„Inns’Paket“ gegen Paketlawine
Für Handel ungeeignet, für Endkundenbelieferung eine Alternative

Lastenfahrräder: Für Handel nicht geeignet, für Einzelzustellungen eine Alternative
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Lastenfahrräder waren in Innsbruck im wissenschaftlichen Einsatz. Mit dem Projekt " „Inns’Paket“" wurde der Frage nach einer optimalen Zustellung von Paketen im Innenstadtbereich nachgegangen. Bas geförderte Projekt hat die Grenzen und Möglichkeiten der Lastenfahrräder aufgezeigt.

INNSBRUCK. Der Online-Bestellboom während der COVID-19-Pandemie hat die österreichische KEP-Branche (Kurier-, Express-, Paketdienste) an ihre Grenzen gebracht. Innerhalb eines Jahres wuchs das Volumen der Zustellungen um ein Drittel auf rund 200 Millionen Pakete pro Jahr. Was den Onlinehandel freut, hat vor allem in Ballungsräumen negative Auswirkungen auf Verkehrsaufkommen und CO2-Belastung. Es gibt mehrere Ansätze, um den CO2-Abdruck der „letzten Meile“ zwischen Verteilerlager und Zustelladresse zu verringern. Ein Ansatz ist etwa die Einführung von „White Label Paketboxen“ – also betreiberunabhängigen, nutzeroffenen Übergabestationen, wie sie in einem Leitfaden des Klimaschutzministeriums 2022 empfohlen werden.

Das Projekt wird fortgesetzt | Foto: Uni Innsbruck
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„Inns’Paket“ 

Eine weitere Möglichkeiten, die „letzte Meile“ zu optimieren, wurden 2021/22 im Rahmen des FFG-geförderten Projekts „Inns’Paket“ für den Großraum Innsbruck untersucht. Die Projektleitung hatte Stephan Tischler vom Arbeitsbereich „Intelligente Verkehrssysteme“ der Universität Innsbruck inne. Projektpartner waren die Wirtschaftsuniversität Wien, die FH St. Pölten, die Xvise innovative logistics GmbH und das Land Tirol. Als Kooperationspartner für den Pilotversuch waren der Paketdienstleister DPD und die Stadt Innsbruck mit an Bord.

Großraumhub juristisch nicht umsetzbar

In einem ersten Schritt wurde untersucht, ob es logistisch und juristisch möglich wäre, einen einzigen Verteilerhub für den Großraum Innsbruck einzurichten, in den alle KEP-Betreiber ihre Sendungen einspeisen müssen. Der Gedanke dahinter: Die Zustellung an die Kund:innen erfolgt von diesem Hub weg gebündelt durch einen Anbieter. Man würde sich dadurch ersparen, dass verschiedene Paketdienstleister die gleichen Wege zurücklegen. „Bald schon stellte sich heraus, dass das rechtlich nicht umsetzbar ist“, sagt Stephan Tischler. Einer der Gründe: Dienstleister wie die Post sind per Universaldienstverordnung gesetzlich verpflichtet, die Lieferungen bis an die Zieladresse zu bringen. Dahinter steckt ein Grundversorgungsgedanke – auch Menschen in abgelegenen Regionen Österreichs sollen die Post bis zur Haustür zugestellt bekommen.

Ganztägige Zustellung im Zentrum mit Lastenfahrrädern

Lastenfahrrädern

Aus diesem Grund verlagerte sich die Untersuchung auf den zweiten Projektschwerpunkt von „Inns’Paket“, nämlich die innerstädtische Zustellung von Paket-Lieferungen mit Lastenfahrrädern. Innerhalb des Versuchszeitraums im August/September 2021 wurde ein Mini-Hub in Zentrumsnähe als Zwischenlager eingerichtet, DPD lieferte die Pakete für den Zustellbezirk dorthin. Die Feinverteilung erfolgte innerhalb Innsbrucks mit Lastenrädern.

Handel nicht sinnvoll

„Dabei zeigte sich, dass bei der Belieferung von Handelsgeschäften das Lastenfahrrad bald an seine Grenzen stößt und die Zustellung mit einem Lieferwagen bei größeren Lieferungen sinnvoller ist“, resümiert Stephan Tischler.

„Wo sich das Lastenfahrrad aber bewährt hat, ist die Auslieferung an die Endkunden.“ Diese konnten, da die Lastenräder mit Ganztages-Fahrgenehmigungen für die Innsbrucker Fußgängerzonen ausgestattet waren, auch außerhalb der begrenzten Zustellzeiten in die Zonen fahren und die Pakete ausliefern. Gleich wie beim ähnlich gelagerten Grazer Projekt „GrazLog“ wurde auch die Warenabholung – etwa für Retoursendungen – angeboten. Die drei Radzustellerinnen und -zusteller waren nach nur vier Stunden mit ihrem Pensum (im Schnitt insgesamt 150 Pakete pro Tag) fertig; weitere zwei Stunden wurden für die logistische Aufbereitung (Sortieren, Scannen) benötigt.

Langzeitprojekt

„Wir waren selbst überrascht von der Effizienz dieser Zustellart“, sagt Stephan Tischler. Nun ist ein größeres, interregionales Langzeitprojekt in Kooperation mit einem größeren Logistikpartner in Planung. Dabei soll über drei Jahre hinweg unter anderem das Zusammenspiel von Lastenfahrrädern und E-Lieferwagen in der Zustellung erprobt werden, wobei ein Schwerpunkt auf dem Logistikprozess der Fahrzeugflotte liegt.

Startschuss für emissionsfreie Zustellung

Mobilitätspreis

Das Projekt „Inns’Paket“ wurde 2022 vom Verkehrsclub Österreich mit dem VCÖ-Mobilitätspreis für Tirol ausgezeichnet. „Durch die Förderung im Rahmen des FFG-Programms ‚Mobilität der Zukunft‘ war für uns ein breiter inhaltlicher Rahmen möglich, wo unter anderem die Machbarkeitsstudie für den Großraumhub Platz hatte“, sagt Stephan Tischler. „Und weil bei ‚Mobilität der Zukunft‘ Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten, hat sich auch eine gute Mischung bei den Projektpartnern ergeben, was bei einer anderen Finanzierung vielleicht so nicht der Fall gewesen wäre.“ – Sehr förderlich fand der Forscher auch den inhaltlichen Austausch mit anderen Fördernehmer:innen von „Mobilität der Zukunft“ anlässlich eines Treffens für alle Projekte des Calls. „Dadurch ergab sich noch einmal ein breiterer Blick auf die Thematik“, so Tischler.

Die Uni testete, wie sinnvoll Paketzustellung per Lastenrad in der Innenstadt ist. | Foto: Universität Innsbruck
  • Die Uni testete, wie sinnvoll Paketzustellung per Lastenrad in der Innenstadt ist.
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