"Tonni"-Kampagne
Aus Speiseresten wird erfolgreich Energie gewonnen

Alfred Egger (Obmann Abfallwirtschaftsverband Tirol), Gerhard Obermüller (Bürgermeister Gemeinde Kirchdorf), LR René Zumtobel, Hans Schweigkofler (Bürgermeister Oberndorf) und Hans Seiwald (Geschäftsführer Abfallwirtschaftsverband Bezirk Kitzbühel) (v. li.). | Foto: Johanna Bamberger
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  • Alfred Egger (Obmann Abfallwirtschaftsverband Tirol), Gerhard Obermüller (Bürgermeister Gemeinde Kirchdorf), LR René Zumtobel, Hans Schweigkofler (Bürgermeister Oberndorf) und Hans Seiwald (Geschäftsführer Abfallwirtschaftsverband Bezirk Kitzbühel) (v. li.).
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Speiseresteanlage in Erpfendorf erzeugt 1,1 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr; Kampagne "Tonni" gegen Fehlwürfe in Speiserestetonnen gestartet.

ERPFENDORF, BEZIRK KITZBÜHEL. Seit dem Jahr 2014 beschäftigt sich der Abfallwirtschaftsverband Bezirk Kitzbühel in der Kläranlage in Erpfendorf mit der Verwertung von Speiseresten zur Energiegewinnung.
Wurden zu dieser Zeit noch jährlich 1.500 Tonnen aufbereitet, so werden heute pro Jahr 4.000 Tonnen Speisereste aus dem Verbandsgebiet verarbeitet. Diese werden in einer Anlage zu einem Substrat zerkleinert und im Anschluss von den Abwasserverbänden im Bezirk in Faultürme eingebracht. Während der Fäulnisprozesse entsteht Methan – ein Gas, das zur Stromgewinnung verwendet werden kann. Die Anlage in Erpfendorf produziert pro Jahr 1,1 Millionen Kilowatt Strom.
Ein Kubikmeter aufbereitetes Substrat "erzeugt" dabei rund 280 Kilowattstunden Strom. Ein durchschnittlicher Haushalt benötigt im Schnitt pro Jahr 3.500 kWh – somit benötigt umgerechnet ein Haushalt 12 Kubikmeter aufbereitete Speisereste zur Stromversorgung.

Energieautonomie Anlage

Dank dieser Methode wirtschaftet man bereits seit Jahren energieautonom. "Unsere Speiseresteanlage hat sich in der Zwischenzeit amortisiert. Alleine aus den Speiseresten aus Kirchdorf, Oberndorf und St. Johann produzieren wir 125 Prozent des Strombedarfs für unser Werk. Die restlichen 25 Prozent können wir wieder in das Netz einspeisen", informiert Hans Schweigkofler, Obmann des Abfallwirtschaftsverbandes Bezirk Kitzbühel und Bürgermeister der Gemeinde Oberndorf.

In der Kampagne wird darauf hingewiesen, welche Produkte in die Speiserestetonne eingeworfen werden dürfen. | Foto: Morris Prem (Grafik)
  • In der Kampagne wird darauf hingewiesen, welche Produkte in die Speiserestetonne eingeworfen werden dürfen.
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Fehlwürfe bedeuten Mehraufwand

Damit die Speisereste in die Anlagen gelangen, werden diese bei den Bürgern Zuhause abgeholt. Das Abfallgewicht wird dabei gewogen und die beiden größeren Tonnen werden gewaschen an die Bewohner zurückgegeben.
"Leider kommt es dabei immer wieder zu Fehlwürfen", wie Johann Seiwald, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes im Bezirk Kitzbühel, betont: "Immer wieder landen auch Blumensträuße, Strauchschnitt und Äste usw. in der Speiserestetonne. Daraus können wir aber keine Energie gewinnen. Dieser Biomüll (und auch anderer Müll uvm., Anm.) muss von unserer Anlage aufwändig aussortiert und entsorgt werden. Bei der Aufbereitung von Biomüll (zu Erde, Anm.) und Speiseresten handelt es sich um zwei grundlegend verschiedene Verfahren", so Seiwald weiter.
Weiters beklagt Seiwald, dass viele Bürger Maisstärkesäcke in die Speiserestetonnen geben würden: "Vor der Speiseresteverwertung in unserer Anlage haben diese Säcke keine Zeit, sich vollkommen zu zersetzen, daher muss unser System sie herausfiltern. Weiters enthalten diese Säcke oftmals Mikroplastik, das schädlich für unsere Umwelt ist", informiert Seiwald.

Maisstärke- und Plastiksäcke sowie Strauchschnitt und Blumen haben in der Speiresetetonne nichts verloren. | Foto: AWV
  • Maisstärke- und Plastiksäcke sowie Strauchschnitt und Blumen haben in der Speiresetetonne nichts verloren.
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Kampagne wurde gestartet

Um Fehlwürfe in Zukunft eindämmen zu können, wurde vom Abfallwirtschaftsverband eine Kampagne ins Leben gerufen. Der Speiserestetonne wird nun "Tonni" genannt und Aufkleber, die an den Tonnen angebracht, als Flyer ausgesendet und auf Social-Media-Kanälen uvm. ausgespielt werden, sollen die Bürger aufklären, was in die Tonnen hineingegeben werden darf.

"Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Bürger mit den einzelnen Begriffen der Kreislaufwirtschaft oft überfordert sind und ihnen teilweise die Informationen dazu fehlen. Wir möchten mit unserer Kampagne die Bürger aufklären, dass die Begriffe 'Speisereste' und 'Biomüll' eine komplett unterschiedliche Bedeutung haben", 

informiert Seiwald.
LR René Zumtobel überzeugte sich bei der kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz persönlich von der Anlage in Erpfendorf und gratulierte den Verantwortlichen zum Erfolg:

"Die Anlage bietet eine saubere, faire Entsorgungsmöglichkeit von Speiseresten hin zur effizienten Energiegewinnung."

Zumtobel fand auch ein passendes Wortspiel zur Kampagne, das für schmunzelnde Gesichter sorgte: "Mit'n 'Tonni' kånn i Energie erzeugen, Effizienz steigern und 'was Gutes tun."

Dinge, die nicht in die Speiserestetonne gehören, müssen aussortiert werden.
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