Ellmau
Das Mehrzweckzentrum sorgt nicht bei allen für Begeisterung
Der Baubeginn des Ellmauer Mehrzweckzentrums könnte sich verschieben, da eine Anrainerin nun Einspruch erhoben hat.
ELLMAU. Ganz unumstritten war das Ellmauer Mehrzweckgebäude nie, wie auch eine BEZIRKSBLÄTTER-Umfrage vom März 2021 zeigt. Trotzdem sollte bereits im April dieses Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden. Nun hat allerdings Maria Sojer, Besitzerin des angrenzenden Apparthotel Tom Sojer, Einspruch erhoben. Sie sieht mit dem Großprojekt auch einige negative Aspekte einhergehen. Es gebe in Ellmau generell zu wenig Parkmöglichkeiten. Die Stellplätze vor ihrem Hotel werden von vielen Touristen, Anwohnern, aber auch beispielsweise von Kirchgängern seit jeher gut angenommen. Dass der seit 1997 existierende Parkplatz, welcher auch im Nachhinein noch mit Bäumen begrünt wurde, nun einem ihrer Meinung nach überdimensionierten Mehrzweckgebäude weichen müsse, verstehe sie nicht wirklich.
Standortwechsel
Das Gebäude ist ursprünglich auf dem geschotterten Festplatz angedacht gewesen, weiß Sojer. Bürgermeister Nikolaus Manzl (Ellmauer Volksliste) bestreitet nicht, dass sich der Standort des Mehrzweckgebäudes verändert hat. Im Zuge des Dorferneuerungsprozesses habe sich damals herausgestellt, dass das Mehrzweckgebäude, welches Platz für Kindergarten, Kinderkrippe, Arztordinationen und Vereine bieten soll, auf dem Parkplatz vor dem Apparthotel mehr Sinn mache. Somit seien diese Einrichtungen näher am Ortszentrum angesiedelt, parken müsse man dafür halt rund 100 Meter weiter westlich auf dem Schotterplatz. Dieser sei im Raumordnungskonzept für die nächsten zehn Jahre auch als Parkplatz ausgewiesen und somit gesichert, betont der Bürgermeister, um so Spekulationen in Bezug auf den Verkauf des Areals entgegen zu treten.
"Das wird kein Palast für Veranstaltungen oder Konferenzen, sondern wir investieren hier in unsere Kinder",
bekräftigt Manzl sein Vorhaben. Befürchtungen von Sojer, dass durch die Grabungsarbeiten eventuell auch Schäden an den angrenzenden Gebäuden entstehen könnten, seien laut Bürgermeister durch ein Gutachten widerlegt. Man müsse die oberste 2-Meter-Schicht austauschen und eben auch eine Tiefgarage bauen, welche als Fundament diene und zur Stabilität beitrage.
Sojer ist nicht per se gegen Kindergarten oder -krippe. Neben einem Lärmanstieg befürchtet sie allerdings auch, dass der dörfliche Charakter und der Charme durch Großbauten wie diese nach und nach verloren gehe. Das höre sie von Gästen, die Ellmau bereits vor dem Bergdoktor-Hype kannten. Sojers Familie hat vor etlichen Jahre eine Abgabe entrichtet, damit ihnen einige öffentliche Parkplätze vor ihrem Hotel zur Verfügung standen. Wo ihre Gäste in Zukunft parken werden, stehe laut Sojer noch in den Sternen. Bei der Gemeinde hätte sie bereits vor einem Jahr angefragt, ob sie Parkplätze anmieten könne - ein Antwort blieb bis dato aus.
Alles eine Frage der Finanzierbarkeit
Auch beim Geld gehen die Meinungen auseinander. Im Vorjahr wurde im Gemeinderat einer "abgespeckten" Version des Gebäudes zugestimmt. Bgm. Manzl betont, dass dieses Projekt zwar kostenintensiv sei, die Gemeinde hätte allerdings immer noch genügend liquide Mittel, um den Grundaufgaben wie Wasserversorgung, Straßenbau oder Glasfaserverlegung nachzukommen. GV Gerhard Pohl (Liste Plus für Ellmau) sieht das gänzlich anders. Weitere Großprojekte wie der Zubau des Feuerwehrhauses für rund eine Million oder aber auch zusätzliche Anschlussstellen für die B178 sowie der Umbau der Volksschule für jeweils rund 3 Millionen seien in den nächsten Jahren umzusetzen. Momentan wisse man allerdings noch nicht einmal, wie viel die laufenden Kosten für das Mehrzweckgebäude ausmachen werden.
Pohl fordert daher ein Zentrum für rund 8 Millionen Euro - bereits realisierte Beispiele in dieser Dimension gebe es dafür in Kufstein und St. Johann. "Unlogisch" sei für Pohl auch, dass man beim Projekt selbst schon sehr weit sei, man aber immer noch keine Kreditzusage habe. Manzl hingegen sieht kein Problem, einen Darlehen von knapp 8 Millionen Euro zu erhalten und auch die Rückzahlungen stemmen zu können. "Ellmau hat zwischen 9 und 12 Millionen Euro Jahresbudget, da sind Rückzahlungen von 400.000 bis 450.000 Euro tragbar", so Manzl. (klau)
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