Auswirkungen gespürt und wie waren und sind ihre Erfahrungen mit den verschiedenen Unterstützungen für die Unternehmer?
Fast jeder Betrieb in der Stadt Innsbruck wurde von dieser Krise getroffen und spürt die Auswirkungen nach wie vor. Wenn ein Unternehmen diese bis dato noch nicht wahrgenommen hat, so werden diese vermutlich noch kommen. Es gibt sicherlich keine Gewinner bei dieser Krise! Wir müssen jetzt zusammenhalten, denn nur gemeinsam können wir es schaffen. Auch in meinem Betrieb bin ich tagtäglich mit Terminverschiebungen, Quarantäne-Ausfällen des Personals und längeren Einsatzzeiten Vorort bei den Kunden durch die verschärften Hygiene-Maßnahmen betroffen.

Experten rechnen vor allem im Frühjahr mit wirtschaftlichen Auswirkungen für die Unternehmer, so werden dann auch Stunden von Steuern, Abgaben oder auch Mieten fällig. Wie bereitet sich die WK Innsbruck auf dieses Szenario vor?

Ja, diese bevorstehenden Zahlungen sind eine extrem große Herausforderung für die Wirtschaft. Wenn die Situation weiterhin so prekär bleibt, müssen Fällig-Stellungen von Stundungen nach hinten verschoben werden. Hier wird seitens der Politik schon daran gearbeitet. Aufpassen muss man aber, dass keine „Zombie-Unternehmen“ entstehen. Wir können dem Staat nicht alles abverlangen, das wird nicht gehen. Diese Krise ist und bleibt etwas Außergewöhnliches, so wie jede Krise ihre eigene Geschichte hat. Es wird unter Hochdruck daran gearbeitet, den Unternehmen größtmögliche Entlastung zukommen zu lassen. Ansonsten werden viele Mitglieder diese Krise wirtschaftlich nicht überleben. Als Realist muss man aber auch sehen und verstehen, dass der Staatshaushalt extrem belastet wird und dies eine Bewährungsprobe für den Finanzhaushalt wird.

Vor allem aus dem Bereich KMUs und EPUs vernimmt man immer wieder Kritik an den Hilfsmaßnahmen, an unzureichender Unterstützung oder auch fehlenden Rückhalt durch die WK. Woher kommt diese Einschätzung der Betroffenen und was kann man dagegen machen?
Es gibt eine Vielzahl an Förderungen und Unterstützungen. Meiner Meinung nach ist das Problem einerseits, dass viele keine Anträge stellen und andererseits, dass manche Zahlungen noch nicht geleistet worden sind. Es werden laufend Verbesserungen bei den Anspruchsberechtigten umgesetzt und man muss versuchen, dass alle etwas davon abbekommen und profitieren. Es gab in Tirol bis dato beim Härtefallfonds in den beiden Phasen insgesamt knapp 65.000 Anträge und es wurden an die 60 Millionen Euro ausbezahlt. Außerdem wurde der Härtefallfonds verlängert und man kann nun 12 anstatt 6 Anträge stellen.

Durch Corona steht vor allem die Gastronomie und der Tourismus im Mittelpunkt, die Wirtschaft in Innsbruck ist aber mehr?
Ganz genau. Die Gastronomie und der Tourismus sind auch in der Stadt Innsbruck sehr wichtig - der Städtetourismus leidet sehr darunter, um nicht zu sagen, er kommt zum Erliegen. Das sind schon besorgniserregende Umstände, deren Auswirkungen viele noch gar nicht wahrhaben wollen. Diese Corona Krise geht an keinem spurlos vorüber. Spätestens im Februar 2021 erwarten wir für die anderen Sparten, die bis jetzt noch glimpflich davon gekommen sind, Auswirkungen. Wie groß die sind, kann noch keiner abschätzen. Das hängt vom Verlauf der Virusausbreitung ab und von der Treue unserer Kunden. Es ist wichtig, dass ihre Kaufkraft nicht sinkt und sie ihr Geld in den heimischen Wirtschaftskreislauf investieren und nicht bei ausländische Versandfirmen ausgeben. Diesbezüglich gehört einmal eine klare Sprache gesprochen.

Als Lobbyist für die Wirtschaft kommt es mit Innsbrucker Politik doch immer wieder zu Konflikten, was erwartet sich der neue WK-Obmann von der Stadtregierung?
Ich erwarte mir, dass die Bezirksstelle Innsbruck-Stadt mit allen Parteien ein respektvolles und gutes Gesprächsklima hat. Das ist mir sehr wichtig, weil wir nur gemeinsam etwas Positives für die Stadt Innsbruck bewegen können. Wir haben alle das gleiche Ziel und müssen an Lösungen arbeiten, die für alle tragbar und umsetzbar sind. Jetzt in dieser Krise ist es das Wichtigste, so viele „gesunde“ Unternehmen wie möglich durchzubringen. Was nützt uns eine überstandene Gesundheitskrise wenn es keine Jobs, keine Steuereinnahmen und keine florierende Wirtschaft mehr gibt.

Das Gewerbegebiet Rossau ist in einigen Bereichen in die Jahre gekommen, der Zustand der Verkehrswege, fehlende Gehsteige usw. Gibt es Überlegungen von Seiten der WK über die künftige Entwicklung des Gewerbegebietes?
Das Gewerbegebiet in der Rossau ist eines meiner Schwerpunkte für die nächsten Wochen. Es ist das größte Gewerbegebiet in Innsbruck und wir müssen endlich daran arbeiten, dass es dort für Unternehmer und Mitarbeiter bzw. Kunden wieder attraktiv wird bzw. bleibt. Zur Zeit ist es ein Fleckerlteppich und es fehlt eine Gesamtstrategie. Man redet dort beispielsweise schon lange von Gehsteigkonzepten oder dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Es geht mir in erster Linie um die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, weil dadurch das Verkehrsaufkommen reduziert werden kann und die unzähligen Arbeitnehmer eher auf das eigene Auto verzichten würden.

Welche drei Schwerpunkte werden Sie gemeinsam mit dem Vorstandsteam als erstes angehen?

  • Covid-Bewältigung
  • Gewerbegebiet Rossau
  • Stärkung der einzelnen Stadtteile

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