Neubauprojekt
Wasserrettung übt wegen Standort Kritik an Stadt Kufstein

Obfrau Andrea Stock-Müllner und Alexander Rossmair (1. Einsatzstellenleiterin Stellvertreter) von der Wasserrettung Kufstein und Umgebung erklären in einem Gespräch in der Einsatzstelle in der Carl-Schurff-Straße, warum es zum Facebook Posting kam.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Obfrau Andrea Stock-Müllner und Alexander Rossmair (1. Einsatzstellenleiterin Stellvertreter) von der Wasserrettung Kufstein und Umgebung erklären in einem Gespräch in der Einsatzstelle in der Carl-Schurff-Straße, warum es zum Facebook Posting kam.
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Wasserretter beziehen nach gescheitertem Neubauprojekt vorübergehende Einsatzstelle und sparen nicht mit Kritik an Kufstein. Bgm. Martin Krumschnabel spricht von "riesigem Vertrauensbruch". 

KUFSTEIN. Ein Einsatzzentrum direkt am Inn – das ist schon seit mehreren Jahren der Wunsch der Wasserrettung Kufstein und Umgebung. Dieser Tage bezogen die Wasserretter die neue, vorübergehende Einsatzstelle am Wendlinger Areal und taten ihren Unmut über die aktuelle Situation öffentlich auf sozialen Medien kund. Die Kritik richtete sich dabei gegen die Stadt Kufstein. 
Die Umsetzung eines neuen Standortes der Wasserrettung Kufstein und Umgebung beschäftigt Kufstein schon seit mehreren Jahren. Wegen Kündigung und Abbruch des bisherigen Standortes im ÖBB-Gebäude in Kufstein mussten die Wasserretter nun nach mehr als zwanzig Jahren weichen und präsentierten schon im Jahr 2018 im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung einen ersten Entwurf für das Zukunftsprojekt, das auf einem Grundstück, welches der Stadt Kufstein gehört, realisiert werden sollte. Die Kostenschätzung lag damals bei rund 500.000 bzw. in der Folge 700.000 Euro.

Baukosten stiegen an

Die Schätzung hielt aber nicht. Nachdem der Verein mit dem Projekt auf die Stadt Kufstein zukam, stellte sich nach einer Prüfung der Stadt heraus, dass die Kosten des Projektes bei 1,1 Millionen Euro liegen würden. Nach Gesprächen mit der Stadt Kufstein, den Gemeinden im Einzugsbereich der Wasserrettung und dem Land Tirol stand die Finanzierung. Nach einer positiven Bauverhandlung und -bewilligung zum Projekt begann die Ausschreibung der Gewerke, jedoch erhöhten sich dabei die Baukosten auf 1,7 Millionen Euro. Seitens der Stadt wäre man sogar bereit gewesen, die Erhöhung in Kauf zu nehmen, betonte Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel – die restlichen Finanzierungspartner erklärten sich jedoch nicht bereit "mehr" zu bezahlen. Der Bau wurde vorerst auf Eis gelegt.
Es tat sich für die Wasserretter auf die Empfehlung von Krumschnabel hin die Gelegenheit auf, zusammen mit Rotem Kreuz und Sozialsprengel einen gemeinsamen Neubau zu machen. Aber auch diese Pläne sind vorerst zurückgestellt, nachdem der Sozialsprengel "absprang" und es beim Roten Kreuz einen Führungswechsel gab. 

Beitrag auf Social Media

Nun kommt der Knackpunkt: Die Wasserretter führten – für eine Umsetzung am ursprünglich geplanten Areal am Inn – im April weiterhin Gespräche mit Baufirmen und wollten einer heimischen Zimmerei nun die Pläne vorlegen. Sie baten den Bürgermeister um Aushändigung der Pläne, damit das Angebot kalkuliert werden könnte. Dieser antwortete in einer E-Mail am 25. April. 

"Die Antwort von Bürgermeister Krumschnabel war jedoch ernüchternd: Die Stadtgemeinde hat das uns bereitgestellte Grundstück nun schon anderweitig verplant, und auch den Erlös des Verkaufs bereits im Budget berücksichtigt. Der Stadtrat wolle eine Synergie mit dem Roten Kreuz",

so die Wasserrettung in einem öffentlichen Beitrag am 30. April auf Social Media, der ohne Zweifel – zwischen den Zeilen gelesen – Kritik durchblitzen ließ. Zuvor habe der Bürgermeister noch davon gesprochen, „gemeinsam eine Lösung finden“ zu wollen, so die Wasserretter. Dazu postete die Wasserrettung Bilder von der Reinigung der „neuen Einsatzstelle“.

Für die Wasserretter stellt die derzeitige Einsatzstelle eine "letzte Lösung" dar.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Diese stellt für die Wasserretter die momentan "letzte Lösung" dar und verlangt ihnen einiges ab. Es gibt nur ein WC und keine Duschmöglichkeiten für die Wasserretter, auch eine Heizung fehlt. Neoprenanzüge würden bei Lagerung in diesen Räumen kaputt, sagen Obfrau Andrea Stock-Müllner und Alexander Rossmair (1. Einsatzstellenleiterin Stellvertreter). 
"Wenn das offen kommuniziert worden wäre, hätte sich unser Neubaubeauftragter viele Meter sparen können", erklärt Rossmair den Grund für den Unmut. "Unser Facebook-Posting war meines Erachtens nicht beleidigend, denn es waren Tatsachen", sagt Rossmair. 

"Es war nie unsere Intention, dass wir irgendjemanden beleidigen wollten, aber wir haben auch eine Odyssee hinter uns mit der Suche. (...) Ich brauche in den nächsten fünf Jahren eine Lösung",

sagt Stock-Müllner. Die aktuellen Räumlichkeiten müsse man ohnehin in spätestens drei Jahren räumen. 
Das Projekt sei schon "für alle" ab dem Zeitpunkt gescheitert gewesen, als niemand mitbezahlen wollte, erklärte indes Krumschnabel in der jüngsten Kufsteiner Gemeinderatssitzung. Nur deshalb sei die Idee aufgekommen, die Liegenschaft den Stadtwerken für Parkplätze zu übereignen. 

Zuerst Ehrung, dann Kritik 

Pikant ist die Angelegenheit auch deswegen, weil Krumschnabel wenige Tage zuvor ein Ehrenzeichen der Stadt Kufstein an Vereinsmitglied Michael Stock, der auch Landesleiter der Österreichischen Wasserrettung Tirol ist, verliehen hatte. Das im Rahmen eines Festaktes zur Jahreshauptversammlung der Österreichischen Wasserrettung und der 60-Jahr-Feier der Wasserrettung Tirol am 22. April.

Noch wenige Tage vor der Kritik überreichte Bürgermeister Martin Krumschnabel das Ehrenzeichen der Stadt Kufstein an Michael Stock für seine besonderen Dienste bei der ÖWR. | Foto: Stadt Kufstein/ Rauch
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Weniger "festlich" war die Reaktion Krumschnabels auf den kurz danach veröffentlichten Beitrag der Wasserretter:

"Diese Berichterstattung ist eine Frechheit. Die Stadt Kufstein war bislang bereit, gemeinsam mit den anderen Gemeinden und dem Land Tirol 1,1 Millionen Euro für eine neue Wasserrettungszentrale zur Verfügung zu stellen",

so Krumschnabel. Die Stadt bezahle zudem schon seit Jahren die Unterbringung (Jahresmiete) des Vereins bei den ÖBB. "Und jetzt am Wochenende beschwert sich die Wasserrettung wie mies das Ausweichlokal ist, das die Stadt Kufstein bezahlt", so Krumschnabel, der von einem "riesigen Vertrauensbruch" sprach.

"Ein Verein, der so reagiert (...) und die Politik die geholfen hat, so hinstellt, als wären wir gegen den Verein, da habe ich jegliches Vertrauen in die Führungsriege verloren", erklärte Bgm. Martin Krumschnabel. | Foto: Barbara Fluckinger
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Das Bauprojekt sei nicht an der Stadt Kufstein, sondern an den anderen Mitfinanciers gescheitert. Er habe beim Bundestag noch betont, dass man eine gemeinsame Lösung finden werde. Es sei zu diesem Zeitpunkt bekannt gewesen, dass die gemeinsame Lösung auf keinen Fall das Areal direkt am Inn sein könne. Dieses sei bereits im Budget für 2023 mit dem Verkauf an die Stadtwerke budgetiert.

"Ein Verein, der so reagiert (...) und der die Politik, die geholfen hat, so hinstellt, als wären wir gegen den Verein, da habe ich jegliches Vertrauen in die Führungsriege verloren",

so Krumschnabel. Man werde hinsichtlich der Sicherheit im Wasserbereich Alternativen prüfen müssen: man habe auch eine Feuerwehr, die ebenfalls einen Wasserdienst durchführe. 
"Grundsätzlich sind wir gesprächsbereit", erklärt Obfrau Stock-Müllner. Man suche das Gespräch und hätte den Bürgermeister auch zu einer Besichtigung vor Ort – einen Tag vor der Gemeinderatssitzung – eingeladen. "Wir waren immer dankbar für die Unterstützung, die wir von der Stadtgemeinde Kufstein bekommen haben", sagt Rossmair. 

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