Ja zu meinem Betrieb
"Es ist immer jemand da und etwas zu tun"

Foto: BRS/mef
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Geht es nach einer aktuellen Befragung unter Oberösterreichs Landwirten, sehen 93 Prozent der Befragten ihre Kinder als Hofnachfolger vor. Vier Prozent nennen Neffen und Nichten. Zwei Prozent übergeben ihre Höfe an Personen außerhalb der Familie. Das restliche Prozent sucht eine andere Lösung. Eine, die den Hof ihres Onkels übernommen hat, ist die 30-jährige Eva Lederhilger aus Kremsmünster. 

KREMSMÜNSTER. Seit 2019 betreibt sie einen Vierkanthof mitsamt Maschinenhalle, sechs Fremdenzimmern und 25 Hektar Acker, davon sind zweieinhalb Hektar Wald, in Kremsmünster. Zusätzlich entsteht im Gebäude derzeit eine Ferienwohnung für Familien.

Spontane Antwort

Angebahnt hat sich die Übernahme, als Lederhilger 18 Jahre alt war. Damals kam ihr Onkel Robert Zwickelhuber auf sie zu und fragte, ob sie "seinen" Hof mit dem Hausnamen "Großgrabmayr" einmal übernehmen möchte. "Robert hat nämlich keine Kinder. Außerdem hatten wir schon immer schon ein sehr gutes Verhältnis", sagt die Neo-Landwirtin. Ohne näher darüber nachzudenken, beantwortete die studierte Sozialarbeiterin seine Frage daher mit ja.

Übernahme 2019

Mit den Jahren kam ihre Entscheidung jedoch immer näher auf Lederhilger zu. Mitte 2019 war der Tag dann gekommen. "Zu dieser Zeit ging Robert nämlich in Pension. Und ich, ich war von heute auf morgen Betriebsführerin. Gott sei Dank bin ich schon ein Jahr zuvor aus Wien – hier arbeitete ich als Sozialarbeiterin – auf den Hof gezogen. So konnte mich Robert auf mein Leben und die Arbeit hier vorbereiten. Das war eine wertvolle Zeit", sagt Lederhilger.

Hilfe von Experten

Was die Übernahme selbst betrifft, so halfen Lederhilger die Experten der Bezirksbauernkammer zum Beispiel bei der betriebswirtschaftlichen Planung und auf ihrem Weg durch den "agrarischen Förderdschungel". Dazu kommt, dass sie Onkel und Nichte dabei unterstützen, vor der Übergabe einen individuellen Vertrag aufzusetzen. Auch erstellten sie ein sogenanntes Hofübernahmekonzept. Entsprechend waren die beiden schon bestens informiert, bevor sie Notar und Anwalt aufsuchten. 

Ein neues Leben

Trotz dieser intensiven Zusammenarbeit war die erste Zeit nach Zwickelhuber Auszug für Lederhilger fordernd. "Im Gegensatz zu meinem vorherigen Leben ist am Hof nämlich immer etwas los und zu tun. Auch während der Corona-Krise. Den Gästezimmern sei Dank ist normalerweise auch ständig jemand im Haus. Dadurch verschwimmen Beruf und Freizeit", sagt Lederhilger.

Um ihre neuen Aufgaben bestmöglich bewältigen zu können, machte Lederhilger daher unter anderem den Traktorführerschein und absolvierte die einjährige landwirtschaftliche Abendschule in Altmünster. Hier erwarb sie zum Beispiel Wissen in Sachen Pflanzenbau, Landtechnik, Forstwirtschaft und Tierhaltung. "Diese Ausbildung ist sehr praxisnah. Auch wuchs während dieser Zeit mein Interesse an den verschiedenen Bereichen", sagt Lederhilger. Während dieser entdeckte die Neo-Landwirtin auch ihre Liebe zum Wald. Aus diesem Grund absolviert Lederhilger aktuell in Traunkirchen eine Ausbildung zur Waldpädagogin.

Unterstützung von Familie

Bei ihren neuen Aufgaben kam Lederhilger ebenfalls zugute, dass sie vielfältig interessiert und auf einem Hof aufgewachsen ist. "Außerdem bekomme ich Unterstützung von meiner Familie. Das ist wichtig und gut, dass man jemanden hat, an den man sich wenden kann wenn es einmal wo zwickt", sagt Lederhilger.

Wenden kann sie sich seit neuestem auch an Michael Maurhart, ihren Freund. "Mit der Übernahme sind wir nämlich am Hof zusammengezogen. Zuvor führten eine mehrjährige Fernbeziehung. Während der ersten gemeinsamen Monate lernten wir uns daher ganz neu kennen. Michael ist mir am Hof eine wichtige Stütze, denn zusätzlich zu seinem Brotjob hilft er mir wo er nur kann", sagt Lederhilger.

"Eine Herausforderung, loszulassen"

Trotz der beinahe drei Jahre, die Lederhilger mittlerweile am "Großgrabmayr"-Hof lebt und arbeitet, fehlt es ihr ab und an, als Sozialarbeiterin tätig zu sein. "Es macht Spaß, mit spannenden Menschen zu arbeiten und sie kenenzulernen. Es wäre eine große Herausforderung, das loszulassen. Daher engagiere ich mir ehrenamtlich als Bewährungshelferin beim Verein 'Neustart' in Kirchdorf."

Vielfältig bleiben

In Zukunft sollen die Betriebszweige am Hof vielfältig bleiben. "Zusätzlich zu den Erträgen von den Feldern sowie den Mieteinnahmen aus Lagerhallen und Gästezimmern entsteht nämlich gerade eine Ferienwohnung für Familien. Unter anderem dadurch und dank meiner Ausbildung zur Waldpädagogin sollen Angebot und Zielgruppe erweitert werden", sagt Lederhilger.

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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