Übergriffe am Asylantenheim Bürglkopf in Fieberbrunn

Die Bewohner des Flüchtlingsheims am Fieberbrunner Bürglkopf sind verängstigt. | Foto: Foto: ZOOM-Tirol
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  • Die Bewohner des Flüchtlingsheims am Fieberbrunner Bürglkopf sind verängstigt.
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FIEBERBRUNN (niko). In der Nacht zum Mittwoch (24. 10., 00:30 Uhr) riefen fünf bisher unbekannte Jugendlichen vor dem Asylheim Bürglkopf in Fieberbrunn ausländerfeindliche Parolen. Außerdem wurden – laut "profil online" – angeblich Schüsse in die Luft abgegeben. Ob diese mit einer im Nahbereich des Asylheimes aufgefundenen Softgun abgegeben wurden, war Gegenstand der Ermittlungen.
Auf das Heim wurden auch Feuerwerkskörper abgefeuert.

Auch wenn bei diesem Vorfall keine Personen verletzt wurden, wurde der Angriff auf das Asylheim von der Polizei sehr ernst genommen. Das Landesamt für Verfassungsschutz hatte die Ermittlungen übernommen.

Die fünf Täter waren in dunklen Kapuzenjacken gekleidet. Das "profil" zitierte einen Augenzeugen, dass einer der Männer eine Waffe gehabt und fünf Mal in die Luft geschossen habe. Feuerwerkskörper seien auf die Fenster des Heims geschossen worden sein. Die Parolen der Angreifer hätten "Ausländer raus!", "Wir bringen euch um, ihr Schweine!" gelautet.

Im Asylheim sind rund 120 Personen (v. a. Syrer) untergebracht. Sie sind schockiert und verängstigt. Das Heim wurde im Sommer vom Bund übernommen (davor Landesheim). Problem ist die Abgeschiedenheit des Heims; die Menschen können hier keiner sinnvollen Beschäftigung nachgehen, wie vielfach kritisiert wird. Viele Flüchtlinge wollen am liebsten woanders hin.

Reaktionen LH Günther Platter (ÖVP), LR Christine Baur (Grüne)

„Wenn vermummte Gestalten mit Feuerwerkskörpern auf ein Flüchtlingsheim zielen und ausländerfeindliche Parolen skandieren, so zeigt dies die Gefahr, die von Rassismus und rechtsradikalem Gedankengut nicht nur für die dort wohnenden Flüchtlinge, sondern für unsere gesamte Gesellschaft ausgeht“, so Baur.

Dieser Übergriff sei damit nicht nur ein feiger Angriff auf ein Flüchtlingsheim, sondern auf das tolerante und offene Tirol. „Es ist absolut verwerflich, Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, die gerade Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat entkommen sind und versuchen, die dramatischen Erlebnisse zu verarbeiten und zur Ruhe zu kommen“, stellt LH PLatter klar. Fremdenfeindlichkeit dürfe keinen Platz in Tirol haben.

„Diese Menschen sind aus ihrer Heimat geflohen und haben bei uns nach Sicherheit gesucht. Es ist unsere humanitäre Verpflichtung, sie aufzunehmen und ihnen eine geschützte Umgebung zu bieten“, betont Baur.

In einer ersten Reaktion meint die FPÖ:

Empört zeigen sich FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger und der Kitzbüheler LA Heribert Mariacher über den Anschlag. „Derartige Gewaltexzesse werden von der FPÖ scharf verurteilt."

Die SPÖ dazu:

„Ich bin schockiert“, sagt der Tiroler SPÖ-Vorsitzende Ingo Mayr nach dem Anschlag.
„Es ist erbärmlich, dass Kriegsflüchtlinge bei uns so behandelt werden. Diese Menschen flüchten nicht aus Jux und Tollerei aus ihrer Heimat, sondern weil sie um ihr Leben fürchten müssen. Viele von ihnen sind traumatisiert. Wir alle sind dazu aufgerufen, ihnen Schutz und Hilfe zu bieten“, fordert Mayr breite Solidarität.

„Es geht nicht nur darum, dass die Kriegsflüchtlinge bei uns materiell versorgt werden. Vielmehr bedarf es einer umfassenden psychologischen und mitfühlenden Rundumbetreuung“, stellt Helmut Muigg, Vorsitzender der Tiroler FreiheitskämpferInnen klar.

Die Grünen in Richtung der Täter:

„Wer auch immer für diesen rassistischen Angriff verantwortlich ist: Wir werden nicht zulassen, dass ihr Menschen, die vor dem Tod geflohen sind, in Angst und Schrecken versetzt und Tirol mit eurem Hass vergiftet. Wir lassen uns vom Weg des Zusammenhaltes in Tirol nicht abbringen. Jeden Akt der Fremdenfeindlichkeit ,den ihr setzt, werden wir mit Solidarität beantworten. Jede Hassparole, die ihr schmiert, werden wir mit Mitmenschlichkeit übermalen“, richtet sich der grüne Integrationssprecher, Ahmet Demir, an die Täter.

Am Montag war der Übergriff aufgeklärt. Die Polizei hat vier junge Männer aufgespürt; sie sind geständig. Ein rechtsradikaler Hintergrund lag nicht vor.
Auslöser für die Tat war eine Auseinandersetzung eines der Beteiligten (17) mit einem Asylwerber. Letzterer soll dem Burschen das Handy gestohlen haben. Aus Rache soll es zu dem Übergriff am Bürglkopf gekommen sein. Die vier Verdächtigen wurden wegen gefährlicher Drohung auf freiem Fuß angezeigt. Der Asylwerber, der das Handy gestohlen haben soll, wurde (wie geplant) abgeschoben.

Fotos: Archiv (1), ZOOM-Tirol

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