Eine Puppen-Nightline für die Großen

Ein Puppentheater ganz großer Klasse. Poetisch, anrührend und witzig zugleich: Eva Sotriffers Pulcinella. | Foto: Freies Theater
  • Ein Puppentheater ganz großer Klasse. Poetisch, anrührend und witzig zugleich: Eva Sotriffers Pulcinella.
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  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

INNSBRUCK. Eine kleine Leistungsschau von KünstlerInnen aus dem Großraum Tirol kündigte Tupilak-Intendantin Ingrid Alber-Pahle gleich zu Beginn der Puppen-Nightline letzten Freitag im Freien Theater an. Und zwar speziell für uns Menschen ab 14, die wir ja sonst eher nur als BegleiterInnen der eigentlichen Zielgruppe Kinder in Erscheinung treten. Doch Figurentheater vermag nicht nur Kinder in den Bann zu schlagen.

Rabe als Conférencier

Nach diesem als Stationentheater angelegten Abend, durch den Angelika Freiberger respektive ihre Marionettenfigur, der Rabe Corax als Conférencier führte, hat man nicht nur seine Favoriten blitzschnell ausgemacht, sondern auch seine ursprünglichen Vorstellungen revidiert und korrigiert. Figurentheater ist auf eine so faszinierende Weise archaisch und präsent, dass es einen unvermittelt hineinzieht ins Geschehen. Ganz gleich, ob nun Krokodile, Flugdrachen und schreckliche Monster auf der Suche nach Mama und Nahrung irgendwann an Mutter Erdes Bergbusen friedlich nebeneinander einschlafen. Oder ein aberwitziges breitmauliges Puppengesichtchen mit zwei weiß behandschuhten Menschenhänden, das quasi von zwei Männern in Hut und dunkler Brille manuell angesteuert wird, erst Zauberstückchen zum Besten gibt und dann zu Rammsteins „Ich will“ wild entfesselt auf einer Minigitarre spielt.

Viele Geschichten

Ingrid Alber-Pahle und Anne Rudisch von Tupilak zeichneten in der ersten Hälfte des Abends für das zauberhafte „Mama?Mama!“ verantwortlich, der aus Brasilien stammende Roberto Luciano von Belas Artes nebst seinem Partner für die Performance „Mágico“. Eva Sotriffer aus Südtirol ließ in ihrem hinreißenden Stück „Adams Apfel“ wiederum die Commedia dell´ Arte Figur des Pulcinella neu erstehen. Bei ihr ist Pulcinella freilich eine verspielte Überlebensrhythmikerin, die weder Tod noch Schlange fürchtet. Das hölzerne Maulklappern der Schlange wandelt sie zum coolen Groove, den plötzlichen Gesinnungswandel des Tiers pariert sie unbeirrt mit Liebkosungen, und mit dem Tod kämpft sie wild entschlossen, als gebe es sprichwörtlich kein Morgen. Faszinierend freilich auch die Beiträge nach der Pause. Teatre Arusakim, zwei Puppenspielerinnen aus Teheran, präsentierten ein Schattenspiel über den ersten Kaiserschnitt der Menschheit, welchen der Sage nach der mythische Wundervogel Simurgh für die Geburt des Prinzen Rostam angeordnet hatte. Eine Geschichte, die einem in ihrer Selbstverständlichkeit und gerade angesichts der jetzigen politischen Enge besonders unter die Haut ging. Denn Figurentheater, auch das wird einem an diesem Abend bewusst, ist vor allen Dingen eine universelle Ausdrucksform, die uns Menschen über alle Ethnien, Länder, Generationen hinweg verbindet. Ingrid Alber-Pahle von Tupilak verwandelte sich schließlich noch vor dem Hintergrund einer eindringlichen Erzählstimme in eine leibhaftige Chimare, während Julia Schumacher-Fritz, Leiterin des Bunten Puppenkarussells, uns die Charaktere ihrer bezaubernden Märchenfiguren in einem augenzwinkernden „Kabarettmix“ vorführte. Zuvor hatte sie noch die Hymne zur Puppen-Nightline angestimmt und neckisch hinzugefügt: Zettel mitnehmen und üben fürs nächste Jahr. Natürlich!

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