Barrieren in der Stadt Kitzbühel?

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KITZBÜHEL (bp/niko). Ab Anfang 2016 darf es laut Behinderten-Gleichstellungsgesetz bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung mehr geben. Die Gebäude wie z. B. Schulen oder Amtsgebäude müssen für alle Mitmenschen – somit also auch für Rollstuhlfahrer oder sehbehinderte Mitmenschen – zugänglich sein. Das bedeutet zum Teil umfangreiche Umbauten. Denn im schlimmsten Fall können von den Betroffenen Schadenersatzforderungen gestellt werden.

Wir haben uns deshalb umgesehen, wie es in öffentlichen Gebäuden in unserer Bezirkshauptstadt derzeit um die Barrierefreiheit steht. Mit Rollstuhlfahrer Harald Eder (siehe auch Kasten „Zur Person“) besuchte das Bezirksblatt die Wirtschafts- und Arbeiterkammer, die BH, das Rathaus und den Bahnhof. „Wenn eine Mutter mit Kinderwagen oder ein älterer Mensch (event. mit Rollator) in ein Gebäude kommt, ist es zumeist auch rollstuhl-tauglich zugänglich; aber Stufen sind immer ein Hindernis“, so Eder am Beginn unserer Besichtigungs-Tour in der Bezirkskapitale.

Rathaus

Das Rathaus wird gerade barrierefrei gemacht; eine Eingangsrampe ist fertig, der neue Lift geht bald in Betrieb, eine automatisch-öffnende Tür wird eingebaut (Kosten ca. 300.000 Euro). Auch Behindertenparkplätze wurden verordnet. Fazit: (bald) barrierefrei! „Nur zur Polizei mit Fundbüro besteht noch eine Stufe, vielleicht kann man da auch noch was machen“, so Eder.

Arbeiterkammer

Die Arbeiterkammer ist barrierefrei per Lift erreichbar und mit behindertengerechtem WC ausgestattet (mit Alarmklingel). „Parkplätze sind genügend vorhanden; falls wir separat Behinderten-Stellplätze ausweisen müssen, werden wir das natürlich machen“, so AK-Leiter Ludwig Brettbacher.

Bahnhof

Auch dem vor einigen Jahren behindertengerecht umgebauten Bahnhof stellt Eder ein gutes Zeugnis aus. „Alles ist barrierefrei erreichbar“, so Eder. Von den ÖBB wird betont, dass bereits viel in die Barrierefreiheit der Bahnhöfe investiert wurde und ein weiteres Investitionsprogramm läuft.

Bezirkshauptmannschaft

Auch die umgebaute, adaptierte Bezirkshauptmannschaft (BH) in der Hinterstadt ist laut Eder „barrierefrei“. „Der Altbestand wurde barrierefrei aus- und umgebaut. Beim Marienheim wird beim Anbau in der Tiefgarage ein Behindertenparkplatz ausgewiesen, weitere Parkplätze bestehen oberhalb des Marienheims“, betont BH Michael Berger. Natürlich wird auch der Neu-Anbau barrierefrei ausgeführt. „Vielleicht könnte man das Pflaster im BH-Hof (Richtung neuem Haupteingang, Anm.) noch ausbessern“, schlägt Eder vor.

K3/Wirtschaftskammer

Das KitzKongress ist barrierefrei erreichbar und alle Ebenen und das Behinderten-WC barrierefrei erreichbar. Eder ortet zwei Kritikpunkte bzw. Verbesserungsvorschläge, die die Wirtschaftskammer im Gebäude betreffen: Der Zugang von der Tiefgarage zum Lift stellt für Rollis ein Hindernis dar (zu kurze, steile Rampe, Tür dadurch schwer zu öffnen) und ließe sich durch eine Adaptierung (seitliche Rampe, Podest) lösen. „Wir nehmen diesen Vorschlag gerne auf“, so WK-GF Balthasar Exenberger.
Der direkte Zugang zur Kammer wird durch eine vierstufige Treppe erschwert. „Wir stellen Überlegungen für einen Lift und direkten Zugang von außen an. Ein Lift innen bei der Treppe wäre unverhältnismäßig teuer“, so Exenberger zur Suche der Kammer nach einer Lösung für das bekannte Problem. Fazit: „verbesserungswürdig“.

PS.: GV Ellen Sieberer berichtet zu diesem Thema, dass alle Schulen und der Kindergarten der Stadt barrierefrei zugänglich sind.

Die Bewertungsbegriffe der besuchten Einrichtungen lauteten: "barrierefrei", "verbesserungswürdig", "nicht barrierefrei" (siehe Text nebenstehend).
Fotos: Kogler

Zur Person

Harald Eder war unsere Testperson: Top-Behindertensportler mit großen Erfolgen bzw. mehrfacher Medaillengewinner bei Paralympics und Weltmeisterschaften, Welt- und Europacup (Monoski); 2009 aktive Karriere beendet; weiterhin aktiv als Basketballspieler (Verein: Rollstuhl-Sport-Club-Tirol-Unterland); querschnittgelähmt seit 1987 nach Tumoroperation. Botschaft an Menschen mit Behinderung: "Nicht aufgeben, kein Stubenhocker werden."

MEINUNG von Nikolaus Kogler
Barrierefreiheit als Herausforderung

Laut Gleichstellungsgesetz müssen ab 2016 öffentliche Gebäude barrierefrei zugänglich sein. Für viele Institutionen ist das eine Herausforderung. Man sieht anlässlich unserer Tour in der Bezirkshauptstadt jedoch die umfangreichen Bemühungen, dem Gesetz – und damit den betroffenen Menschen – gerecht zu werden. Nur wenige Kritikpunkte bei den besuchten Gebäuden wurden von unserem "Testfahrer" angebracht (siehe Bericht nebenstehend). In zahlreichen weiteren öffentlich zugänglichen Gebäuden im Land wird es jedoch noch vieler Bemühungen und aufwändiger Investitionen bedürfen, um weitere bestehende Barrieren abzubauen. Der Wille der Verantwortlichen dazu ist jedoch spürbar.

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