400 tote Schafe in Tirol
Gemeinden fühlen sich von Ministerin nicht gehört
Bundesministerin Leonore Gewessler nimmt Stellung zur Wolfsresolution der Planungsverbände Wilder Kaiser und Brixental-Wildschönau.
BRIXENTAL, WILDSCHÖNAU (joba). 400 getötete und mehr als 200 vermisste Schafe wurden heuer in Tirol im Zusammenhang mit dem Wolf registriert (Stand 7. November, Anm. d. Red.). Darüberhinaus wurden 1.500 Schafe aufgrund der Präsenz von Großraubtieren vorzeitig von den Almen getrieben.
Dieses vorläufige Resümee zog das Land Tirol aus dem vergangenen Almsommer. Inwiefern diese Zahlen noch nach oben korrigiert werden müssen, kann erst nach dem Vorliegen sämtlicher Entschädigungsanträge am Ende des Jahres festgestellt werden.
Stellungnahme liegt vor
Bereits im Frühling schlugen die zehn Gemeinden der zwei Planungsverbände Wilder Kaiser und Brixental-Wildschönau Alarm.
„Aufgrund von Wolfsrissen auf der Rotwandalm sowie in der Nähe eines Kinderspielplatzes und Einfamilienhäusern in Westendorf reagierte man, da das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung massiv darunter litt. In einer Resolution teilten die Bürgermeister ihre Bedenken der zuständigen Ministerin mit und forderten sie dazu auf, sich für die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfs in der EU einzusetzen und eine unbürokratische Lösung für die Entnahme von Problemwölfen zu schaffen“,
so René Schwaiger, Bürgermeister der damals hauptbetroffenen Gemeinde Westendorf. Die Resolution wurde von NR Josef Hechenberger bereits im Mai an Bundesministerin Leonore Gewessler übergeben (die BezirksBlätter berichteten). Nun liegt eine Stellungnahme dazu vor.
Gewessler: "Schutzstatus ist angemessen"
Im Antwortschreiben wird von Gewessler ausgeführt, dass der Wolf nur in Ausnahmefällen Menschen angreift und er darüber hinaus eine wichtige Rolle im Kampf gegen das Artensterben in Europa einnehme. Zudem sei der unionsrechtlich hohe Schutzstatus des Wolfs angemessen und für Ausnahmeregelungen die Länder zuständig.
"Langfristige Lösungen finden"
Hechenberger sieht die Ausführungen nur als schwachen Trost für die rund 25.000 Menschen, die in den zehn Gemeinden der beiden Planungsverbände leben. „Wölfe sind kein ausschließlich landwirtschaftliches Problem mehr. Die verbreitete Unsicherheit der ländlichen Bevölkerung zeigt das klar. Die Möglichkeiten des Landesgesetzgebers werden laut neuem Regierungsprogramm zur Gänze ausgeschöpft. Wir brauchen jedoch auch den Willen und Mut, langfristige Lösungen auf europäischer Ebene zu finden", führt Hechenberger aus.
"Wie Schweden, muss auch Österreich bei Problemwölfen eigene Wege gehen und wolfsfreie Gebiete ausweisen. Dazu braucht es aber auch die Bereitschaft der zuständigen Ministerin, die momentan nicht erkennbar ist“,
so Hechenberger, der sich im Sommer mit den Verantwortlichen in Schweden vor Ort austauschte. Weiters gibt er zu bedenken, dass der Wolf mit rund 300 Rudeln im Alpenraum nicht gefährdet ist, die Tiroler Almwirtschaft mittlerweile aber schon. Alleine in Tirol wurden heuer 18 Wölfe nachgewiesen.
Schwaiger sieht die Ministerin weiterhin in der Pflicht: „Ob die Gefahr des Wolfs für den Menschen wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist, bringt uns in der Frage über ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung nicht weiter. Auch wenn ein Übergriff auf Menschen eine Ausnahme ist, möchte ich nicht sehenden Auges auf diese warten“. Diese Meinung teilen auch die Bürgermeister, die im Mai die Resolution unterschrieben haben.
"Wolf kommt ins Tal"
Mit dem Ende der Almsaison kommen nicht nur die Nutztiere von der Alm ins Tal, sondern auch der Wolf. Dieses Phänomen war in Westendorf bereits zu beobachten. „Obwohl der heurige Almsommer vorbei ist und der Wolf an medialer Präsenz verlieren wird, soll das nicht zum Anlass genommen werden, das Problem aus den Augen zu verlieren. Die ländliche Bevölkerung erwartet sich zu Recht eine nachhaltige Lösung“, so Hechenberger.
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