Vertrag für Flüchtlingsunterbringung in Thiersee/Landl wird nicht verlängert

Der Vertrag für die Unterbringung von Flüchtlingen im Gasthof "zur Post" wird laut ÖVP nicht verlängert. | Foto: Bezirksblätter Archiv
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THIERSEE (nos). Im August wurden vom Bund 45 Flüchtlinge im Gasthof "Zur Post" in Landl einquartiert. Vor allem die Vorgangsweise des Innenministeriums und der gewählte Standort sorgten seither für Unmut. Betreut wurden die Flüchtlinge von der Schweizer ORS ("Organisation für Regie und Spezialaufträge") Service AG. Der Thierseer Bürgermeister Hannes Juffinger zeigt sich in einer Aussendung erleichtert: „Landl ist für eine Flüchtlingsunterbringung dieser Größenordnung absolut ungeeignet. Im Ortskern wohnen ungefähr 180 Personen – das Verhältnis passt einfach nicht. Auch wenn die Hilfsbereitschaft der Menschen groß ist, hat diese Situation doch starke Verunsicherung hervorgerufen.“ Nichts desto trotz steht Juffinger aber zu seinem Angebot, Flüchtlingsfamilien aufzunehmen: „Wir dürfen und werden sie nicht alleine lassen. Auch im Sinne der Flüchtlinge ist es aber wichtig, dass die Bevölkerung in diese Entscheidungen mit eingebunden wird und wir vom Innenministerium nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“

Parteien für kleinere Einheiten
In einer ersten Stellungnahme meint VP-Bezirksparteiobmann Alois Margreiter: „Es braucht eine gemeinsame Lösung, um die Flüchtlinge auf die Gemeinden des Bezirkes aufzuteilen und damit auch die Integration zu erleichtern.“ Der SPÖ-Bezirksvorsitzende Klaus Mairhofer betont, in Zukunft "muss es eine bessere Koordination zwischen Land und Bund geben. Es ist gut, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Das Heim ist viel zu groß für einen Ortsteil mit 180 Einwohnern. Man wird für kleinere Einheiten sorgen müssen. Es muss aber darauf geachtet werden, dass die Abwicklung schneller abläuft, um dann die Flüchtlinge an die Bundesländer aufzuteilen, wo sie dann für längere Zeit bleiben können." Auch die Thierseerin Isabella Gruber (Liste Fritz) nimmt die Nicht-Verlängerung "positiv zur Kenntnis, wenngleich damit das Problem nicht gelöst ist. Einerseits ist es eine Anmaßung, wenn über die Köpfe der Bevölkerung hinweg ein Platz für eine große Anzahl an Flüchtlingen verordnet wird, und andererseits hat das Beispiel in Thiersee auch gezeigt, dass ein starkes Solidaritätsbewusstsein bei den Einheimischen vorhanden ist und viele aktiv helfend eingegriffen haben, um die Situation gut zu meistern. Dass eine Vielzahl von Flüchtlingen geballt an einem abgelegenen Standort zu Schwierigkeiten führt, zeigt deutlich auch die derzeitige Situation in Fieberbrunn."
"Ich freue mich sehr, dass die Hilfsbereitschaft in der Gemeinde nach wie vor groß ist und Bürgermeister Juffinger für mehrere Flüchtlingsfamilien Unterbringungen in Thiersee sucht und biete hier auch gerne meine aktive Unterstützung an. In Zeiten wie diesen ist es unsere Pflicht, Menschlichkeit zu leben und Solidarität zu zeigen, wenn Hunderttausende aus Krisengebieten flüchten und bei uns um Asyl ansuchen. Ich bin mir sicher, dass der Bezirk die gemeinsam mit dem Land vereinbarte Quote an geeigneten Langzeitunterbringungen bis Ende des Jahres erfüllen kann", erklärt Bundesrätin Nicole Schreyer (Grüne).
Für Nationalrats-Abgeordnete Carmen Gartelgruber (FPÖ) ist die Schließung "absolut der richtige Schritt", nachdem der Standort "von Anfang an eine komplett falsche Wahl gewesen" sei: „Die Situation in Landl war die ganze Zeit weder für die Bewohner noch für die Gemeinde oder für die Flüchtlinge zufriedenstellend." Sie kritisiert auch, dass Bund und Land hier "unterschiedliche Standards" bei der Prüfung anwenden würden. Das Land Tirol sah Landl als ungeeignet an.

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