Tourismus
Bergbahn AG: Kritiker und Verteidiger am Wort

Die Pisten am Resterkogel (Bild) und Hahnenkamm riefen Kritik hervor, andere verteidigen diese. | Foto: Grüne
  • Die Pisten am Resterkogel (Bild) und Hahnenkamm riefen Kritik hervor, andere verteidigen diese.
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KITZBÜHEL/PASS THURN (niko). Vermehrt Kritik rief zuletzt der Snow Farming der Bergbahn AG Kitzbühel hervor. Mit über den Sommer deponiertem (Alt-)Schnee wurden bereits Mitte Oktober Pisten am Resterkogel präpariert, später auch am Hahnenkamm – wie bereits in den vergangenen vier Jahren (wir berichteten).

Letztlich führte dies und auch andere Aktivitäten der Branche zu allgemeiner Kritik in der Tiroler Bevölkerung am Tourismus (Stichwort auch "Seilbahngrundsätze"). Fehlende Bürgerbeteiligung, eine Unterordnung von Naturschutz gegenüber dem Infrastrukturausbau wird beklagt. Auch LH Günther Platter sprach von "Belastungsgrenzen und negativen touristischen Botschaften.

Zurück zur Kitzbüheler Bergbahn. Viel Kritik musste sich BAG-Vorstand Josef Burger anhören. Kritiker sprechen von Imageschaden und fordern auf, "schädliche Aktionen" einzustellen (womit der frühe Saisonstart am Pass Thurn gemeint ist, Anm.). Neben anderen tat sich dabei LA und GR Alexander Gamper (FPÖ) als Kritiker hervor – siehe dazu Statements unten!

Burger dazu: „Ich ersuche um Verständnis, dass ich zu politisch motivierten Aussagen keine Stellungnahme abgebe. Das Gremium, dem ich gegenüber verantwortlich zeichne, ist der Aufsichtsrat der Bergbahn AG, in dem die wesentlichen Geschäftsstrategien gemeinsam beraten und entschieden werden. Was den frühen Saisonstart anbetrifft, so ist jedenfalls festzuhalten, dass dieser ökologisch nachhaltig und ökonomisch sinnvoll ist.“

Signe Reisch, TVB: Die Auszeichnungen als „World's best ski resort company“ für die Bergbahn AG und „Austria's best ski resort“ für Kitzbühel auf der einen Seite – eine unsachliche, marktschreierische und objektiv unrichtige Kritik auf der anderen Seite. Herr Gamper begibt sich in den Bereich der üblen Nachrede. Was treibt ihn an? Wovor will er die Marke Kitzbühel retten – vor ungebrochener Beliebtheit? Die Schneedepots sind ökologisch nachhaltig und ökonomisch wertvoll. Viele zufriedene Gäste genossen den Sport in herrlicher Natur, in einer Zeit, in der sonst nicht viele Möglichkeiten bestehen. Herrn Gamper lade ich ein, sich mit mir sachlich auseinanderzusetzen und nicht mit reißerischen Schlagworten billige Münze auf Kosten von uns hart und ehrenamtlich – und erfolgreich – Arbeitenden zu machen."

Bgm. Klaus Winkler, AR-Vorsitzender der Bergbahn: „Das Thema ist zu wichtig, um nur mit oberflächlicher Schlagwortpolitik des selbsternannten Tourismusexperten Gamper abgehandelt zu werden. Der frühe Pistenbetrieb hat sich ökologisch wie ökonomisch als großer Erfolg herausgestellt. Von Mitte Oktober bis 18. 11. hat die Bergbahn 77.000 Fahrten registriert. Der Resterkogel hat sich in der Vorsaison als wichtige Trainingsstätte des Skinachwuchs bis hin zu Spitzenathleten etabliert. Die Rennläufer ersparen sich somit die oft lange Anfahrtszeit zu entfernt gelegenen Gletscherskigebieten. Eine offene Diskussion über die Industrialisierung des Skisports ist natürlich wichtig. Ich möchte aber gleichzeitig aufzeigen, dass die Bergbahn AG auf eines der modernsten Energiemanagement-Systeme zurückgreift. Es sollten alle Bergbahn-Betreiber eine Energie-Bilanz, bezogen auf den Energie-Verbrauch der Pistenkilometer, vorlegen. Wir Kitzbüheler scheuen uns nicht vor einem Vergleich.“

Statements

> LA Markus Sint, Liste Fritz
"Für uns ist es das falsche Signal für den Tiroler Tourismus und angesichts des Klimawandels einfach unsinnig, wenn ein Skigebiet über den Sommer Schnee bunkert, um damit bei 20 Grad Plus im Oktober die erste Piste zu präparieren, die wegen der hohen Temperaturen zum Teil schon im November wieder geschmolzen ist. Das hat mit verantwortungsvollem Tourismus nichts zu tun."
> LA Dominik Oberhofer, NEOS
"Die Akteure im Tiroler Tourismus müssen sich ihrer Verantwortung und der Macht von Bildern bewusst sein – das gilt auch für Branchenführer wie Kitzbühel: Weiße Schneebänder auf grünen Wiesen erzeugen einen Imageschaden für Tirol. Wenn das Wetter nicht mitspielt, gibt es eben keinen Schnee und keine Pisten. Der Herbstskilauf gehört daher auf die Gletscher, wo er aufgrund der Schneelage natürlich möglich ist.“
> LA Georg Kaltschmid, Grüne
„Lkw, die Staub aufwirbelnd Schnee zur Piste transportieren, der nach zwei Wochen weggeschmolzen ist, und ein Pistenschlauch, der das Tourismus-Image von ganz Tirol schadet - das ist untragbar. Die Kitzbühler Bergbahnen stehen für mich mittlerweile als Synonym für einen Tourismus, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt habe. Das ist Skitourismus mit der Brechstange. Dazu hört man landauf-landab Kritik. Dem muss Einhalt geboten werden."
> LA Alexander Gamper, FPÖ
"Es wäre Zeit für ein Machtwort. Aber das unselige Kitzbühel-Triumvirat Bürgermeister, TVB-Obfrau und Bergbahnmanager tut sich gegenseitig nicht weh. Bergbahn-Vorstand Burger produziert laufend negative Schlagzeilen, zum Schaden der Marke Kitzbühel, Obfrau Reisch schaut tatenlos zu. Im Landtag rümpfen alle vertretenen Parteien die Nase und halten die Aktionen für fragwürdig, ebenso bereits in der Seilbahnbranche. Burger gesteht keine Fehler ein und hält am frühen Saisonstart auch für 2019 fest."

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